Antje Boetius, seit 2001 Professor of Microbiology an der Jacobs University Bremen, erhält den mit 2,5 Mio. Euro dotierten Gottfried Wilhelm Leibniz Preis, mit dem die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) herausragende jüngere Forscherinnen und Forscher ehrt. Die 41jährige Meeresforscherin, die außerdem als Leiterin einer gemeinsamen Arbeitsgruppe des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie und des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung sowie als Projektleiterin an der Universität Bremen arbeitet, ist die einzige Frau unter den 11 diesjährigen Leibniz-Preisträgern.
Die Freude über Deutschlands höchstdotierten Wissenschaftspreis war bei Antje Boetius, der es als Erste gelang, auf dem Ozeangrund Lebensgemeinschaften aus Sulfat reduzierenden Bakterien und Methan abbauenden Archaea mit hoher Klimarelevanz nachzuweisen, groß: "Die Ökologie von Mikroorganismen beschäftigt sich mit unsichtbaren und meist unidentifizierbaren Lebewesen, weshalb dieser Forschungszweig bislang nicht die Aufmerksamkeit erhalten hat, die er meiner Meinung nach verdient. Und dies, obwohl Mikroben eine essenzielle Rolle für die globalen Stoffkreisläufen spielen! Umso mehr freut es mich, dass mit dem Leibniz-Preis nicht nur meine Arbeit, sondern auch die Bedeutung dieses hochdiversen, in vieler Hinsicht noch völlig unbekannten Universums gewürdigt wird." Die Wissenschaftlerin, die das Preisgeld unter anderem für die Entwicklung neuer Technologien und Methoden in der marinen Ökosystemforschung und mikrobiellen Tiefseeforschung verwenden will, wird sich zukünftig vermehrt mit dem Wandel der Ökosysteme im tiefen Arktischen Ozean beschäftigen. "Mein heutiger Erfolg ist das Ergebnis eines großartigen Teamworks mit vielen Beteiligten. Ganz besonders danken möchte ich den vielen Studierenden der Jacobs University für deren hervorragende Zusammenarbeit und Unterstützung im Labor und auf See", so Boetius weiter.
Jacobs University-Präsident Joachim Treusch: "Ich gratuliere Frau Boetius ganz herzlich zu dieser großartigen Auszeichnung, die ihre exzellente Forschung würdigt und ihr darüber hinaus hervorragende neue Chancen bietet. Unsere junge Universität kann stolz darauf sein, dass sie so talentierte Wissenschaftlerinnen zu den Lehrenden der ersten Stunde zählen konnte, die mit ihrem Engagement unsere ersten Aufbaujahre entscheidend mit unterstützt haben." Nach dem mit 1 Mio. Euro dotierten Alfried Krupp-Förderpreis für junge Hochschullehrer und der Auszeichnung "Hochschullehrer/in des Jahres" des Deutschen Hochschulverbandes geht mit dem Leibniz-Preis in diesem Jahr bereits die dritte hochrangige Auszeichnung für Forschung und Lehre in Deutschland an eine Wissenschaftlerin der Jacobs University. "Dass das Arbeitsumfeld der Jacobs University es Frauen ermöglicht, ihr Potential in der Wissenschaftswelt so erfolgreich zu entfalten, ist ein weiterer Grund, stolz zu sein", so Treusch weiter.
Ein Großteil von Antje Boetius' Arbeit findet auf hoher See statt. Seit 1989 hat die Wissenschaftlerin an über 30 Expeditionen auf deutschen und ausländischen Forschungsschiffen teilgenommen und dort mit zahlreichen innovativen Methoden Proben entnommen und analysiert. In ihrer Forschung spürt sie winzigen Organismen nach, die Teile des Meeresbodens besiedeln. Die Mikrobiologin wies als Erste mikrobielle Lebensgemeinschaften aus Sulfat reduzierenden Bakterien und metanotrophen Archaea auf dem Ozeangrund nach, die in sauerstofffreier Umgebung das im Meeresgrund in gewaltigen Mengen vorhandene Methan veratmen und so dafür sorgen, dass nur ein Teil des gefährlichen Treibhausgases in die Atmosphäre gelangt. Diesen Prozess der anaeroben Oxidation von Methan, kurz AOM, konnte Boetius als erste beschreiben, was für Ökologen, Geologen und Ozeanografen sowie Mikrobiologen und Biochemiker von gleichermaßen hohem Interesse war. Mit ihren Arbeiten trägt Boetius entscheidend zum Verständnis eines bedeutenden Prozesses im globalen Klimakreislauf bei.
Nach dem ihrem Biologiestudium in Hamburg und der Promotion in Bremen forschte Antje Boetius am Institut für Ostseeforschung in Warnemünde und am Bremer Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie (MPI). Seit 2001 ist sie Professorin an der Jacobs University, die im selben Jahr eröffnet wurde. Parallel arbeitete die Wissenschaftlerin an Projekten des MPI und des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung, an das sie zu Beginn des neuen Jahres wechseln wird.
Der Gottfried Wilhelm Leibniz Preis der DFG wird seit 1986 jährlich vergeben und gilt als die angesehenste Auszeichnung für Forscherinnen und Forscher in Deutschland. "Die Leibniz-Preisträgerinnen und -Preisträger sind Kundschafter der Wissenschaft", so DFG-Präsident Matthias Kleiner. "Sie denken voraus und gehen voraus, sie wollen erfahren, was sich hinter dem Horizont des Wissens verbirgt, und haben den Mut, unbekanntes Terrain zu betreten." Seinen Trägerinnen und Trägern bringt der Preis neben dem hohen Renommee auch ein bedeutendes Preisgeld von in der Regel 2,5 Millionen Euro ein - und die außergewöhnliche Freiheit, diese Summe in einem Zeitraum von bis zu sieben Jahren nach eigenen Vorstellungen für ihre wissenschaftlichen Arbeiten zu verwenden.
Sechs Leibniz-Preisträger haben später auch den Nobelpreis erhalten, darunter die Entwicklungsbiologin Christiane Nüsslein-Volhard, der Physiker Theodor Hänsch und der Chemiker Gerhard Ertl. Seit Beginn des Leibniz-Programms wurden 293 Nominierte ausgezeichnet, 264 Wissenschaftler und 29 Wissenschaftlerinnen.
Die frischgebackene Leibniz-Preistägerin Antje Boetius wurde von der Entscheidung der DFG-Jury zu Ha ...
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie, Geowissenschaften, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsprojekte, Wettbewerbe / Auszeichnungen
Deutsch
Die frischgebackene Leibniz-Preistägerin Antje Boetius wurde von der Entscheidung der DFG-Jury zu Ha ...
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