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16.07.2008 14:38

Verbessern Newsdesks journalistische Qualität? - Studie über Redaktionsarbeit im Wandel gewinnt HMS-Medienpreis

Sabine Lucht Kommunikation und Marketing
Hamburg Media School

    Zeitungsredaktionen werden in den letzten Jahren verstärkt umstrukturiert. Redaktionen heißen häufig Newsroom, Editor und Reporter teilen sich die Aufgaben eines Redakteurs und arbeiten gemeinsam am Newsdesk. Inwiefern innovative Redaktionsmodelle die journalistische Arbeit und Berichterstattung einer Zeitung beeinflussen, untersuchte Angela Kauer in ihrer Magisterarbeit und gewann damit den Medienpreis 2008 der Hamburg Media School (HMS). Die Absolventin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz erkannte, dass allein die Einrichtung eines Newsdesks journalistische Qualität nicht automatisch steigert. Redaktionelle Strukturen, Kommunikations- und Arbeitsabläufe sowie die inhaltliche Ausrichtung der Zeitung müssen vielmehr regelmäßig überprüft und weiterentwickelt werden.

    Wachsender Wettbewerb, sinkende Auflagenzahlen, technische Innovationen - aktuell zwingen veränderte Rahmenbedingungen immer mehr Zeitungsredaktionen dazu, sich umzustrukturieren. Die Einrichtung von Newsdesks als neue Form der Arbeitsorganisation ist eine Reaktion: Zentrale Nachrichtentische prägen das Redaktionsbild, Redakteure werden funktional in Editoren und Reporter eingeteilt. Befürworter und Kritiker sind sich uneinig über die Effektivität der Newsdesks: Verbessert sich die journalistische Qualität durch die veränderten Strukturen? Wie wirkt sich das Redaktionsmodell auf die Tätigkeitsprofile der Journalisten, auf die Kompetenzverteilung innerhalb der Redaktion und die journalistischen Produkte selbst aus?

    Diskrepanz zwischen Selbstwahrnehmung der Journalisten und tatsächlichen Veränderungen

    Angela Kauer, Absolventin bei Prof. Dr. Jürgen Wilke vom Institut für Publizistik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, ging diesen Fragen nach und analysierte in ihrer Abschlussarbeit die Auswirkungen der Newsdesk-Einrichtung auf die Redaktionsstrukturen der Allgemeinen Zeitung Mainz. Ihre qualitative Befragung ergab, dass die Newsdesk-Akteure mehr Vorteile in der Umstrukturierung sehen als es tatsächlich gibt. Die Journalisten erkannten vermeintlich verbesserte Kommunikationswege, flexiblere Themenplanungsmöglichkeiten, in Bezug auf ihr Tätigkeitsprofil einen höheren Eigenrecherche-Anteil und insgesamt eine gesteigerte Qualität der Printprodukte. Diese Einschätzungen der Newsdesk-Akteure stimmen nur zum Teil mit den Ergebnissen der anschließend durchgeführten Inhaltsanalyse überein: Zwar zeige sich eine bessere Übersichtlichkeit und Erschließbarkeit der Zeitungsseiten und es gelinge häufiger, Themen mit überregionaler Bedeutung zu regionalisieren. Der Eigenanteil der Rechercheleistung der Journalisten sei allerdings nur unwesentlich gestiegen. Außerdem greife die Redaktion überwiegend dieselben Themen auf wie vor der Einrichtung des Newsdesks. Die Berichterstattung werde stärker an den Wünschen der Leser ausgerichtet, kreise dabei verstärkt um konkrete Akteure und werde mit affektiven Fotos illustriert. Es zeige sich alles in allem, dass sich die journalistische Qualität durch die Einrichtung von Newsdesks nicht unbedingt erhöht.
    Die Abschlussarbeit überzeugte die hochkarätig besetzte Jury des mit 1.500 Euro dotierten HMS-Medienpreises. Medienjournalist Kuno Haberbusch lobte in seiner Laudatio die "plausible und ausführliche Dokumentation der Diskrepanz zwischen der Selbstwahrnehmung der Newsdesk-Akteure und den tatsächlichen Veränderungen durch die Einführung von Newsdesks".

    Die Hamburg Media School verleiht den Medienpreis seit 2005. In diesem Jahr hatten sich mehr als 100 Absolventen unterschiedlicher Fachbereiche mit ihren qualitativ hochwertigen Arbeiten beworben, 15 von ihnen kamen in die Endrunde. Mit dem HMS-Medienpreis werden wissenschaftliche Arbeiten ausgezeichnet, die einen starken Medienbezug aufweisen und sich thematisch möglichst mit einem der drei Ausbildungsbereiche der HMS beschäftigen: Medienmanagement, Journalismus oder Film. Ziel ist es, die herausragenden Arbeiten deutschsprachiger Hochschulabsolventen einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die HMS möchte Nachwuchswissenschaftler dazu motivieren, ihre Forschungsergebnisse nicht ungesehen im Regal verschwinden zu lassen.

    Gerne beantwortet die Gewinnerin des HMS-Medienpreises Fragen zu ihrer Studie und steht für Interviews zur Verfügung. Bei Interesse melden Sie sich bitte bei der HMS-Pressestelle: Sabine Lucht, Anneke Plaß, Finkenau 35, 22081 Hamburg, Tel.: 040/ 413 468-12 oder -46, Fax: 040/ 413 468-10, s.lucht@hamburgmediaschool.com, a.plass@hamburgmediaschool.com


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Studium und Lehre
    Deutsch


     


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