Wo und worin besteht Chancengerechtigkeit innerhalb des Bildungssystems und welche Grenzen sind ihr gesetzt, so lautete die Hauptfrage des letzten Bildungsbarometers, das in Kooperation zwischen dem Zentrum für empirische pädagogische Forschung (zepf) der Universität in Landau und der Schülerhilfe (Gelsenkirchen) durchgeführt wurde. Im Durchschnitt kamen bzw. kommen die Befragten in den verschiedensten Phasen ihrer Ausbildung eher gut bis sehr gut mit den Lehrkräften zurecht, allerdings mit fallender Tendenz: Das "Zurechtkommen" ist in der Grundschule am größten und fällt bis zum Studium ab. Hier wird fast nur noch eine mittlere Ausprägung bescheinigt.
Die erfahrene Gerechtigkeit korrespondiert hierbei sehr stark mit dem Zurechtkommen in der Schule. Und es gilt: Je geringer der Bildungsabschluss, desto größer wird die Diskrepanz zwischen dem Zurechtkommen und der gerechten Behandlung eingeschätzt. Bei Personen unterhalb eines Hochschulabschlusses wird das Zurechtkommen regelmäßig weit höher eingeschätzt als die gerechte Behandlung.
Die befragten Eltern wurden auch um eine Einschätzung der gerechten Behandlung ihrer Kinder gebeten. Das Ergebnis lautet hierbei: Eltern schätzen die Behandlung ihrer Kinder durch Lehrkräfte als gerecht ein. Gleichwohl: Immerhin 13% der Eltern glauben, dass ihr einziges oder erstgenanntes Kind (im Falle von mehr als einem Kind) eher ungerecht bis nicht gerecht behandelt wird. Und worauf sind solche erlebten Ungerechtigkeiten zurückzuführen? Eltern nennen an erster Stelle die nicht gegebene fachliche Qualifikation mancher Lehrkräfte (34%) und die fehlende angemessene individuelle Unterstützung (23,9%).
Wer aber kompensiert die fehlende Unterstützung, damit Chancengerechtigkeit gewahr wird? Es werden an erster Stelle die Eltern (42%) genannt, an zweiter Stelle einige Lehrkräfte (24,2%), an dritter Stelle Geschwister (9,6%) und an vierter Stelle Nachhilfeangebote (9,6%).
Prof. Dr. Reinhold S. Jäger vom Zentrum für empirische pädagogische Forschung (zepf) betont hierzu. "Wenn außerschulische Stützungssysteme nicht in dem Maße funktionieren würden, dann wäre es offensichtlich um die Chancengerechtigkeit in unserem Schulsystem schlecht bestellt. Kinder und Jugendliche aus Familien, die sie nicht unterstützen können oder wollen, haben Probleme, weil hier keine Kompensation geleistet wird. Damit benachteiligt das Bildungssystem gerade diese Gruppe, die Unterstützung braucht." Und er ergänzt: "Das Bildungssystem geht an vielen Personen vorbei, weil es ihnen nicht gerecht wird. Damit werden Lebenschancen vertan. Die Grundaufgabe eines demokratischen Staates besteht aber gerade in der Wahrung dieser Chancen. Nur eine veränderte und kompetenzbasierte Ausbildung von Lehrkräften kann hier Abhilfe leisten!"
Am Bildungsbarometer zum Thema Chancengerechtigkeit haben 2142 Personen aus der ganzen Bundesrepublik teilgenommen. Der aktuelle Newsletter 2008-3 zum Thema Chancengerechtigkeit steht unter folgendem Link zur Verfügung:
http://www.vep-landau.de/Bildungsbarometer.htm
Kontakt:
Prof. Dr. Reinhold S. Jäger
Geschäftsführender Leiter
zepf - Zentrum für empirische pädagogische Forschung
Universität Koblenz-Landau, Campus Landau
Bürgerstraße 23, D-76829 Landau
Telefon: +49-(0)6341-906-175
Telefax: +49-(0)6341-906-166
E-Mail: jaeger@zepf.uni-landau.de
Weitere Informationen:
http://www.zepf.uni-landau.de
http://www.bildungsbarometer.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Politik
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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