idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
28.07.2008 12:37

Multiple Sklerose: Neues MRT- Kontrastmittel ermöglicht Diagnose im frühen Krankheitsstadium im Tiermodell

Dr. Annette Tuffs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Heidelberg

Erfolgversprechende Therapien können rechtzeitig eingesetzt werden / Wissenschaftlerteam aus Heidelberg und Würzburg veröffentlicht in Zeitschrift "Brain"

Im Tiermodell der Multiplen Sklerose (MS) haben Neuroradiologen und Neurologen der Universitätsklinika Heidelberg und Würzburg bislang meist unerkannt gebliebene Gewebeschäden mit Hilfe eines neuen Kontrastmittels in der Magnet-Resonanz-Tomographie sichtbar machen können. Die Wissenschaftler haben ihre Ergebnisse in der Online-Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift "Brain" veröffentlicht.

Im frühen Stadium der Erkrankung ist eine medikamentöse Behandlung besonders erfolgreich. Bislang konnte eine frühe Diagnose jedoch meist nicht mit Sicherheit gestellt werden, insbesondere wenn keine oder nur wenige Entzündungsherde in der MRT zu finden waren. "Mit dem neuen Kontrastmittel konnten wir fünf bis zehn Mal mehr entzündliche Läsionen im Vergleich zu üblichen MRT-Bildern und Kontrastmitteln sichtbar machen", berichtet Professor Dr. Martin Bendszus, Ärztlicher Direktor der Abteilung für Neuroradiologie am Universitätsklinikum Heidelberg.

Bislang unerkannte Entmarkungsherde werden mit MRT sichtbar

Die MS ist eine chronische entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems unbekannter Ursache. Meist beginnt sie im jungen Erwachsenenalter; Frauen sind häufiger betroffen. In Deutschland sind rund 120.000 Patienten erkrankt. Gekennzeichnet ist die MS durch vielfältige entzündliche Herde, in denen die Nervenfasern die schützenden Markscheiden verlieren. Diese Entmarkungsherde verursachen neurologische Ausfälle, die sich wieder zurückbilden können. In späteren Stadien kann es dann auch zu einem Verlust von Nervenfasern mit irreversiblen Schäden kommen. Die MRT spielt eine entscheidende Rolle in der Frühdiagnose der MS.

Die Wissenschaftler aus Heidelberg und Würzburg untersuchten mit dem neuen Kontrastmittel Gehirn und Rückenmark von Tieren zu unterschiedlichen Zeitpunkten des Krankheitsverlaufs und fanden deutlich mehr entzündliche Läsionen als mit herkömmlichen Kontrastmitteln. Gewebeuntersuchungen der Läsionen zeigten, dass es sich hierbei tatsächlich um Entzündungsherde handelte. Insbesondere im Rückenmark oder im Sehnerv, die zu den schwer zu untersuchenden Nervenregionen zählen, war die Diagnostik mit dem neuen Kontrastmittel deutlich überlegen.

Neues Kontrastmittel reichert sich besser in MS-Läsionen an

Die Ergebnisse der Studie könnten die Behandlungsergebnisse bei MS entscheidend verbessern helfen. "MS ist die häufigste Ursache für Berufsunfähigkeit und Behinderung im jungen Erwachsenenalter", erklärt Professor Bendszus. "Neue Therapien haben einen positiven Einfluss auf den Krankheitsverlauf, werden jedoch häufig nicht rechtzeitig eingesetzt, da die Diagnose MS oft erst im fortgeschritteneren Stadium gestellt werden kann."

Das neue Kontrastmittel Gadofluorine M stellt MS-Läsionen vermutlich besser da, weil es besonders gut an bestimmte Bestandteile der Zellumgebung (extrazelluläre Matrix) in den entzündlichen Herden bindet. Dadurch reichert es sich in höherer Konzentration in den Läsionen an.

Das nächste Ziel der interdisziplinären Arbeitsgruppe ist nun die Weiterentwicklung des neuen MRT-Kontrastmittels für eine Anwendung in der klinischen Routine. Bislang ist das Kontrastmittel noch nicht zugelassen. Für die geplante klinische Anwendung sind weitere präklinische Untersuchungen erforderlich.

Kontakt:
Professor Dr. Martin Bendszus
Ärztlicher Direktor Abt. Neuroradiologie,
Neurologische Universitätsklinik Heidelberg
Tel.: 06221 / 56 7566
E-Mail: martin_bendszus@med.uni-heidelberg.de

Bei Rückfragen von Journalisten:
Dr. Annette Tuffs
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums Heidelberg
und der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 672
69120 Heidelberg
Tel.: 06221 / 56 45 36
Fax: 06221 / 56 45 44
E-Mail: annette.tuffs(at)med.uni-heidelberg.de

Diese Pressemitteilung ist auch online verfügbar unter
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/presse

Dr. Annette Tuffs
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums Heidelberg
und der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg


Bilder

Professor Dr. Martin Bendszus, Ärztlicher Direktor der Abteilung Neuroradiologie der Neurologischen Universitätsklinik Heidelberg
Professor Dr. Martin Bendszus, Ärztlicher Direktor der Abteilung Neuroradiologie der Neurologischen ...
Quelle: Privat
None


Ergänzung vom 28.07.2008

Literatur:
"Gadofluorine M enhancement allows more sensitive detection of inflammatory CNS lesions than T2-w imaging: a quantitative MRI study"
Martin Bendszus, Gesa Ladewig, Leonie Jestaedt, Bernd Misselwitz, Laszlo Solymosi, Klaus Toyka, and Guido Stoll;
"Brain" Advance Access, published on July 24, 2008.

(Der Originalartikel kann bei der Pressestelle des Universitätsklinikums Heidelberg unter contact@med.uni-heidelberg.de angefordert werden)


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch


 

Professor Dr. Martin Bendszus, Ärztlicher Direktor der Abteilung Neuroradiologie der Neurologischen Universitätsklinik Heidelberg


Zum Download

x

Hilfe

Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
Verknüpfungen

Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

Klammern

Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

Wortgruppen

Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

Auswahlkriterien

Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).