Enzyklopädie über Massengewalt geht ins Netz
Am 3. April 2008 wurde in Anwesenheit von Simone Veil, der ehemaligen Ministerin und Präsidentin des Europaparlaments, die weltweit erste Online-Enzyklopädie über Massengewalt http://www.massviolence.org in einem feierlichen Akt in der Universität Sciences-Po in Paris freigeschaltet.
Die Enzyklopädie wurde seit 2004 von einer internationalen Gruppe von Forschern unter der Leitung des Historikers und Politologen Prof. Jacques Sémelin, Forschungsdirektor am CNRS (Centre National de la Recherche Scientifique), vorbereitet und entwickelt.
Die Enzyklopädie ist ein einzigartiges Projekt. Sie ist die erste im WWW verfügbare Datenbank, die sich inhaltlich vornehmlich auf Massengewalt im 20. Jahrhundert bezieht. Sie enthält einen länderspezifischen chronologischen Index, verschiedene Fallstudien, ein Glossar, theoretische Beiträge sowie interaktive Karten und Illustrationen. Die Datenbank wird kontinuierlich vervollständigt und ergänzt.
Die Arbeitsgruppe entschied sich für die Verwendung des Begriffs der Massengewalt, da er neutraler und weiter gefasst ist als der Genozidbegriff. Der Begriff Massengewalt erstreckt sich auch auf Erscheinungsformen menschlicher Destruktivität, deren Gründe in erster Linie politischer, sozialer, religiöser oder kultureller Natur sind. Aggressionshandlungen zwischen Kombattanten sind jedoch von ihm nicht erfasst, wohl aber Gewalthandlungen in Kriegs- oder Friedenszeiten, die die Zivilbevölkerung direkt oder indirekt in großem Ausmaß treffen.
Die verschiedenen Einträge der Enzyklopädie werden ausschließlich von anerkannten Wissenschaftlern verfasst und vor ihrer Freischaltung sorgfältig geprüft. Einträge, etwa von Besuchern der Seite, sind nicht möglich, wodurch eine Instrumentalisierung der Inhalte zu politischen Zwecken oder im Sinne von spezifischen Interessen einer Gemeinschaft ausgeschlossen werden sollen.
Das Projekt ist an der Universität Sciences-Po und der dortigen Forschungsstelle des CERI (Centre d'Etudes et de Recherches Internationales) angesiedelt und wird u. a. vom CNRS und von der Stiftung "Mémoire de la Shoa" unterstützt. Weitere Partner des Projekts sind das Hamburger Institut für Sozialforschung, die Communauté urbaine du grand Nancy und das Mémorial von Caen.
Das Internationale akademische Advisory Board hat 29 Mitglieder, das Steering Committee besteht aus 14 Mitgliedern, unter ihnen ist auch Dr. Gerd Hankel vom Hamburger Institut für Sozialforschung. Informationen über die Mitglieder der einzelnen Gremien finden Sie unter: http://www.massviolence.org/pages/about_us.htm
Alle Beiträge der Enzyklopädie liegen auf Englisch vor. Es ist zudem beabsichtigt, die Informationen zu einem Land auch in der jeweiligen Landessprache zugänglich zu machen.
Die Enzyklopädie richtet sich nicht nur an Forscher, Lehrende und Studenten, sondern auch an Journalisten, Juristen, Mitglieder humanitärer Organisationen, Experten für internationale Beziehungen und selbstverständlich an jeden, der sich für eine analytische Darstellung eines Massakers interessiert. Die Enzyklopädie ist auch ein Ort der Erinnerung: an die destruktiven Seiten der Menschheitsgeschichte.
Die Seite ist frei zugänglich und kostenlos. Daher ist das Projekt auf öffentliche und private Unterstützung und Spenden angewiesen.
Sollten Sie weitere Informationen benötigen oder ein Kontakt zu den Organisatoren der Website wünschen, wenden Sie sich bitte an:
Hamburger Institut für Sozialforschung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
Dr. Regine Klose-Wolf
Mittelweg 36, 20148 Hamburg
0049-40-414097-12, EMAIL presse@his-online.de
oder an:
Online Encyclopedia of Mass Violence, Sciences-Po/CERI, Project Manager, Nathalie Tenenbaum
56 rue Jacob, 75006 Paris, France
0033-1-58 71 70 32, EMAIL nathalie.tenenbaum@massviolence.org
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Politik, Recht
überregional
Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).