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06.07.2009 15:35

Die Versorgungsqualität von chronisch Kranken

Ricarda Wessinghage Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt a. M.

    Um möglichst zuverlässige Methoden zur Beantwortung der Frage zu entwickeln, ob chronisch Kranke in strukturierten Behandlungsprogrammen besser versorgt werden, arbeiten Wissenschaftler aus sieben Ländern im neuen EU-Projekt DISMEVAL zusammen. DISMEVAL steht für "Developing and validating disease management evaluation methods for European health care systems". Das Institut für Allgemeinmedizin der Goethe-Universität Frankfurt untersucht zusammen mit Forschungsgruppen aus Großbritannien, den Niederlanden, Spanien, Österreich, Frankreich und Dänemark verschiedene Methoden zur Evaluation von Disease Management-Programmen (DMP). Die Europäische Kommission fördert das Vorhaben mit insgesamt 2,65 Millionen Euro.

    In Deutschland heißen DMP "strukturierte Behandlungsprogramme". Sie werden seit 2003 von allen Gesetzlichen Krankenkassen für Patienten mit Diabetes mellitus, koronarer Herzerkrankung, Asthma/COPD und Brustkrebs angeboten. In den Programmen erhalten hierzulande inzwischen rund 5,8 Millionen Patienten eine strukturierte und evidenzbasierte Therapie und werden selbst stärker in ihre Behandlung einbezogen. Dazu beinhalten DMP beispielsweise Vorgaben zur regelmäßigen Vorstellung des Patienten bei Haus- und Fachärzten, zur Überweisung bei Krankheitskomplikationen und zur Teilnahme an Schulungsmaßnahmen. Durch die Einführung der Programme soll eine systematische Verbesserung der Behandlungsqualität und eine Reduktion von Folgeerkrankungen, Komplikationen und Kosten bei chronischen Krankheiten erreicht werden. Ob dies tatsächlich gelingt, ist bisher nicht bekannt.

    Um den Nutzen von DMP zu untersuchen, ist eine begleitende Evaluation zwar gesetzlich vorgeschrieben. Die dazu verwendete Methode erlaubt jedoch nur einen Vergleich der von den verschiedenen Krankenkassen angebotenen Programme untereinander. Auf der Basis der gesetzlichen Evaluation ist derzeit keine wissenschaftlich begründete Aussage darüber möglich, ob Patienten in DMP tatsächlich besser versorgt werden. Hierfür wäre die Erhebung von Angaben zum Gesundheitszustand der Patienten vor Einführung der Programme ("Baseline-Werte") und der Vergleich mit nicht in DMP behandelten Patienten (Kontrollgruppe) notwendig gewesen.

    Eine wissenschaftlich aussagekräftige Beurteilung des Nutzens neuer Versorgungsmodelle ist unbedingt notwendig, jedoch meist aufwändig und teuer. Daher wären Erkenntnisse darüber hilfreich, welche Evaluationsmethode unter den jeweiligen Ausgangsbedingungen mit möglichst geringem Aufwand und Kosten ausreichend zuverlässige Ergebnisse liefert. Dazu werden im EU-Projekt DISMEVAL verschiedene, in den teilnehmenden europäischen Ländern verwendete Evaluationsmethoden verglichen. Ziel des Forschungsprojekts ist die Entwicklung eines Methodenhandbuchs für die Evaluation von DMP, das Entscheidungsträgern die Auswahl einer möglichst validen, dabei aber möglichst einfachen und kostengünstigen Evaluationsmethode ('best practice') unter den jeweiligen organisatorischen und gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen des betreffenden Landes ermöglicht.

    Das Projekt wird von der europäischen Niederlassung der renommierten amerikanischen Forschungsorganisation RAND koordiniert. Es ist im Januar 2009 gestartet und hat eine Gesamtlaufzeit von 36 Monaten. Das Projekt umfasst drei Schritte:

    1. Erarbeitung einer vergleichenden Übersicht über die Rahmenbedingungen der Durchführung und über die derzeitige Evaluation von DMP in den teilnehmenden Ländern
    2. Auswahl möglichst praktikabler und valider statistischer Modelle für eine Evaluation von DMP
    3. Statistische Untersuchung der Validität der ausgesuchten Modelle anhand vorliegender Datensätze aus der derzeitigen DMP-Evaluation in den teilnehmenden Ländern

    Die Auswertung der DMP-Datensätze aus Deutschland erfolgt in enger Kooperation mit dem Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen (AQUA) in Göttingen als Projektpartner. Die Ergebnisse des Projekts sollen die Voraussetzungen für eine Beurteilung der tatsächlichen Effekte der bereits breit etablierten Behandlungsprogramme schaffen. Diese Bewertung ist wiederum unbedingt notwendig, um ggf. gezielte Veränderungen und Verbesserungen in der Betreuung chronisch Kranker zu ermöglichen.

    Frankfurt am Main, 6. Juli 2009

    Für weitere Informationen:

    Dr. med. Antje Erler, MPH
    Institut für Allgemeinmedizin Johann Wolfgang Goethe-Universität
    Tel: (0 69) 63 01 - 41 32
    Fax: (0 69) 63 01 - 64 28
    E-Mail: erler@allgemeinmedizin.uni-frankfurt.de
    Homepage: http://www.allgemeinmedizin.uni-frankfurt.de

    Ricarda Wessinghage
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt am Main
    F on: (0 69) 63 01 - 77 64
    Fax: (0 69) 63 01 - 8 32 22
    E-Mail: ricarda.wessinghage@kgu.de
    Internet:http://www.kgu.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Medizin
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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