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14.08.2009 15:57

Offener Brief zum Vorschlag des SPD-Spitzenkandidaten, eine Software-Hochschule zu gründen

Heike Schmitt Geschäftsstelle
4ING - Fakultätentage der Ingenieurwissenschaften und der Informatik an Universitäten e.V.

    Sehr geehrter Herr Steinmeier,

    die Fakultätentage Informatik und Elektro- und Informationstechnik repräsentieren die universitäre Ausbildung im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnik in Deutschland. Wir können Ihnen nur zustimmen, wenn Sie in Ihrem "Deutschland-Plan" die Software-Technologie als Kernbereich identifizieren, die wie keine andere als Schlüsselfaktor für Innovation und Generator neuer Jobs gefördert werden sollte. Die Behauptung, dies gehe "nicht allein mit den bestehenden Hochschulen", halten wir allerdings für verfehlt aus zwei Gründen:

    1. Nach dem Boom um die Jahrtausendwende sind die Studierendenzahlen in den Informatik-, Informationstechnik- und Kommunikationstechnik-Studiengängen zurückgegangen und liegen zurzeit immer noch deutschlandweit auf einem niedrigeren Niveau als 2000. An vielen Universitäten sind die Kapazitäten nicht ausgeschöpft. Insgesamt gibt es somit in Deutschland keinen Kapazitätsengpass, dem man mit der Neugründung einer "Software-Hochschule" begegnen muss. Es fehlt auch nicht an passgenauen Studiengängen für den Bedarf der Branche. Die Industrie ist mit den Absolventen, die die Universitäten (aber auch Fachhochschulen und Berufsakademien) Jahr für Jahr verlassen, durchaus zufrieden.
    Vielmehr haben wir einen Mangel auf der Nachfrageseite: Viele junge Menschen wenden der Informatik und auch den Ingenieurwissenschaften den Rücken zu, obwohl die Jobchancen ausgezeichnet sind. Jeder Zeitungsbericht über geplante Entlassungen bei einschlägigen Unternehmen wie Siemens, Telekom oder IBM führt zu einer sofortigen Reaktion bei der Studienfachwahl. Wir haben also eher ein Image- und Motivationsproblem als ein Kapazitätsproblem.

    Diesem Image- und Motivationsproblem begegnen die Universitäten, unterstützt durch Berufs- und Branchenverbände, mit einer Fülle von Marketingkampagnen. Die Verankerung der Bedeutung dieser Branche für die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands in Ihrem Wahlprogramm hilft uns durchaus bei unseren Bemühungen, mehr Studierende, insbesondere auch junge Frauen, zu gewinnen. Die Notwendigkeit einer Gründung einer weiteren Hochschule sehen wir jedoch gegenwärtig nicht.

    2. Sollte die Nachfrage nach Studienplätzen deutlich ansteigen, was wir auch anstreben, so halten wir eine Investition in bestehende Hochschulen für den weitaus besseren Weg als die Gründung einer Software-Hochschule unter starker Beteiligung der Wirtschaft.
    Bestehende staatliche Universitäten stehen für Quantität (ca. 60.000 Studienplätze in Informatik/Informationstechnik). Sie stehen auch für Qualität; keine private Universität reicht an die Qualität in Forschung und Lehre heran. Viele vollmundig gegründete Privatuniversitäten (z.B. in Bruchsal) mussten inzwischen schließen. Auch das starke Engagement bedeutender deutscher Unternehmen wie bei der Berliner European School of Management and Technology (ESMT) ist alles andere als eine Erfolgsstory. Um einem erneuten Boom begegnen zu können, muss schnell gehandelt werden. Die Neugründung einer Hochschule dauert viele Jahre bis zur Aufnahme des Studienbetriebs.
    Dagegen können bei bestehenden Hochschulen kurzfristig Kapazitäten ausgeschöpft oder erweitert werden bzw. neue Studiengänge aufgelegt werden, durchaus auch unter Beteiligung der Industrie.

    Die beiden unterzeichnenden Fakultätentage stehen für einen Dialog zum Thema Ausbildung von Spitzenkräften in der Informatik und Informationstechnik jederzeit zur Verfügung.

    Mit freundlichen Grüßen

    Prof. Dr. Hans-Ulrich Heiß
    Vorsitzender des Fakultätentag Informatik
    c/o TU Berlin
    Einsteinufer 17 / EN6
    10587 Berlin
    Hans-Ulrich.Heiss@tu-berlin.de

    Prof. Dr. Michael Hoffmann
    Vorsitzender des Fakultätentag Elektrotechnik und Informationstechnik
    c/o Universität Ulm
    Albert-Einstein-Allee 41
    89081 Ulm
    Michael.Hoffmann@uni-ulm.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Bauwesen / Architektur, Elektrotechnik, Informationstechnik, Maschinenbau
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     


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