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09.04.2009 16:42

Haben Ihre Nachbarn auch Transporte nach Stuttgart?

Dipl.-Ing. Stefan Schmidt Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML

    Transportkonsolidierung mittels Web-Anwendung

    Firmen können Kosten und CO2 sparen, wenn sie mit anderen Unternehmen aus der Region gemeinsam Transportkonzepte entwickeln. Doch welche Nachbarn haben die passenden Verkehre? Ein neuer Ansatz des Priener Projektzentrums Logistik, Verkehr und Umwelt des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik IML auf Web-Basis soll dies automatisch analysieren.

    Aktuelle Situation

    Derzeit werden die Transporte im eigenen Unternehmen durch verschiedene Transport Management Systeme (TMS) optimiert. Jedoch hat kaum ein Unternehmen gleiches Aufkommen in beide Richtungen, so genannte paarige Verkehre. Die beauftragten Spediteure suchen extern nach geeigneten Frachten, um die Lkw optimal auszulasten und damit wirtschaftlich zu agieren. Häufig ist nicht klar, ob dabei die beste Lösung gefunden wird und inwiefern Optimierungspotential bei der Berücksichtigung von Transporten anderer Firmen besteht.

    Auf der CO2-freundlichen Schiene ergibt sich ein ähnliches Problem. Erfahrungsgemäß haben die meisten Firmen nicht genügend Aufkommen für einen eigenen wöchentlichen Ganzzug von ca. 25 Ladungen (z. B. Sattelanhängern). Saisonale Schwankungen führen dazu, dass auch Firmen mit hohem Aufkommen einen Zug nicht ganzjährig auslasten können. Wenn mehrere Firmen aus der Region z. B. an zwei Tagen der Woche gemeinsam ein regelmäßiges Aufkommen nach Stuttgart haben, kann in Kooperation ein eigener Ganzzug aufgebaut werden und damit Einsparpotenziale bei Kosten und CO2 realisiert werden.

    Aber wo fängt eine Firma an Kooperationspartner zu suchen? Und gibt es vielleicht schon geeignete Verbindungen?

    Neuer Ansatz

    Im Fraunhofer IML wird derzeit ein neuer Ansatz auf Basis einer Web-Anwendung zur Lösung dieser Problematik erforscht. Die Grundphilosophie ist die gemeinsame Auswertung der Daten von räumlich nahen Firmen durch ein neutrales System. Dieses soll Möglichkeiten zur Kosten- und CO2-Reduktion aufzeigen.
    Auf Grundlage von Daten der Firmen einer Region können unter Berücksichtigung des Datenschutzes Schlussfolgerungen für zukünftige Kooperationen und die Nutzungsmöglichkeit des Kombinierten Straße-Schiene-Verkehrs gezogen werden. Der mathematische Ansatz besteht darin, dass die Transporte in der untersuchten Region ihren fixen Quell- oder Zielpunkt haben.

    Umsetzungskonzept

    Der Ansatz wird mit Hilfe einer Software auf Web-Basis umgesetzt. Der Einsatz der komplexen Software erfolgt für regional zusammengehörende Firmencluster oder ganze Regionen. Während des Eingabezeitraums können die Unternehmen daran im Sinne des "Web 2.0" interaktiv teilnehmen. Nach Eingabe der Transportdaten erhält jede Firma eine automatisierte und individuelle Auswertung zu ihrem Einsparpotenzialen. Je mehr Firmen der Region dabei mitwirken, desto bessere Konzepte zur Kooperation können ermittelt werden.

    Folgende Fragen werden dabei beantwortet:

    Wo sind aktuelle Transportmöglichkeiten im KV für meine Transporte?
    Der neue Ansatz bietet ein direktes Door-to-Door-Routing unter Berücksichtigung von Fahrplänen des kombinierten Straße-Schiene-Verkehrs. Dadurch erhält ein Unternehmen direkte Vorschläge, welche seiner Transporte auf aktuellen Verbindungen des Kombinierten Verkehrs (KV) sinnvoll transportiert werden können.

    Der entscheidende Faktor für die Nutzung ist, dass bei Eingabe der Daten kein Vorwissen zum KV nötig ist. Der neue Ansatz berücksichtigt Nutzer ohne Detailkenntnisse zu den geeigneten Terminals und den organisatorischen und technischen Hintergründen. Er wertet aus, welche der Verkehre grundsätzlich für den KV geeignet oder nicht geeignet sind und welche auf aktuellen Zügen transportiert werden können. Spediteure, die Züge bereits anbieten, können hier ihre Fahrpläne eingeben, damit alle aktuellen Möglichkeiten erfasst werden.

    Kann ich Leer- oder Teilfahrten vermeiden?
    Durch den neuen Ansatz kann ein reeller Teil der aktuellen Leer- oder Teilfahrten reduziert werden, da über eine komplette Region nach dauerhaft kombinierbaren Ladungen gesucht wird.

    Wo können neue Schienenverbindungen interessant werden?
    Durch die Analyse aller Daten wird direkt das Potenzial für einzelne neue Schienenverbindungen ermittelt. Der Algorithmus konsolidiert entsprechende Verkehre nach Parametern wie passende Transportzeitfenster, Mengenaufkommen im Jahresverlauf oder Distanzen. In der Grafik wird die Konsolidierung von Beispieldaten auf geeigneten Relationen dargestellt. Durch den Aufbau neuer Verbindungen trägt das System nachhaltig zur Umweltverträglichkeit der Transporte in der Region bei.

    Einsatz einer Web-Anwendung

    Als Basis für eine derartig vielschichtige Anwendung dient der Einsatz einer Web-Applikation. Durch den Web-Zugang ist das System sehr einfach und mit geringem Zeitaufwand nutzbar. Die Anwendung kann ohne Installation bei den Unternehmen bedient werden. Der Nutzer kann von jedem Rechner mit Internetzugang darauf arbeiten und ist damit zeitlich und räumlich flexibel.

    Vor allem für kleinere und mittlere Unternehmen schafft eine Web-Anwendung den Zugang zu Applikationen, auf die sie sonst wegen fehlender Personal- und Finanzressourcen nicht zugreifen könnten. Im Gegensatz zu statischen Webseiten, auf denen nur Daten gelesen oder Anwendungen heruntergeladen werden, wird hier die aktive Teilnahme im Internet durch die Dateneingabe seitens der Firmen gefordert. Das wird auch als die neue Generation des Internets bezeichnet, als das Web 2.0.

    Einsatz von SOA

    Als weiterer zentraler Bestandteil ist die Berücksichtigung einer Serviceorientierten Architektur (SOA) zu sehen.
    SOA verkörpert in der IT-Architektur einen Paradigmenwechsel von der technik-zentrierten Sicht von Applikationen hin zur Sicht der Geschäftsprozesse und Kundenorientierung. Sie erlaubt die schnelle Anpassung des Systems an neue Anforderungen, kann unternehmensübergreifende Geschäftsprozesse berücksichtigen und andere Informationssysteme integrieren.

    Dadurch entspricht sie dem aktuellen Stand der Technik. Sie ermöglicht, dass das System in verschiedenen Richtungen wachsen kann, um sich damit neuen Herausforderungen durch logistische Problemstellungen der Zukunft zu stellen und diese Entwicklungen zeitnah zu integrieren.

    Fazit

    Steigende Transportkosten und die aktuelle Diskussion über den Handel mit CO2-Zertifikaten führen zu einem verstärkten Leistungsdruck und Umdenken innerhalb der Transportprozesse. Durch Konsolidierung von Transporten von verschiedenen Firmen sind dabei erhebliche Einsparpotenziale bezüglich Kosten und CO2 realisierbar. Zur Ermittlung der Potenziale kann der neue Ansatz auf Web-Basis beitragen.

    Aufgrund der Web-Anwendung wird die Gesamtoptimierung über alle teilnehmenden Firmen ermöglicht. Gleichzeitig werden viele verschiedene Firmen erreicht, die von dem Einsatz des Systems profitieren.

    Der Ansatz kombiniert die neuesten Techniken mit der umfassenden Datenbasis des Fraunhofer IML zur Transportoptimierung und zu intermodalen Konzepten. Dadurch liefert er eine realistische Auswertung zu den Einsparpotentialen durch Kooperation mit anderen und zu den individuellen Möglichkeiten der Nutzung alternativer Transportmittel.(MK/RFN)

    Ansprechpartnerin:
    Agnes Eiband
    Projektleiterin für Güterverkehr im Projektzentrum Prien am Chiemsee des Fraunhofer IML
    Tel.: (0 80 51) 9 01 - 1 20
    Email: eiband@prien.iml.fraunhofer.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geowissenschaften, Informationstechnik, Umwelt / Ökologie, Verkehr / Transport, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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