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17.07.2009 16:24

Anschläge in Indonesien - Terroristen ohne Rückhalt in der Bevölkerung

Dr. Christina Heimken Presse- und Informationsstelle
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

    Die islamistische Vereinigung Jemaah Islamiah, die möglicherweise hinter den Anschlägen auf zwei Luxushotels in Jakarta am Freitag, 17. Juli 2009, steckt, hat nach Einschätzung der münsterschen Wissenschaftlerin Simone Sinn keinen Rückhalt in der Bevölkerung. Die gewaltsame Durchsetzung religiöser Vorstellungen werde von der breiten Mehrheit der Indonesier abgelehnt, erklärt die evangelische Theologin. Sie erforscht im Exzellenzcluster "Religion und Politik" der Westfälischen Wilhelms-Universität, wie Christen und Muslime des Landes übereinander denken und sprechen.

    In Indonesien leben fast 200 Millionen Muslime, mehr als in jedem anderen Land der Welt. Ihr Anteil an der Bevölkerung beträgt nach offiziellen Angaben fast 90 Prozent. Nach dem Sturz des autokratischen Herrschers Suharto im Jahr 1998 hat die demokratische Grundordnung des Landes Simone Sinn zufolge spürbar positive Veränderungen in der Gesellschaft bewirkt und zur Einrichtung und Stabilisierung politischer Institutionen beigetragen. Die Parlamentswahlen im Mai dieses Jahres hätten gezeigt, dass die Mehrheit der indonesischen Bevölkerung demokratischen Parteien vor islamistischen den Vorzug gebe. "Es ist eine der größten Herausforderungen für diese Demokratie, das Verhältnis von Religion und Politik zu klären und das Zusammenleben verschiedener Religionen friedlich zu gestalten", erklärt die Forscherin. Gerade weil Religion ein wichtiger Faktor im öffentlichen Leben dieses Landes sei, dürfe man ihre Rolle für die Entwicklung der Demokratie nicht unterschätzen.

    Wie die Wissenschaftlerin weiter erläutert, gibt es in der Geschichte Indonesiens zahlreiche Beispiele dafür, dass Menschen verschiedener Religionen gut zusammengelebt haben. Rechtlich sei die Religionsfreiheit als Grundrecht aller Bürger in der Verfassung verankert. Gleichzeitig werde der Glaube an einen Gott als eines von fünf Grundprinzipien des
    Landes benannt.

    Eine breite gesellschaftliche Debatte haben laut Simone Sinn Initiativen ausgelöst, in einigen Regionen islamisches Recht, die Scharia, einzuführen. Dabei habe sich gezeigt, dass es in Indonesien eine lebendige Zivilgesellschaft und reformorientierte muslimische Organisationen gebe, die eine kritische Auseinandersetzung mit islamistischen Kräften nicht scheuten. "Religion steht immer wieder in der Gefahr, politisiert und instrumentalisiert zu werden. Deshalb ist es eine positive Entwicklung, dass es in Indonesien unter den Muslimen selbst eine intensive Debatte um die Rolle von Religion im öffentlichen Leben gibt", so Simone Sinn.


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-muenster.de/Religion-und-Politik/ Exzellenzcluster "Religion und Politik"


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Religion
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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