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16.12.2008 09:50

Von wegen Ruhestand ...

Dr. Christian Jung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
VolkswagenStiftung

    Perspektiven des Alterns: VolkswagenStiftung bewilligt vier weitere Projekte für insgesamt rund 1,2 Millionen Euro.

    Jeder will alt werden, aber niemand will alt sein. Dieser Spruch des Schauspielers Martin Held beschreibt treffend die derzeitige Diskussion um die "vergreisende Gesellschaft". Die meisten Menschen verknüpfen Altsein mit Krankheit, Vergesslichkeit, Schmerzen. Viele Bilder des Alters basieren auf solchen negativen Stereotypen. Doch der Blick sollte sich gerade auch auf die produktiven Gestaltungsmöglichkeiten richten - und die Forschung kann helfen, diese näher zu beleuchten. Im August 2006 gab die VolkswagenStiftung daher den Startschuss für eine Ausschreibung zum Thema "Individuelle und gesellschaftliche Perspektiven des Alterns" - unter dem Dach ihrer Initiative "Zukunftsfragen der Gesellschaft". Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollten sich inhaltlich originell und methodisch ausgewiesen daran beteiligen mit dem Ziel, Entwicklungspotenziale einer alternden Gesellschaft auf individueller und gesellschaftlicher Ebene auszumachen und diese zu fördern - und zwar unter Beteiligung der "Betroffenen". Zwölf Projekte werden seit diesem Sommer bereits mit rund 3,6 Millionen Euro unterstützt. Die VolkswagenStiftung bringt nun vier weitere Forschungsvorhaben mit über 1,2 Millionen Euro auf den Weg. Wir stellen Ihnen die vier Projekte im Folgenden genauer vor.

    1.) 240.000 Euro für das Vorhaben "Mobilitätskultur in einer alternden Gesellschaft: Szenarien für das Jahr 2030" von Professor Dr. Georg Rudinger vom Zentrum für Alternskulturen an der Universität Bonn (ZAK);
    2.) 347.700 Euro für das Vorhaben "Schritte zu einer Organisationskultur des positiven Alterns - Konzepte, Hindernisse und Lösungen" von Professor Dr. Jochen Schweitzer-Rothers vom Institut für Medizinische Psychologie, Zentrum für Psychosoziale Medizin am Universitätsklinikum Heidelberg;
    3.) 330.700 Euro für das Vorhaben "Weiterbildungsbeteiligung und Altersbilder der Babyboomer. Zur Bedeutung von Alters-, Alterns- und Altenbildern als Regulative der Weiterbildungsbeteiligung" von Professor Dr. Burkhard Schäffer vom Lehrgebiet Erwachsenenbildung/Weiterbildung, Fakultät für Pädagogik der Universität der Bundeswehr München;
    4.) 342.600 Euro für das Vorhaben "Eine neue Perspektive der empirischen Alternsforschung in Deutschland: Verknüpfung von medizinisch-biologischer und sozio-ökonomischer Forschung und Verknüpfung von sozio-ökonomischen Umfragen, Prozessdaten und Biomarkern" von Professor Axel Börsch-Supan, Ph. D., vom MEA - Mannheim Research Institute for the Economics of Aging der Universität Mannheim.

    Es folgen nähere Informationen zu diesen Vorhaben:

    zu 1: Mobilität im Alter
    Zur Lebensqualität im Alter gehört es, so lang wie möglich ohne Hindernisse mobil zu sein und am Straßenverkehr teilnehmen zu können, denn reduzierte Mobilität erschwert es älteren Menschen, am sozialen oder auch beruflichen Leben teilzuhaben. Wie produktiv man ist, und über welches Einkommen man verfügen kann, hängt nicht zuletzt von der eigenen Beweglichkeit ab. Die alternde Gesellschaft wird und muss also auch eine mobile Gesellschaft sein.

    Gerade in Zeiten einer immer komplexer werdenden Verkehrsumwelt stellen sich daher viele Fragen: Wie werden ältere Menschen mit den künftigen Anforderungen im Verkehr zurechtkommen? Lassen sich die wachsenden Bedürfnisse dieser Altersgruppe, mobil zu sein, ausreichend befriedigen? Welchen Einfluss üben die Älteren als immer bedeutsamer werdende Gruppe der Gesellschaft auf die Mobilitätskultur aus? Diesen Fragen möchte ein Wissenschaftlerteam der Universitäten Bonn, Dortmund und Heidelberg gemeinsam mit der Bundesanstalt für Straßenwesen nachgehen. Hierzu wollen sie Szenarien entwerfen für die Mobilitätskultur in städtischen Räumen im Jahr 2030.

    Im Mittelpunkt der Studie stehen entsprechend die künftigen älteren Menschen, die im Jahr 2030 65 Jahre und älter sind. Deren heutige Lebensgewohnheiten, Lebensstile sowie Zukunftsentwürfe möchten die Forscher mittels einer Bevölkerungsbefragung von 1000 Personen systematisch erheben - unter Berücksichtigung der technologischen Innovationen der kommenden Jahre. Das Projekt zeichnet sich dadurch aus, dass die Wissenschaftler die Szenarien gemeinsam mit den Betroffenen entwickeln und erörtern möchten. Den Rahmen hierfür bilden Workshops mit deutschen und internationalen Experten aus den Bereichen Demografie, Gerontologie, Geschichte, Ökonomie, Politikwissenschaft, Psychologie, Soziologie und Raum- und Verkehrsplanung.

    Kontakt
    Zentrum für Alternskulturen an der Universität Bonn
    Prof. Dr. Georg Rudinger
    Telefon: 0228 73 4151
    E-Mail: rudinger@uni-bonn.de

    zu 2: Positives Altern im Betrieb
    Allmählich dringt es in das Bewusstsein der Öffentlichkeit, dass die Belegschaften in Betrieben nicht immer jünger werden können, wenn die Gesellschaft immer älter wird. Die Zeiten, in denen man ausscheidende Ältere nahezu mühelos durch qualifizierten Nachwuchs ersetzen konnte, sind vermutlich bald vorbei. Firmen sollen und müssen daher schon im eigenen Interesse eine altersgemischte Belegschaft aufbauen, altersgemäße Arbeitsplätze gestalten und vorbeugende Gesundheitsförderung unterstützen. Ob solche Konzepte aber tatsächlich eingeführt und genutzt werden, hängt nicht zuletzt von einer ausdrücklich alternsbezogenen Organisationskultur der Firmen ab. Auf diese richtet Professor Dr. Jochen Schweitzer-Rothers vom Universitätsklinikum Heidelberg seinen Blick für die Geburtsjahrgänge 1958 bis 1968, die sogenannte Generation der "Babyboomer".

    Welche der derzeit diskutierten Konzepte für innerbetriebliches positives Altern werden nun tatsächlich von den Betrieben angeboten, von den Mitarbeitern genutzt und von unterschiedlichen Interessengruppen als positiv bewertet? Welche Hindernisse, besonders in der Organisationskultur, stehen der Umsetzung nützlicher Konzepte in der Praxis entgegen? Und was hilft, diese Barrieren zu überwinden? Diesen Fragen wird der Psychologe mit teilnehmenden Beobachtungen, Einzelinterviews, über Gespräche mit Fokusgruppen und mittels Fragebogen in drei großen Unternehmen unterschiedlicher Branchen nachgehen: dem Universitätsklinikum Heidelberg, der SAP-Zentrale in Walldorf und dem Heidelberger Druckmaschinenwerk in Wiesloch. Befragt oder beobachtet werden sollen sowohl operativ tätige Mitarbeiter und Leitungskräfte in Linienfunktionen als auch Fachleute aus Personal-, Gesundheits- und Sozialabteilungen. Die Forschungsergebnisse möchte Schweitzer-Rothers den Beteiligten zeitnah rückmelden, damit die Erkenntnisse im jeweiligen Unternehmen direkt für Veränderungen genutzt werden können.

    Kontakt
    Universitätsklinikum Heidelberg
    Institut für Med. Psychologie
    Prof. Dr. Jochen Schweitzer-Rothers
    Telefon: 06221 568152
    E-Mail: jochen.schweitzer-rothers@med.uni-heidelberg.de

    zu 3: Weiterbildung mit grauen Schläfen?
    Lebenslanges Lernen? Personalentwicklung 50 plus? In vielen Unternehmen macht der demografische Wandel ein Umdenken dahingehend nötig, dass auch die ältere Belegschaft systematisch als Zielgruppe für berufliche und betriebliche Weiterbildung begriffen wird. Dabei ist das Angebot das eine - die Bereitschaft der Älteren das andere. Und hier zeigen auch international-vergleichende Studien immer wieder, dass der Wille zur Weiterbildung vom 45. Lebensjahr an stark abnimmt. Ein Forscherteam der Universität der Bundeswehr München möchte nun den Ursachen hierfür auf die Spur kommen: Im Fokus der Pädagogen und Psychologen stehen dabei die gesellschaftlich konstruierten Bilder vom Alter, vom Altern und "den Alten" der Generation der "Babyboomer", in diesem Fall den zwischen 1954 und 1964 Geborenen.

    Wie wirken sich die Altersbilder darauf aus, ob Menschen sich weiterbilden wollen und wie wichtig ihnen dies ist? Führt die Erwartung von potenziellem geistigem Abbau und Gebrechlichkeit zu der beobachteten sinkenden Bereitschaft? Welche Rolle spielen Alter, Geschlecht, Milieu und Generation der Befragten? Um dies beantworten zu können, werden auch 30- und 70-Jährige in die Untersuchung eingebunden. Dabei richtet sich der Blick - und dies ist bemerkenswert - auf die Bedeutung der Weiterbildung für das Alter statt wie sonst üblich auf die Bedeutung des Alters für die Weiterbildung.

    Methodisch werden die Wissenschaftler Gruppendiskussionen und narrativ-berufsbiografische Interviews mit einer Online-Fragebogenstudie kombinieren. Die Ergebnisse versprechen, praktische Anhaltspunkte für die Ausrichtung der Weiterbildung und Weiterbildungsberatung zu geben.

    Kontakt
    Universität der Bundeswehr München
    Fakultät für Pädagogik
    Prof. Dr. Burkhard Schäffer
    Telefon: 089 6004 3118
    E-Mail: burkhard.schaeffer@unibw.de

    zu 4: Arm und krank oder reich und gesund im Alter?
    Es gibt viele Einzelbefunde und Indizien, dass Armut und Krankheit zusammenhängen. Dies spiegelt sich auch in der gesellschaftlichen Diskussion über Themen wie Altersarmut oder Zweiklassenmedizin wider. Obwohl soziale Stellung und Gesundheit miteinander verknüpft zu sein scheinen, besteht bei der wissenschaftlichen Untersuchung des Phänomens bisher eine große Distanz zwischen der medizinisch-biologischen und der sozio-ökonomischen Forschung. Das ist misslich, da ohne eine enge Zusammenarbeit der beiden Forschungsgebiete unklar bleibt, wie stark die beiden möglichen Wirkungsrichtungen - macht Armut krank oder führt Krankheit zu Armut? - ausgeprägt sind und welche Mechanismen dabei im Einzelnen wirksam werden.

    Dies möchte jetzt Professor Axel Börsch-Supan, Ph. D., von der Universität Mannheim in Kooperation mit Kollegen vom Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg und der Deutschen Rentenversicherung Bund ändern. Ziel des Forscherteams ist es, die Wechselwirkung zwischen Gesundheit und sozio-ökonomischem Status näher zu untersuchen und dabei zu prüfen, inwieweit diese durch sozialpolitische Rahmenbedingungen und das eigene gesundheitsrelevante Verhalten moderiert wird.

    Hierzu können die Wissenschaftler auf Daten des seit dem Jahr 2004 in elf Ländern durchgeführten "Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe" (SHARE) zurückgreifen. Das Survey wird von Axel Börsch-Supan koordiniert und stellt Längsschnittdaten aus Befragungen bereit: Gesundheitsmaße ebenso wie sozio-ökonomische Indikatoren und komplette retrospektive Lebenshistorien. Um zusätzlich objektivere Messungen von Gesundheit und Status einzubeziehen, werden zum einen bei der vierten Befragungswelle in den Jahren 2010 und 2011 für den deutschen Teil von SHARE zusätzlich biologisch-medizinische Daten wie Blutdruck und Indikatoren für Diabetes und Herzkreislauferkrankungen erhoben. Zum anderen werden die Forscher die Prozessdaten der Deutschen Rentenversicherung, etwa das jährliche sozialversicherungspflichtige Einkommen und Verlaufsdaten der Erwerbshistorie, mit den vorhandenen Lebenshistorien im SHARE-Datensatz verknüpfen.

    Kontakt
    Universität Mannheim
    MEA - Mannheim Research Institute for the Economics of Aging
    Prof. Axel Börsch-Supan
    Telefon: 0621 181 1861
    E-Mail: axel.boersch-supan@mea.uni-mannheim.de

    Kontakt
    VolkswagenStiftung
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Dr. Christian Jung
    Telefon: 0511 8381 380
    E-Mail: jung@volkswagenstiftung.de

    Kontakt
    Förderinitiative der VolkswagenStiftung
    Dr. Alfred Schmidt
    Telefon: 0511 8381 237
    E-Mail: schmidt@volkswagenstiftung.de

    Der Text der Presseinformation steht im Internet zur Verfügung unter
    http://www.volkswagenstiftung.de/service/presse.html?datum=20081216


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Medizin, Pädagogik / Bildung, Verkehr / Transport, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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