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07.07.2008 13:43

Neues aus alten Archiven - Zur Geschichte der chemischen Industrie

Dr. Renate Hoer Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

    Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) und die Merck KGaA laden zur neunten Tagung des Industriekreises der GDCh-Fachgruppe Geschichte der Chemie, zu "Zeitzeugen-Berichte IX", nach Darmstadt in die historische Bibliothek der Firma Merck ein. Vom 10. bis 12. September werden in die Berichte über die Entwicklung der chemischen Industrie nach dem 2. Weltkrieg die persönlichen Berufserfahrungen der Referenten einfließen. Vorgestellt werden Unternehmen oder einzelne ihrer Arbeitsgebiete, Technologieentwicklungen und ehemalige Forschungsprojekte sowie Biografien von Industriechemikern. Wie zu den vorangegangenen Tagungen wird auch zu "Zeitzeugen-Berichte IX" eine GDCh-Monografie mit allen Vorträgen erscheinen.

    Merck gehört zu den ältesten Chemieunternehmen der Welt. So ist es nicht verwunderlich, dass im Firmen-Archiv, das seit 1905 stetig erweitert wird, Dokumente und vielfältiges Museumsgut aus fünf Jahrhunderten lagern, dort erfasst, strukturiert und bewertet werden. Heute leitet das Archiv, das unter dem Namen "Merck Corporate History" die gesamte Unternehmensgruppe umfasst und die Identität, Bekanntheit und Akzeptanz der Gruppe fördern soll, Dr. Sabine Bernschneider-Reif. Sie stellt dieses moderne Archiv-Konzept auf der Tagung vor. In anschließenden Vorträgen wird ein Rückblick auf den Pharma-Vertrieb der Firma Merck in den Jahren 1950 bis 1975 gegeben, und ein ehemaliger Mitarbeiter der Firma Merck berichtet über seine zwanzigjährige Tätigkeit als Betriebsratsvorsitzender.

    Dr. Holger Andreas entführt die Tagungsteilnehmer gedanklich in den nahe gelegenen Odenwald, nach Marienberg im Lautertal. Dort war 144 Jahre lang eine Chemiefabrik der weitaus wichtigste Arbeitgeber. Gegründet 1852 als Blaufarbenfabrik erlebte sie eine wechselvolle Geschichte mit mörderischen Preiskämpfen, Weltwirtschaftkrise und zwei Weltkriegen. 1970 übernahm die Firma Geigy das Werk, das damals bereits auch Kunststoffadditive herstellte. Nach der Fusion von Geigy mit Ciba hieß es Ciba-Geigy Marienberg GmbH. Es stellte 1974 seine Ultramarinproduktion ein. In den Folgejahren waren bis zu 512 Mitarbeiter im Lautertaler Werk beschäftigt. 1996 wurde es jedoch geschlossen, weil die Produktion in das verkehrsgünstigere Lampertheim verlegt wurde. Im Lautertal entstand ein Gewerbepark.

    Die jetzige Rütgers Chemicals Gmbh hat ihren Ursprung vor etwa 160 Jahren, als die ersten Teeröl getränkten Schwellen vom Imprägnierwerk Essen geliefert wurden. Julius Rütgers gründete dann 1897 die Teerproduktenfabrik Rauxel-Westfalen. Dr. Gerd Collin berichtet über die wechselvolle Geschichte eines Unternehmens, das noch immer seinen Stammsitz im nordrhein-westfälischen Castrop-Rauxel hat und dort die weltweit größte Steinkohlenteerraffinerie betreibt.

    Karl Liebknecht - den Namen kennt jeder. Aber Otto Liebknecht? Er war Karls Bruder, geboren 1876 in Leipzig, gestorben 1949 in Potsdam. Dazwischen war er u.a. 20 Jahre lang Chefchemiker der Deutschen Gold- und Silber-Scheideanstalt, der späteren Degussa AG, in Frankfurt, 14 Jahre lang Chefchemiker der Permutit AG in Berlin und am Ende seiner beruflichen Laufbahn Berater der Essener Th. Goldschmidt AG. Er galt als begnadeter, aber auch streitbarer Chemiker, wie Dr. Andrea Hohmeyer zu berichten weiß.

    Dieser ausführlichere Blick auf das Programm sei durch Stichworte aus den weiteren Vorträgen ergänzt: Reifentechnologie, Kleb- und Dichtstoffe nach dem 2. Weltkrieg, industrielle Gemeinschaftsforschung auf dem Gebiet der Kunststoffe, Forschung zu Hochleistungskeramiken an der Akademie der Wissenschaften der DDR, Umweltschutz in der Hoechst AG im Spannungsfeld von Technologie, Politik und Ideologie, der Patentstreit über das Pigment Rosa E zwischen Hoechst und Dupont in der 1970er Jahren und das analytische Problem der Charakterisierung komplexer Kohlenwasserstoffgemische. Abschließend berichtet der Programmgestalter der Tagung, Dr. Herbert Bode aus Dessau, über eine verhinderte Hochschullaufbahn in der DDR.

    Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) gehört mit über 28.000 Mitgliedern zu den größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften weltweit. Sie hat 25 Fachgruppen und Sektionen, darunter die Fachgruppe Geschichte der Chemie. Der Industriekreis der Fachgruppe hat zum Ziel, der Geschichte der chemischen Industrie und Technologie einen höheren Stellenwert zu verleihen.


    Weitere Informationen:

    http://www.gdch.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Geschichte / Archäologie, Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Publikationen, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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