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02.02.2001 11:10

Dr. Michael Kochs: Ein Pionier der Wissenschaftlichen Weiterbildung geht in den Ruhestand

Klaus P. Prem Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Augsburg

    28 Jahre, nachdem er sich an der Universität Augsburg für die "Mitarbeit an der Entwicklung des Kontaktstudiums" beworben hatte, ist Dr. Michael Kochs zum 1. November 2000 als langjähriger Leiter des Kontaktstudiums und späteren Zentrums für Weiterbildung und Wissenstransfer (ZWW) der Universität Augsburg in den Ruhestand gegangen. Bei seiner heutigen offiziellen Verabschiedung wird Dr. Kochs mit der Ehrenmitgliedschaft der Universität Augsburg ausgezeichnet.

    SEIT 1967 IN DER FORT- UND WEITERBILDUNG

    Michael Kochs, gebürtiger Berliner, studierte in Göttingen und Tübingen Germanistik, Evangelische Theologie, Philosophie und Pädagogik. Schon während seiner Zeit als Studienrat am Stauffenberg-Gymnasium in Osnabrück beurlaubte ihn der niedersächsische Kultusminister vom Schuldienst für die Weiterentwicklung der Lehrerfortbildung. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Zentralstelle für auswärtige Seminarkurse der Universität Göttingen war Kochs ab 1967 mit der Konzeption und Durchführung von Lehrerfortbildungsseminaren betraut und 1969 wurde er Gründungsmitglied des "Arbeitskreises Universitäre Weiterbildung" (AUE).

    SEIT 1973 AN DER UNIVERSITÄT AUGSBURG

    Noch in seiner Göttinger Zeit formulierte Kochs den an die Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung gerichteten Antrag zur "Entwicklung eines Weiterbildenden Studiums Kontaktstudium Management". Dieser Modellversuch lief von 1973 bis 1981; in seinem Rahmen legte Kochs - ab 1975 Geschäftsführer des zentralen Bereichs "Kontaktstudium" an der Universität Augsburg - die wesentlichen Grundlagen für alle Weiterbildungsprojekte, auf denen die erfolgreiche Entwicklung und die bundesweite Vorreiterrolle des in den 90er Jahren dann zum "Zentrum für Weiterbildung und Wissenstransfer" ausgebauten "Augsburger Kontaktstudiums" gründete.

    Von Beginn an arbeitete Kochs eng im Team zusammen mit Volker Sommitsch und seinem jetzigen Nachfolger Bernd Wagner, und viele Angehörige des heutigen ZWW-Teams - darunter Elfriede Fischer, Ingrid Maletzki und Juliana Schmidt - zählten bereits zur Gründungsmannschaft, die zunächst kontinuierliche Weiterbildungsangebote in den Programmbereichen "Wirtschaft", "Sozialwesen" und "Katholische Theologie" organisierte, darüber hinaus aber auch bereits erste Angebote auf dem Gebiet der innerbetrieblichen Weiterbildung entwickelte, und ab 1978 dann in Zusammenarbeit mit den philosophischen Fakultäten der Universität Augsburg auch in die Lehrerfortbildung einstieg.

    Schon 1976 organisierte und leitete Kochs das erste Experten-Kolloqium für das Kontaktstudium in den deutschsprachigen Ländern: Drei Tage lang diskutierten und berieten Vertreterinnen und Vertreter von 42 Hochschulen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an der Universität Augsburg.

    KONTAKSTUDIUM MANAGEMENT

    Im gleichen Jahr startete der im Rahmen des Augsburger Kontaktstudiums von Kochs koordinierte und von ihm gemeinsam mit dem Gründungspräsidenten der Universität Augsburg, dem Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Louis Perridon, geleitete Modellversuch Kontaktstudium Management. Bis dahin aus Bundesmitteln teilfinanziert, wurde dieser der Weiterbildung von Führungskräften gewidmete Modellversuch nach erfolgreicher Erprobungsphase zum 1. Januar 1982 als reguläre Einrichtung von der Universität Augsburg übernommen. Bald darauf fand das erste Auslandsseminar des Kontaktstudiums Management in Manchester statt.

    AUSLANDSSEMINARE

    In den folgenden Jahren (bis 1992) wurden diese ein- bis zweiwöchigen, jeweils in Kooperation mit der Universität vor Ort organisierten Seminare zu aktuellen Wirtschaftsfragen des jeweiligen Landes zur Regel: Nach Manchester war Wien an der Reihe, dann folgten Stockholm, Tokio, Venedig, Leipzig (1986!), Freetown/Sierra Leone und schließlich Moskau. Weitere Seminare waren für Pittsburgh und Kairo geplant, mussten aber ausfallen.

    REGIONALE AUSWEITUNG DES KONTAKTSTUDIUMS MANAGEMENT

    Aufgrund der großen Nachfrage begann das Kontaktstudium Management der Universität Augsburg Mitte der 80er Jahre, sich in die Region zu "exportieren": Auf der Grundlage eines 1984 geschlossenen Kooperationsvertrages mit der Firma AUDI wurden einschlägige Weiterbildungskurse in Ingolstadt angeboten, 1985 kam auf der Basis eines entsprechenden Vertrags mit BMW München als weiterer Veranstaltungsort hinzu. Die Verträge sicherten einerseits die Finanzierung und die Bereitstellung der Infrastruktur durch die Unternehmen, während sie andererseits die Autonomie des Kontaktstudiums bzw. der Universität in Fragen der Inhalte, der Ziele und der Zulassung sicherten und gewährleisteten, dass Führungskräfte nicht nur der Kooperationsfirmen, sondern auch anderer Unternehmen an den Kursen teilnehmen konnten. Nach diesem Modell wurde 1989 auf ausdrücklichen Wunsch der Bayerischen Staatsregierung und in Kooperation mit dem dortigen Landratsamt Neu-Ulm zum vierten Veranstaltungsort des Augsburger Kontaktstudiums Management.

    Neben dem laufenden Programm in den Programmbereichen "Management", "Lehrerfortbildung" und "Erwachsenenbildung" (seit 1986 in Kooperation mit dem Augsburger Lehrstuhl für Allgemeine Pädagogik und begleitet von einem Beirat mit regionalen Spitzenvertretern der Erwachsenenbildung) initiierte und organisierte Kochs - über einige Jahre hinweg auch Messebeauftragter der Universität Augsburg - zusammen mit seinem Team immer wieder einschlägige Großveranstaltungen: Im Orwell-Jahr 1984 war es die "inkom 84", eine erste Messe zur Informations- und Kommunikationstechnologie mit einem dreitägigen Kongressteil, die zwei Jahre später als "inkom 86" neu aufgelegt wurde und Vorläuferin der später aus ihr entwickelten Messen "audicom" und "bicom" der Augsburger Messegesellschaft war.

    BREITES WEITERBILDUNGSSPEKTRUM

    Im Laufe der Jahre war das Angebot, das Kochs mit seiner Mannschaft des Kontaktstudiums regelmäßig präsentierte, bei einer durch die Nachfrage stets bestätigten Qualität zu imposanter Breite gewachsen: So zählte das Jahr 1993 z. B. über 120 Seminare im Kontaktstudium Management, 15 Angebote im Bereich der Lehrerfortbildung sowie über 30 Lehrerfortbildungsseminare und 20 Veranstaltungen im Bereich der universitätsinternen Mitarbeiterfortbildung, der 1988 vom Kontaktstudium zusätzlich übernommen worden war. Hinzu kamen als alljährliche Großveranstaltungen - in Zusammenarbeit mit dem Institut für Volkswirtschaftslehre der Universität Augsburg und der IHK für Augsburg und Schwaben - das "Augsburger Konjunkturgespräch", zu dessen Mitbegründern Kochs im Jahr 1974 zählte, weiterhin z. B. der "Augsburger Marketingtag" und das "Augsburger Managementforum" sowie - seit 1988 - der auf eine Idee Kochs zurückgehende "Schwäbische Kunstsommer" in Irsee. Bei grundsätzlicher Gebührenfreiheit der einzelnen Angebote und einem Sachmitteletat von gerade einmal 80.000 DM pro Jahr war dieser Standard nur mit einem Maximum an Engagement und Energie zu bieten, das in die Suche nach Sponsoren und Kooperationspartner investiert wurde.

    VOM KONTAKTSTUDIUM ZUM ZWW

    Der staatliche Erlass einer Gebührenordnung für universitäre Weiterbildungsangebote machte in der Mitte der 90er Jahre dann eine völlige Neukonzeption der Wissenschaftlichen Weiterbildung in allen Sparten erforderlich. Neue Verwaltungsverfahren mussten entwickelt und verschiedene Projekte liquidiert werden. Im Großen und Ganzen jedoch gelang es Kochs, aus der Not umfassender Umstrukturierungszwänge eine Tugend zu machen und das Kontaktstudium der Universität Augsburg zu einem Zentrum für Weiterbildung und Wissenstransfer (ZWW) auszubauen, das sich heute - dank unverminderter Angebotsqualität und höchster Angebotsaktualität - über Gebühren zu einem Großteil selbst zu finanzieren vermag.

    Ins Programm des ZWW übernommen wurden das Kontaktstudium Management, also das seit über 25 Jahren angebotene, thematisch stets den aktuellen Bedürfnissen angepasste Programm von Seminarreihen und Zertifikatskursen für Führungskräfte aus Wirtschaft und Verwaltung, und ebenso die universitätsinterne Mitarbeiterfortbildung. Neu hinzugekommen sind spezielle Serviceangebote im Bereich des Wissens- und Technologietransfers sowie der Existenzgründungs- und Erfinder- bzw. Patentberatung. Im Sommerurlaub 1998, so Koch selbst, habe er die Muse zur inhaltlichen und strukturellen Skizzierung des neuartigen Qualifizierungsangebotes zum Rating-Analysten gehabt: Im März 2000 erstmals angeboten, erfreut sich dieser eineinhalbjährige, knapp 20.000 DM teure Zertifikatskurs regster Nachfrage. Er richtet sich an Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Unternehmensberater und Mitarbeiter von Kreditinstituten, die mit den drastisch steigenden Ansprüchen an Genauigkeit und Transparenz von Bonitätsprüfungsverfahren bei Kreditvergaben konfrontiert sind.

    MBA UNTERNEHMENSFÜHRUNG

    Noch spektakulärer ist der Erfolg des MBA-Studienganges "Unternehmensführung", derzeit fraglos das vom ZWW und der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät gemeinsam gesteuerte Flaggschiff im Weiterbildungsangebot der Universität Augsburg. Bei seinem Start im Wintersemester 1998/99 - und damit rund acht Jahre, nachdem Kochs die ersten konzeptionellen Überlegungen für dieses Projekt anstellte - war dieser zweijährige berufsbegleitende Studiengang, der sich an Führungskräfte mit nicht-wirtschaftswissenschaftlicher Vorbildung richtet, einer der ersten, der auf einen von einer deutschen Universität verliehenen und staatlich anerkannten Grad "Master of Business Administration" als Abschluss verweisen konnte. Der unlängst gestartete dritte Augsburger MBA-Jahrgang ist erneut bis auf den letzten der jeweils rund 40.000 DM teuren Platz ausgebucht, und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen aus der ganzen Bundesrepublik.

    "... ÜBER MEINE ZEIT AN DER UNIVERSITÄT HINAUS": DER SCHWÄBISCHE KUNSTSOMMER

    Diejenigen, die in Deutschland mit dem Thema der Wissenschaftlichen Weiterbildung über so lange Jahre hinweg so eng verbunden sind wie Dr. Michael Kochs und die mit so viel Energie und Kreativität zur ständigen Weiterentwicklung und Modernisierung auf diesem Gebiet maßgeblich beigetragen haben, lassen sich sicherlich an einer Hand abzählen. Hinter allem, was er im Rahmen des Augsburger Kontaktstudiums und darüber hinaus in der ganzen deutschen Weiterbildungsszene angestoßen, bewegt und erfolgreich vorgemacht hat, stand und steht Kochs mit seiner ganzen Person. Sein ihm gleichwohl nach eigenen Worten am meisten ans Herz gewachsene "Lieblingskind" ist der "Schwäbische Kunstsommer" - eine Idee, die er zusammen mit Volker Sommitsch 1986 entwickelte und zwei Jahre später erstmals in Zusammenarbeit mit dem Schwäbischen Bildungszentrum Irsee realisierte. Seit 1988 findet diese Sommerakademie für Künstlerinnen und Künstler alljährlich im August im Kloster Irsee statt. Was die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den stets von renommierten Künstlern geleiteten Meisterkursen verschiedenster Disziplinen über eine gute Woche hinweg schaffen, wird in der abschließenden "Kunstnacht Irsee" - längst ein fixes Datum im schwäbischen Kulturkalender und ein Publikumsmagnet der seinesgleichen sucht - präsentiert. Dass Kochs mit Vergnügen bereit ist, dieses künstlerisch-kulturelle Aushängeschild, "auch über meine Zeit an der Universität hinaus weiter zu planen und zu realisieren", kann weit über die Universität Augsburg hinaus für die gesamte regionale Kunst- und Kulturlandschaft nur ein Glücksfall sein.

    ABSCHIED VON DER "SZENE"?

    Als "Abschluss meiner persönlichen Arbeit in diesem Bereich und Verabschiedung aus der 'Szene'" hat Kochs das "Zukunftsforum Wissenschaftliche Weiterbildung" apostrophiert, das - zugleich Jahrestagung des bundesweiten "Arbeitskreises Universitäre Erwachsenenbildung" (AUE) - er unter Beteiligung von über 80 deutschen Hochschulen - im September 2000 an der Universität Augsburg als einen "Markt der Weiterbildung" organisierte. Ob der am 1. November 2000 vollzogene Wechsel von Dr. Michael Kochs von der Leitung des Augsburger ZWW in die Altersteilzeit auch schon der tatsächliche Abschied desjenigen von der deutschen Weiterbildungs-"Szene" war, der den Arbeitskreis Universitäre Erwachsenenbildung" mitbegründet und über Jahre hinweg im Vorstand mitgestaltet hat, der an der "Konzertierten Aktion Weiterbildung" des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft mitgearbeitet hat, der in diversen weiterbildungsbezogenen Arbeitskreisen des Deutschen Instituts der Wirtschaft, des DIHT, der Westdeutschen Rektorenkonferenz oder der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände aktiv war und dessen Kompetenz u. a. im Programmbeirat "Bildung" der dritten Fernsehprogramme der ARD gefragt war - dies sei vorläufig dahingestellt. So recht daran glauben will eigentlich niemand. Der Universität Augsburg bleibt Dr. Michael Kochs in jedem Falle als Ehrenmitglied erhalten.


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    An seinen definitiven Ausstieg aus der Weiterbildungsszene glaubt niemand so recht: Dr. Michael Kochs
    An seinen definitiven Ausstieg aus der Weiterbildungsszene glaubt niemand so recht: Dr. Michael Koch ...

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Personalia, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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