idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
11.11.2008 11:07

Klimawandel: Todeszonen im Ozean werden größer -Neue Modellstudie prognostiziert drastischen Sauerstoffschwund-

Dr. Andreas Villwock Pressestelle
Leibniz-Institut für Meereswissenschaften, Kiel

    Eine neue Studie unter der Federführung von Kieler Forschern des Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) zu den Auswirkungen zukünftiger Klimaveränderungen auf die Ozeane kommt zu erschreckenden Ergebnissen. Neben der zunehmenden Versauerung der Ozeane werden sich zukünftig auch die sauerstoffarmen Zonen deutlich ausbreiten, in denen kein höheres Leben mehr möglich sein wird. Die Studie erscheint am 11. November in der internationalen Fachzeitschrift "Global Biogeochemical Cycles".

    Bisher war man davon ausgegangen, dass der wesentliche Einfluss steigender CO2-Konzentrationen auf den Ozean in einer zunehmenden Versauerung des Meerwassers liegt. Eine neue Studie eines internationalen Forscherteams unter Leitung von Prof. Andreas Oschlies vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) in Kiel kommt zu dem Ergebnis, dass der vom Menschen verursachte CO2-Anstieg auch drastische Auswirkungen auf die sauerstoffarmen Zonen tropischer Ozeane haben könnte. "Unsere Untersuchungen zeigen eine Ausbreitung der Zonen mit sauerstoffarmen Wasser um bis zu 50 Prozent bis zum Ende dieses Jahrhunderts", berichtet Prof. Oschlies. "Wir waren von der Deutlichkeit des Signals doch etwas überrascht", so Oschlies weiter. "Wir haben in unseren Rechnungen zwar angenommen, dass die Menschen so weiter machen wie bisher (sogenanntes "Business-as-usual-Szenario"), trotzdem hätten wir diesen Effekt nicht in diesem Umfang erwartet". Zurückzuführen ist die starke Abnahme der Sauerstoffkonzentrationen in einigen hundert Metern Tiefe auf den bakteriellen Abbau absinkenden organischen Materials. Dies wird durch einen Düngeeffekt des CO2 an der Meeresoberfläche immer kohlenstoffreicher und zehrt damit beim Abbau mehr Sauerstoff als die herkömmliche proteinreiche Biomasse. Sollten Prof. Oschlies und seine Kollegen richtig liegen und sich die Menschen in ihrem Verhalten nicht deutlich ändern, dann werden sich die "Todeszonen" in den Weltmeeren, in denen aufgrund eines zu geringen Sauerstoffgehaltes kein höheres Leben möglich ist, erheblich vergrößern.
    Für die Studie benutzten Oschlies und Kollegen ein globales Klimamodell, mit Ozean, Atmosphäre und integrierten Kohlenstoff- und Nährstoffkreisläufen. Das Modell wurde mit Daten gefüttert, die aus Feldexperimenten mit sogenannten Mesokosmen gewonnen wurden. Diese Mesokosmen, die wie überdimensionale Reagenzgläser anmuten, sind Versuchsanlagen, die es ermöglichen in Zeitrafferexperimenten, den Einfluss der zunehmenden Aufnahme von Kohlendioxid im Ozean unter realen Bedingungen zu studieren.

    "Als nächstes benötigen wir unbedingt noch mehr Beobachtungsdaten", erläutert Dr. Kai Schulz Co-Autor der Studie. Damit können wir unsere Modelle besser eichen und weiter verbessern. Im Rahmen des neuen Sonderforschungsbereichs 754 "Klima-Biogeochemische Wechselwirkungen im Tropischen Ozean" werden deshalb intensive Messkampagnen genau zu diesem Thema durchgeführt. "Unsere Kollegen sind im Moment mit dem Forschungsschiff METEOR vor der Küste Perus unterwegs, um im dortigen sauerstoffarmen Auftriebsgebiet wichtige Daten zu erheben", freut sich Prof. Oschlies. Parallel untersucht ein weiteres Forscherteam mit der MARIA S. MERIAN die Verhältnisse im Atlantischen Ozean vor der Küste Westafrikas im Bereich der Kapverden. Diese Expeditionen kommen somit genau zum richtigen Zeitpunkt..
    Prof. Oschlies und seine Kollegen warten schon auf die Daten ...

    Weitere Informationen
    Oschlies, A., K. G. Schulz, U. Riebesell, and A. Schmittner, 2008: Simulated 21st century's increase in oceanic suboxia by CO2-enhanced biotic carbon export, Global Biogeochem. Cycles, 22, GB4008, doi:10.1029/2007GB003147.

    Ansprechpartner
    Prof. Dr. Andreas Oschlies Tel: 0431-600-1936, aoschlies@ifm.geomar.de
    Dr Andreas Villwock (Öffentlichkeitsarbeit), Tel: 0431 600-2802 avillwock@ifm-geomar.de


    Weitere Informationen:

    http://www.agu.org/journals/gb/ - Global Biogeochemical Cycles
    http://www.sfb754.de/ - SFB754 "Klima-Biogeochemische Wechselwirkungen im Tropischen Ozean"


    Bilder

    Sauerstoffs im Weltozean. Regionen mit sehr geringem Sauerstoff sind violett gekennzeichnet und finden sich überwiegend in den Tropen.
    Sauerstoffs im Weltozean. Regionen mit sehr geringem Sauerstoff sind violett gekennzeichnet und find ...
    IFM-GEOMAR
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Geowissenschaften, Meer / Klima
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Sauerstoffs im Weltozean. Regionen mit sehr geringem Sauerstoff sind violett gekennzeichnet und finden sich überwiegend in den Tropen.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).