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29.01.2008 16:05

Hochschule Niederrhein integriert "Tourismus für alle" in ihr Studienangebot

Rudolf Haupt M.A. Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule Niederrhein - Niederrhein University of Applied Sciences

    Als erste Hochschule Deutschlands integriert die Hochschule Niederrhein das barrierefreie Reisen in ihr Studienangebot. In Kooperation mit der Nationalen Koordinierungsstelle (Natko) "Tourismus für alle" mit Sitz in Düsseldorf werden die Studierenden des Studiengangs "Catering, Tourismus und Hospitality Services" in Mönchengladbach für die Bedürfnisse von behinderten Touristen sensibilisiert und in der Konzeption und Durchführung barrierefreier Angebote unterwiesen. Das erste viertägige Blockseminar fand jetzt unter Leitung von Prof. Dr. Andreas Sandermann mit den Natko-Referenten Johann Kreiter und Dr. Rüdiger Leidner statt. Im Rollstuhl sitzend der eine, blind der andere, erleben sie die Barrieren im Urlaub nicht nur am eigenen Leib, sondern verstehen auch, sie zu vermitteln: Die Studierenden bekamen im praktischen Teil des Seminars die Aufgabe, sich einmal selbst in einem Hotel im Rollstuhl bzw. die Sehfähigkeit einschränkender Brille zu bewegen.

    "In Nordrhein-Westfalen ist kein Hotel barrierefrei", geht Leidner, der im Bundeswirtschaftsministerium mit Tourismusfragen befasst ist, mit den Hoteldirektoren hart ins Gericht. Zwar würden sich im Deutschen Hotelführer zahlreiche Häuser als "barrierefrei" bezeichnen, in der Realität würde dieser Anspruch aber häufig nicht eingelöst. Dabei kostet es, wie in einer Diplomarbeit an einer anderen Hochschule errechnet wurde, nur 711 Euro, um ein Hotel behindertengerecht nachzurüsten. Wie das für Sehbehinderte und Blinde aussehen könnte, beschreibt Leidner so: "Taktile Zimmernummer, taktile Orientierung im Eingangsbereich, zum Beispiel ein Teppich mit dreidimensionaler Struktur, ein Aufzug mit Sprachausgabe, Türrahmen mit taktilen Etagennummer, eine kontrastreiche Gestaltung insgesamt". Das würde auch alten Menschen mit Sehproblemen helfen. Die Psychologie spielt dabei eine große Rolle. "Wenn es nicht für Behinderte ist, nehmen auch 'Normaltouristen' den Komfort gern in Anspruch. Das Interieur darf nicht nach Krankenhaus aussehen". Eine Zusammenarbeit mit Prof. Nicolas Beucker und seinen Studierenden des Social Design kann sich Prof. Sandermann deshalb gut vorstellen.

    Für knapp sieben Millionen Menschen in Deutschland beziehungsweise knapp 50 Millionen Menschen in Europa stellt Reisen eine besondere Herausforderung dar. Gehbehinderte Menschen, Menschen im Rollstuhl, sehbehinderte und blinde Menschen, schwerhörige und gehörlose Menschen, Menschen mit geistiger Behinderung und viele mehr treffen beim Reisen immer wieder auf Barrieren: Unüberwindbare Stufen und Treppen, zu enge Durchgänge, fehlende akustische Signale oder auch fehlendes Verständnis für die individuellen Bedürfnisse der reisenden Menschen mit Behinderung.

    Zählt man zu den schwer behinderten Menschen noch die Reisenden mit leichten Behinderungen oder temporären Aktivitätsbeeinträchtigungen - so zum Beispiel nach einem Unfall oder einer Operation oder Eltern mit Kinderwagen - dazu, wird schnell deutlich, dass fast jeder Reisende auf Barrieren und unüberwindbare Hindernisse im Urlaub stoßen kann. Angesichts des demografischen Wandels wird ebenso deutlich, dass immer mehr ältere Menschen in unserer Gesellschaft leben und diese ebenso besondere Ansprüche an Zugänglichkeit, Komfort und Service im Tourismus haben.

    Insofern ist Barrierefreiheit für 10 % der Bevölkerung zwingend erforderlich, für über 30 % hilfreich und für 100 % komfortabel.

    Touristische und kulturelle Angebote sollten für alle Menschen zugänglich sein und somit auch die Grundbedürfnisse von Menschen mit Behinderungen oder temporären Aktivitätsbeeinträchtigungen beachten. Die Umsetzung eines barrierefreien Tourismus hat selbstverständlich auch eine ökonomische Bedeutung. Durch die Umsetzung von mehr Barrierefreiheit und Servicequalität können neue Zielgruppen - Menschen mit Behinderung, temporär aktivitätseingeschränkte und ältere Menschen mit einem besonderen Anspruch an Komfort und Service - erschlossen und das vorhandene Marktpotenzial genutzt werden. Mit dieser Botschaft wollen die Referenten des Natko, wie sie es ausdrückten, die "Hoteldirektoren von morgen aus der Hochschule Niederrhein infizieren".


    Weitere Informationen:

    http://www.natko.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Verkehr / Transport, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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