Stiftung vergibt die ersten beiden "Harvard-Fellowships". - Zwölf Monate lang können zwei exzellente junge Postdoktoranden aus den Geisteswissenschaften jetzt am Humanities Center der Harvard University arbeiten.
Eine Zeit lang an der Harvard University in den USA wissenschaftlich arbeiten können? Das wünschen sich sicherlich viele Forscherinnen und Forscher. Für eine junge Geisteswissenschaftlerin und einen jungen Geisteswissenschaftler wird dieser Wunsch nun wahr - beide haben sich durchgesetzt in einem Kreis von 25 Bewerberinnen und Bewerbern, die sich gleich zum ersten Stichtag der neuen Förderinitiative der VolkswagenStiftung um den Arbeitsaufenthalt am "Humanities Center" der international renommierten Wissenschaftseinrichtung beworben hatten. Wir stellen Ihnen die beiden Nachwuchsforscher und ihre Projekte im Folgenden kurz vor (im Anschluss der Presseinfo weitere Informationen zu den "Fellowships at Harvard").
Dr. Julia Wilker vom Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften der Freien Universität Berlin nimmt das Klassische Griechenland und dort das 4. Jahrhundert v. Chr. ins Visier. Ihr Ziel ist es, zu einem tiefer gehenden Verständnis der politischen und geistigen Veränderungen dieser Zeit zu gelangen. Das 4. Jahrhundert v. Chr. gilt als Periode des Übergangs, geprägt von zwischenstaatlichen Konflikten und Rivalitäten. Es stellt aber auch eine Epoche der Neuerungen und Entwicklungen dar insbesondere mit Blick auf die Ausgestaltung der Beziehungen zwischen verschiedenen Staaten. Zu den bedeutendsten dieser Neuerungen zählen vor allem die Abschlüsse von Friedensverträgen, die Versuche, zu einer übergreifenden Friedensordnung zu gelangen - und die Entdeckung des Friedens als eines eigenständigen Wertes überhaupt.
Mit daran anknüpfenden Fragen, mit den Ideen und Konzepten einer übergreifenden Regelung der außen- und innenpolitischen Beziehungen im Griechenland jener Zeit beschäftigt sich Julia Wilker in ihrem Forschungsprojekt. Die Antworten sollen ihr zum einen als Ausgangspunkt dienen für die weitere Einordnung und Bewertung der entscheidenden Entwicklungen in dieser wichtigen Epoche. Andererseits dürfte auch der Sprung in die Jetztzeit von Bedeutung sein. Angesichts der internationalen Probleme des beginnenden 21. Jahrhunderts und insbesondere mit Blick auf die aktuellen Herausforderungen auf dem Gebiet der Sicherheitspolitik ist die Aktualität einer Untersuchung offensichtlich, die den frühen Grundlagen außenpolitischer Ordnungskonzepte nachgeht und deren Auswirkungen bis in die Gegenwart aufspürt.
Kontakt
Dr. Julia Wilker
Telefon: 030 838 53 633
E-Mail: julia.wilker@fu-berlin.de
Das Thema von Dr. Markus Krajewski von der Bauhaus-Universität Weimar ist die Geschichte des Dieners vom 18. Jahrhundert bis heute - wobei "Diener" durchaus im umfassenderen Sinne zu verstehen ist. Die Leitfrage seiner Untersuchung geht davon aus, dass sich mit dem Verschwinden des Dieners in "menschlicher" Form entsprechende Funktionen verlagert oder übertragen haben. Soll heißen: Der Service, mit dem einstmals persönliche Gehilfen aufzuwarten wussten, ist heute delegiert an technische Geräte und Strukturen, die unseren Alltag wie unsere Kommunikationsweise maßgeblich bestimmen. Doch wie lässt sich dieser Umbruch beschreiben? Welchem Wechsel unterliegt der Status des Akteurs, und welche kulturtechnischen Veränderungen folgen daraus, wenn sich etwa der Bote anschickt, vom Telegrafendraht abgelöst zu werden?
Krajewski fragt nach den Zusammenhängen der beiden Sphären: ausgehend von der historischen Figur des Dieners einerseits bis hin zu den Konfigurationen von Dienstleistungen samt ihrer Beschreibung in virtuellen Welten andererseits. Wie lassen sich die Etappen charakterisieren, zu denen Umbrüche stattfinden? Wie gestalten sich diese? So soll es letztlich darum gehen, die komplexe Entstehung unserer heutigen Dienstleistungsgesellschaft besser zu verstehen.
Kontakt
Dr. Markus Krajewski
Telefon: 03643 58 38 40
E-Mail: markus.krajewski@medien.uni-weimar.de
Hintergrund Harvard-Fellowships:
Die VolkswagenStiftung hat erstmals für das Jahr 2008 - in Kooperation mit dem Humanities Center der Harvard University - ihre "Fellowships für Postdoktorandinnen und -doktoranden aus den Geisteswissenschaften am Humanities Center der Harvard University" ausgeschrieben. Gefragt sind junge, hochqualifizierte Postdoktoranden aus deutschen Hochschulen, die ihre Forschungskompetenz und ihr Forschungsprofil auf einem zukunftsweisenden geisteswissenschaftlichen Gebiet international stärken und weiterentwickeln wollen. Am Humanities Center der Harvard University können sie für jeweils ein Jahr in einem attraktiven akademischen Umfeld geisteswissenschaftlich arbeiten und dabei auf die dortigen Bibliotheken, Archive und weitere Forschungs- und Kommunikationsangebote zurückgreifen.
Das Humanities Center genießt international einen hervorragenden Ruf, begründet durch Forschungsleistungen, Vortrags- und Vorlesungsreihen, Konferenzen, Tagungen, Workshops und Seminare zu einem breitgefächerten Themenspektrum. Insbesondere bietet es als wissenschaftliche und intellektuelle Plattform auch vielfältige informelle Möglichkeiten zum Gedankenaustausch und zu gemeinsamer wissenschaftlicher und künstlerischer Arbeit - nicht zuletzt mit Blick auf die gesamte Harvard University. Besonderes Anliegen ist dabei die Förderung von Kontakten und Kooperationen zwischen den Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften. Darüber hinaus gehört es zu den Zielen des Centers, die Bedeutung der Geisteswissenschaften für die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen unserer Zeit augenfällig und verständlich zu machen.
Für die Jahre 2009 bis 2011 plant die Stiftung drei weitere Ausschreibungsrunden ihrer "Fellowships at Harvard".
Kontakt
VolkswagenStiftung
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Christian Jung
Telefon: 0511 8381 - 380
E-Mail: jung@volkswagenstiftung.de
Förderinitiative "Harvard Fellowships"
Dr. Gudrun Tegeder
Telefon: 0511 8381 289
E-Mail: tegeder@volkswagenstiftung.de
Der Text der Presseinformation steht im Internet zur Verfügung unter http://
http://www.volkswagenstiftung.de/service/presse.html?datum=20080415
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Informationstechnik, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Politik, Recht
überregional
Forschungsprojekte, Wissenschaftspolitik
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).