Heute werden bei der 9. UN-Konferenz zur Biologischen Vielfalt in Bonn im Beisein von EU-Umweltkommissar Stavros Dimas und Bundesumweltminister Sigmar Gabriel erste Ergebnisse einer Studie zu den weltwirtschaftlichen Kosten der Naturzerstörung vorgestellt, die sich auch auf Forschungsarbeiten von Wissenschaftlern der Leuphana Universität Lüneburg stützt.
Die drängenden Fragen im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Bedeutung von Ökosystemen und Biodiversität lauten: Was wird der Verlust der Artenvielfalt auf Dauer kosten? Wie viel müssten Volkswirtschaften jetzt investieren, um diesen Schwund zu bremsen? Und welche Kosten kommen durch Nichthandeln auf uns zu? Die Vorstudie zur Ökonomie von Ökosystemen und Biodiversität (TEEB - The Economics of Ecosystems and Biodiversity), in die die Arbeit der Leuphana Wissenschaftler eingeflossen ist, entstand unter der Leitung von Pavan Sukhdev, Chef des Londoner "Global Market Centre" der Deutschen Bank. Das Bundesministerium für Umwelt und die Europäische Kommission hatten sie in Auftrag gegeben.
"Die weltweiten Ökosysteme erbringen eine ganze Reihe enorm wichtiger Dienstleistungen für Menschen" erklärt Professor Dr. Stefan Baumgärtner, Leiter des Lehrstuhls für Nachhaltigkeitsökonomie an der Leuphana Universität Lüneburg. "Die Bestäubung von Pflanzen durch Bienen, Wasserreinigung durch Schilfauen und Uferböschungen, Hochwasserschutz durch Mangrovenwälder - das alles hat auch einen enorm hohen wirtschaftlichen Wert". Nach ersten Schätzungen des Teams um den Finanzexperten Pavan Sukhdev liegt der ökonomische Wert solcher Dienstleistungen, die allein in den weltweiten Naturschutzgebieten des Festlandes produziert werden, bei etwa fünf Billionen US-Dollar jährlich. Zum Vergleich: der weltweite Umsatz der Automobilindustrie beträgt 1,9 Billionen US-Dollar jährlich.
Die Lüneburger Wissenschaftler untersuchen in ihrer Forschung den sogenannten Versicherungswert der Biodiversität. "Intakte und vielfältige Ökosysteme funktionieren wie eine Versicherung gegenüber Umweltrisiken" erklärt Stefan Baumgärtner. "Sie stabilisieren zum Beispiel Ernteerträge oder den Wasserpegel in Flüssen, und sie schützen vor Extremereignissen wie zum Beispiel Hochwasser." Der nachhaltige Umgang mit Ökosystemen ist also nicht nur gut für die Natur sondern liegt auch im wirtschaftlichen Interesse des Menschen. Das gilt insbesondere in den armen Ländern der Welt, wo die Bevölkerung besonders unter dem Verlust der natürlichen Versicherungsfunktionen leidet und keinen Zugang zu funktionierenden Finanz- und Versicherungsmärkten hat. Gemeinsam mit Ökologen des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung Leipzig untersuchen die Lüneburger Ökonomen diese Zusammenhänge anhand verschiedener Beweidungssysteme in Namibia - einem Land, dessen Umweltbedingungen großen Schwankungen unterworfen und deshalb von großer Unsicherheit geprägt sind.
Insgesamt zeigt sich, so das Zwischenfazit der heute vorgestellten Studie, dass wirksamer Naturschutz sich auch ökonomisch rechnet. "Die Zeiten, in denen sich Ökonomie und Ökologie unversöhnlich gegenüberstanden, sind lange vorbei", meint Baumgärtner.
http://www.leuphana.de/noe
http://www.bmu.de/naturschutz_biologische_vielfalt/un-konferenz_2008/kurzinfo/do...
http://www.cbd.int/cop9
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Gesellschaft, Informationstechnik, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
Deutsch
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