Haarausfall ist bei Männern weit verbreitet. Verantwortlich sind neben Umweltfaktoren die Gene. Eine Erbanlage wurde bereits identifiziert, die zum frühzeitigen Verlust des Haupthaares führt. Man weiß aber, dass noch weitere beteiligt sind. Welche das sind, versuchen momentan Wissenschaftler verschiedener deutscher Hochschulen unter Leitung der Universitäten Bonn und Düsseldorf herauszufinden. In einer aktuellen Publikation stellen sie nun mehrere Erbgutregionen vor, die an der Entstehung der Kahlköpfigkeit beteiligt zu sein scheinen. Der heißeste Kandidat ist ein Bereich auf Chromosom 3. Die Studie erscheint am 7. März im "American Journal of Human Genetics". Sie ist auch für die Herzinfarkt-Forschung interessant: Kahlköpfige Männer tragen ein erhöhtes Risiko, an Arteriosklerose zu erkranken.
Bei manchen Männern beginnt der schleichende Haarverlust schon im Teenager-Alter: Im gleichen Maße, in denen ihr Bart zu sprießen beginnt, wird ihr Haupthaar schütterer. Über kurz oder lang bleibt kaum ein Vertreter des starken Geschlechts von der "androgenetische Alopezie", abgekürzt AGA, verschont: Unter den 70-jährigen sind rund 80 Prozent betroffen. Dabei ist Haarausfall nicht nur ein kosmetisches Problem: "In der Literatur wird für Betroffene ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck, Herzinfarkt und Übergewicht diskutiert", betont Dr. Axel Hillmer vom Life&Brain-Zentrum an der Universität Bonn. Auch deshalb ist die Suche nach den genetischen Ursachen so wichtig: Die beteiligten Erbanlagen spielen möglicherweise ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Entstehung gefährlicher Volkskrankheiten.
Den Kooperationspartnern aus Bonn und Düsseldorf ist nun ein wichtiger erster Fahndungserfolg gelungen: Sie haben die Position der möglichen Kandidaten-Gene gewissermaßen "eingekreist". Keine triviale Aufgabe: Etwa 30.000 Erbanlagen umfasst die genetische Bauanleitung eines jeden Menschen. Nur von einem Bruchteil kennt man heute die Funktion. Viele Gene übernehmen im Organismus zudem mehrere Rollen. "Wir haben 95 Familien untersucht, in denen jeweils mindestens zwei Söhne unter frühzeitigem Haarausfall litten", erklärt Hillmer. "Dabei konnten wir 14 Regionen identifizieren, in denen möglicherweise Erbanlagen für Haarwachstum und Haarausfall sitzen."
Jede dieser Regionen enthält jedoch noch mehrere Dutzend Gene - zu viele für eine detaillierte Analyse. Die Forscher konzentrieren sich bei ihren weiteren Untersuchungen denn auch zunächst auf ihren "heißesten Kandidaten": Einen Abschnitt auf Chromosom 3, auf dem 34 Erbanlagen liegen. "Keines dieser Gene wird bislang mit der Biologie des Haares in Verbindung gebracht", sagt Dr. Roland Kruse von der Universitäts-Hautklinik Düsseldorf. "Von einem Gen weiß man aber immerhin, dass es bei Alterungsprozessen eine Rolle spielt. Ein zweites bewirkt möglicherweise ein erhöhtes Risiko für Übergewicht - ein Merkmal, unter dem Männer mit Haarausfall häufiger leiden als Menschen mit normalem Haarwuchs. Diese beiden Erbanlagen erscheinen uns für weitere Studien daher am aussichtsreichsten."
Wie geht es weiter?
Die Forscher wollen nun bei möglichst vielen Männern mit frühzeitigem Haarausfall vor allem diese beiden Gene genauer unter die Lupe nehmen. Stoßen sie dabei auf eine Genvariante, die bei Kahlköpfigen häufiger vorkommt als normal, könnte sie die Ursache für den Haarverlust sein. "Im nächsten Schritt gilt es herauszufinden, welche Funktion die Erbanlage in der Biologie des Haares spielt", erklärt Dr. Hillmer.
Für die nächsten Schritte suchen die Mediziner daher Männer unter 39 Jahre mit Haarausfall sowie Männer über 60 Jahre mit vollem Haar. Für die Teilnahme an der Studie sind lediglich eine Blutprobe und ein Foto vom behaarten Kopf erforderlich. Die Teilnehmer erhalten eine Aufwandsentschädigung. Nähere Informationen sind bei Dr. Roland Kruse, Dr. Sandra Hanneken oder Dr. Sibylle Eigelshoven, Universitäts-Hautklinik Düsseldorf, Telefon 0211/8116360 oder E-Mail Roland.Kruse@med.uni-duesseldorf.de erhältlich.
Kontakt:
Dr. Axel Hillmer
Life & Brain Zentrum Universität Bonn, Abteilung für Genomik
Telefon: 0228/6885-444
E-Mail: axel.hillmer@uni-bonn.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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