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01.09.2008 12:00

DJI Online Thema 2008/09 Gemeinsam stärker - multiprofessionelle Kooperation im Bereich Frühe Hilfen

Andrea Macion Öffentlichkeitsarbeit/Wissenschaftliches Referat beim Vorstand
Deutsches Jugendinstitut e.V.

    Zu viele traurige Kinderschicksale rücken immer wieder unser aller Verantwortung in das öffentliche Bewusstsein, Kinder effektiver vor Kindesvernachlässigung und -misshandlung zu schützen als bisher. Ein verbesserter Schutz vor Gefährdung soll u.a. durch eine stärkere Verzahnung von Hilfen des Gesundheitswesens mit der Kinder- und Jugendhilfe erreicht werden. Vor dem Hintergrund dieses multiprofessionellen Ansatzes richtete der Bund im Jahr 2007 zur Entwicklung und Implementierung effektiverer Hilfesysteme das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) ein - in gemeinsamer Trägerschaft des Deutschen Jugendinstituts (DJI) und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

    Wer schon einmal Kinder groß gezogen oder über längere Zeit betreut hat, weiß, dass bei den Erwachsenen die Nerven schon mal blank liegen können - besonders wenn die Anforderungen des Alltags zunehmen. Mitunter mangelt es bei Erziehungsverantwortlichen an Kraft, Geduld, Schlaf, oft auch an Geld und nicht selten an Unterstützung und Entlastung, zum Beispiel durch eine Oma, Tante, Freunde, eine Kinderkrippe oder einen Babysitter ... Kommen dann noch Risikofaktoren wie Alkohol- oder Drogensucht, Arbeitslosigkeit oder Trennungsprobleme der Eltern hinzu, kann sich die Situation für die Kinder schnell zuspitzen.

    Um solchen Gefährdungen zu begegnen, gibt es Familien unterstützende Angebote, die so genannten "Frühen Hilfen". In diesem Forschungsfeld hat das Deutsche Jugendinstitut (DJI) in zahlreichen Projekten große Expertise erworben und in diversen Publikationen unter Beweis gestellt. Die Bandbreite des Fachwissens macht Dr. Karin Jurczyk, Leiterin der Abteilung Familie und Familienpolitik am DJI im "Interview I" deutlich: die Palette reicht von der Evaluation von Hilfe-Programmen über das Handbuch für den Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) - den Meilenstein in der Forschung zur Kindeswohlgefährdung -bis hin zu Themen wie Risikoeinschätzung sowie diversen Unterstützungsformen für Familien, wie beispielsweise Opstapje.

    Als vom Bund 2007 das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) gegründet wurde, übernahm das Deutsche Jugendinstitut in Kooperation mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) die gemeinsame Trägerschaft dieser Koordinierungsstelle mit Sitz in Köln. Ministerialdirektorin Dr. Annette Niederfranke erläutert im "Blick von außen II" das Aktionsprogramm Frühe Hilfen und die Motive des BMFSFJ für die Einrichtung des Zentrums. Ziel des NZFH ist die Schaffung von funktionierenden sozialen Frühwarnsystemen und die Bereitstellung von Frühen Hilfen, die auf unterschiedliche Bedarfe und Zielgruppen zugeschnitten sind. Diese reichen von vorgeburtlichen Screenings in Geburtskliniken bis hin zu ambulanten Familienhilfen.

    Dr. Reinhild Schäfer und Alexandra Sann, die seitens des DJI im Nationalen Zentrum Frühe Hilfen tätig sind, berichten im "Interview II" von ihrer Arbeit vor Ort in Köln. Die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ist nicht nur beispielgebender Ausdruck für das Ziel einer effektiven Kooperation von Gesundheitswesen und Kinder- und Jugendhilfe, sondern in gewissem Sinne auch Gradmesser und Erprobungsfeld. Denn aus ihren Erfahrungen im "Kleinen" sind durchaus Empfehlungen für die Zusammenarbeit der entsprechenden Einrichtungen in den Kommunen vor Ort abzuleiten.

    Wie eine solche Kooperation der unterschiedlichsten Gruppen in einer Region erfolgreich auf den Weg gebracht werden kann, schildert Ilona Friedrich in ihrem "Blick von außen I". Als Fachdienstleiterin Jugend und Familie im hessischen Werra-Meißner-Kreis moderiert und koordiniert sie eine Arbeitsgruppe zu Frühen Hilfen, die im März 2007 unter dem Dach des dortigen Lokalen Bündnisses für Familie gegründet wurde. Sozialpädagogische Dienste, Suchtberatungsstellen, Baby-Ambulanzen, Hebammen, Familienbildungsstätten und andere Beratungsdienste stehen hier nun im kontinuierlichen Dialog - mit einem gemeinsamen Ziel: "Eltern, die mit der Versorgung und Erziehung ihrer Säuglinge und Kleinkinder überfordert sind, rechtzeitig zu erreichen und Hilfen anzubieten, die auch akzeptiert werden. Denn die Angst vor Diskriminierung und Stigmatisierung sowie vor Kontrolle kann gerade die Familien, die Hilfe besonders nötig haben, von der Inanspruchnahme geeigneter Angebote abhalten."

    Auch auf Seiten der Gesundheitseinrichtungen ist der Wille, durch gemeinsame Anstrengung zur Verbesserung des Kinderschutzes beizutragen, groß. Einen Grund sieht Prof. Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) darin, dass "die Beteiligung der Ärzteschaft an sozialen Frühwarnsystemen bzw. Netzwerken Früher Hilfen nicht ein Mehr an Verantwortung bedeutet, sondern vor allem die Handlungssicherheit für die Ärztinnen und Ärzte erhöht". Im DJI-Gespräch - das das DJI-Schwerpunktthema wie immer ergänzt - betont sie weiter, dass es im Kinderschutz nicht darum gehe, Verantwortung von einem System auf das nächste "abzuwälzen", sondern innerhalb eines Netzwerks gemeinsam Verantwortung für das Wohl gefährdeter Kinder zu übernehmen.


    Weitere Informationen:

    http://www.dji.de/thema/0809


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Pädagogik / Bildung, Politik, Psychologie, Recht
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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