Hanspeter Mattes: Der Mangel an Forschungsstellen zum Nahen Osten gefährdet die Interessen Deutschlands. Dabei gäbe es effektive Gegenmaßnahmen.
Dr. Hanspeter Mattes vom GIGA German Institute of Global and Area Studies hat vor einer Unterversorgung von Politik und Wirtschaft mit substanziellen Nahost-Analysen gewarnt. In einem aktuellen Memorandum plädiert Mattes deshalb für bessere, politikorientierte Forschungsstrukturen: In Deutschland gibt es viel zu wenige wissenschaftliche Nahost-Experten. Daher müssten entsprechende Forschungsstellen aufgestockt werden. Zudem sollten die deutschen Forschungsinstitute Verbindungsbüros im Nahen Osten ausbauen. Und: Die relevanten deutschen Forschungseinrichtungen sollten stärker vernetzt werden.
Der Nahe Osten ist derzeit der internationale Krisenherd schlechthin. Unsere Gesellschaft ist daher dringend angewiesen auf fundiertes Wissen über die internen Entwicklungen dieser Region. Entsprechend groß ist der Bedarf an unabhängiger Politikberatung.
"Umso erstaunlicher ist die mangelhafte Förderung entsprechender wissenschaftlicher Strukturen in Deutschland", sagt Mattes. Es gibt nur eine Handvoll außeruniversitärer, staatlich finanzierter Institute, die kontinuierliche Nahost-Forschung betreiben. An allen Instituten zusammen gibt es keine 20 entsprechenden Vollzeitstellen. Dieser Mangel gefährdet langfristig die Interessen Deutschlands, für dessen Zukunftssicherung eine intensive Nahostforschung unerlässlich ist.
Deshalb schlägt Mattes drei Maßnahmen vor:
1. Die Zahl der wissenschaftlichen Stellen sollte aufgestockt werden. Schon mit vergleichsweise geringem Aufwand ließe sich viel erreichen: Zwölf zusätzliche Stellen kosteten unter einer Million Euro pro Jahr. Damit könnten die Kapazitäten in der Nahostforschung deutlich gesteigert werden.
2. Die deutschen Forschungseinrichtungen zu Nahost sollten stärker vernetzt werden. Mehr gemeinsame Veranstaltungen der Institute für und mit Fachpolitikern würden den Wissenstransfer in Politik und Wirtschaft fördern.
3. Im Nahen Osten sollten Verbindungsbüros der deutschen Forschungsinstitute eingerichtet bzw. ausgebaut werden. Dadurch ließe sich der direkte Zugang zu landesspezifischer Information verbessern. Um der Komplexität der Region gerecht zu werden, sollte dies sowohl im Maghreb, in Ägypten und in der Golfregion erfolgen.
Das Memorandum ist im Internet verfügbar:
http://www.giga-hamburg.de/nahost-memorandum
Dr. Hanspeter Mattes ist stellvertretender Direktor des GIGA Instituts für Nahost-Studien in Hamburg. Er forscht seit 1983 über die Nahost-Region.
Kontakt:
Dr. Hanspeter Mattes
GIGA Institut für Nahost-Studien
Neuer Jungfernstieg 21
20354 Hamburg
Tel.: +49 (0)40 - 428 25-582
E-Mail: mattes@giga-hamburg.de
Das GIGA German Institute of Global and Area Studies / Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien in Hamburg ist die größte deutsche und eine der größten europäischen Forschungseinrichtungen für Regionalstudien und vergleichende Regionalstudien. Die Forschung konzentriert sich auf politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen in Afrika, Asien, Lateinamerika und Nahost.
http://www.giga-hamburg.de/nahost-memorandum - Text des Memorandums
http://www.giga-hamburg.de/imes - GIGA Institut für Nahost-Studien
http://www.giga-hamburg.de/giga-focus/nahost - aktuelle Kurzanalysen zu Nahost
http://www.giga-hamburg.de - GIGA German Institute of Global and Area Studies / Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Politik, Religion, Wirtschaft
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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