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08.10.2008 10:09

Neue Betriebe binden sich nur selten an Tarifverträge

Wolfgang Braun Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)

    Die Tarifbindung sinkt zumindest in Westdeutschland weiter, zeigt eine aktuelle Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Zu den Austritten aus den Arbeitgeberverbänden kommt die abnehmende Neigung neuer Betriebe, sich an Tarifverträge zu binden.

    Während 1996 in der westdeutschen Privatwirtschaft noch 66 Prozent der Beschäftigten von einem Flächentarifvertrag erfasst wurden, waren es 2007 lediglich 52 Prozent. In Ostdeutschland ging ihr Anteil von 48 Prozent auf 33 Prozent zurück. Die Erosion der Flächentarifverträge sei zumindest im Westen bislang nicht gestoppt, so das IAB. In Ostdeutschland würden die Zahlen der letzten Jahre dagegen eher auf eine Stabilisierung hindeuten - allerdings auf erheblich niedrigerem Niveau.

    Dynamik der Betriebslandschaft führt zu sinkender Tarifbindung

    Betrachtet man statt den von Tarifverträgen erfassten Beschäftigten die Anteile der tarifgebundenen Betriebe, sind die Zahlen niedriger, weil mittlere und große Betriebe häufiger der Tarifbindung unterliegen als Kleinbetriebe. Im Westen sind 33 Prozent, im Osten 19 Prozent der Betriebe in der Privatwirtschaft tarifgebunden. Bei den neu gegründeten Betrieben sind es im Westen lediglich 20 Prozent, im Osten sogar nur 14 Prozent. Da die Neugründungen seltener der Tarifbindung unterliegen als die geschlossenen Betriebe und auch längerfristig ohne Tarifbindung bleiben, führt die Dynamik der Betriebslandschaft zu einer sinkenden Tarifbindung. Der Effekt ist durchaus bedeutsam, da innerhalb von vier Jahren ein Drittel des Bestandes der rund zwei Millionen Betriebe mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ausgetauscht wird.

    Ohne Tarifbindung heißt nicht ohne Tarifeinfluss

    In Westdeutschland orientiert sich rund ein Viertel aller Betriebe der Privatwirtschaft an einem Flächentarifvertrag, ohne tarifgebunden zu sein. In Ostdeutschland trifft das auf jeden dritten Betrieb zu. Mit dem Rückgang der Tarifbindung ist der Anteil der Betriebe, die sich an Tarifverträgen orientieren, leicht gestiegen. "Ob deshalb allerdings die Beschäftigten in diesen Betrieben mit den Kollegen tarifgebundener Betriebe gleichgestellt sind, ist fraglich", schreiben die Forscher. Denn Tarifverträge regeln nicht nur Löhne und Arbeitszeit, sondern auch Zulagen, Urlaubsgeld und anderes mehr. Nicht-tarifgebundene Betriebe orientieren sich häufig nicht bei allen Aspekten am Branchentarif.

    Keine Zunahme bei den Haustarifverträgen

    Der starke Rückgang bei der Flächentarifbindung hat nicht zu einer spürbaren Zunahme von Haustarifverträgen geführt. Der Anteil der Betriebe, die einen Haustarif mit einer Gewerkschaft geschlossen haben, liegt relativ konstant bei circa zwei Prozent in Westdeutschland und circa vier Prozent in Ostdeutschland. Auch hinsichtlich der Reichweite für die Beschäftigten hat sich wenig geändert. Etwa sieben Prozent der Beschäftigten im Westen und zwölf Prozent im Osten arbeiten in Betrieben mit Haustarifverträgen.

    Die IAB-Studie im Internet: http://doku.iab.de/kurzber/2008/kb1608.pdf.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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