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18.08.2009 14:48

Herz-Kreislauf-Arzneien womöglich wirksam bei Multiple Sklerose

Frank A. Miltner Pressestelle der DGN
Deutsche Gesellschaft für Neurologie

    In einer Reihe von Studien mit Tiermodellen haben deutsche Neurologen neue Hinweise darauf gefunden, dass bereits verfügbare Herz-Kreislauf-Medikamente womöglich auch gegen die Multiple Sklerose (MS) wirksam sein könnten. Im experimentellen Modell, das viele Aspekte dieser chronisch entzündlichen Erkrankung des zentralen Nervensystems beim Menschen repräsentiert, konnte der Krankheitsverlauf mit den Wirkstoffen Aliskiren, Enalapril und Losartan eindeutig gelindert werden, berichtet eine Arbeitsgruppe um Dr. Ralf Linker (Foto rechts) und Prof. Ralf Gold (Foto links) Neurologischen Klinik St. Josef-Hospital der Ruhr-Universität Bochum (RUB) in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift PNAS.

    "Wir verstehen nun auf molekularer Ebene, wie eine Hemmung des Renin-Angiotensin-Systems im MS-Modell zu einer Abmilderung des Krankheitsverlaufes und einer Dämpfung der Entzündungsvorgänge im zentralen Nervensystem führt.", erläutert Dr. Ralf Linker. Vor allem habe man eine Wirkung der getesteten Arzneien auf so genannte Fresszellen (Makrophagen) gefunden, die auch in den Entzündungsherden der MS eine gewichtige Rolle spielen. In einer gleichzeitig veröffentlichten Studie hat eine Gruppe um Professor Lawrence Steinman von der Stanford Universität in Kalifornien ähnliche Effekte auf regulatorische Immunzellen beobachtet.

    Alle drei für wirksam befundenen Medikamente wirken auf das so genannte Renin-Angiotensin-System, mit dem der Körper sowohl den Blutdruck reguliert, als auch den Salz- und Wasserhaushalt. Weil mehrere Forschergruppen in letzter Zeit Hinweise gefunden hatten, dass das Renin-Angiotensin-System auch das Immunsystem beeinflussen kann - und zwar insbesondere die bei der Multiplen Sklerose "überaktiven" T-Zellen und Antigen präsentierenden Zellen - hat sich Team um Gold und Linker eingehend mit den zugrunde liegenden Signalwegen beschäftigt.

    Viele Hemmstoffe des Renin-Angiotensin-Systems werden bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen bereits mit gutem Erfolg und guter Verträglichkeit eingesetzt, darunter auch die von Linker und Kollegen in ihrem Tiermodell verwendeten: Aliskiren ist der erste oral verfügbare direkte Hemmstoff für das von den Nieren bei niedrigem Blutdruck ausgeschüttete Enzym Renin und seit zwei Jahren in der EU zugelassen. Enalapril hat als Angriffspunkt das Angiotensin-Converting-Enzyme und ist unter den Arzneien mit diesem Wirkmechanismus (den ACE-Hemmern) eine der meistgebrauchten. Losartan schließlich ist ein typischer Vertreter der Sartane, die ein weiteres Schlüsselmolekül im Renin-Angiotensin-System blockieren, den Subtyp 1 des Angiotensin II-Rezeptors.

    "Diese Substanzen könnten nun auch in der Therapie der Multiplen Sklerose Einzug halten", hofft Professor Gold von der DGN sowie Vorstandsmitglied des Ärztlichen Beirats der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft. Womöglich könnten sie mit bereits verfügbaren Basistherapeutika gegen die MS sogar eine synergistische Wirkung entfalten, so der Neurologe - und sie sollten im Gegensatz zu den neuen Antikörpertherapien bei der MS keine schwer abschätzbaren neuen Risiken mit sich bringen: "Allerdings müssen diese Hypothesen natürlich zuerst in klinischen Studien an Patienten überprüft werden", warnt Gold gleichzeitig vor verfrühten Hoffnungen.

    Quelle
    Stegbauer, J et al. Role of the renin-angiotensin system in autoimmune inflammation of the central nervous system. PNAS Early edition 2009

    Fachlicher Kontakt bei Rückfragen

    Dr. Ralf Linker
    Oberarzt
    Neurologische Klinik der Ruhr-Universitaet Bochum im St. Josef-Hospital
    Zentrum fuer klinische Forschung
    Neuroimmunologisches Labor
    Tel.: 0234-32-29048,
    Fax: 0234-32-14674
    E-Mail: ralf.linker@rub.de

    Prof. Dr. med. Ralf Gold
    Direktor der Neurologischen Universitätsklinik
    St.-Josef-Hospital/Ruhr-Universität Bochum
    Tel.: 0234/5092411
    Fax: 0234/5092414
    E-Mail: ralf.gold@ruhr-uni-bochum.de

    Pressestelle der DGN
    c/o albertZWEI media GmbH, Frank A. Miltner, presse@dgn.org, Tel: 089-46148614
    Pressesprecher: Prof. Dr. H.C. Diener, Essen

    Geschäftsstelle Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V.
    Geschäftsführer Prof. Dr. med. Otto Busse, Reinhardtstr. 14, 10117 Berlin, Tel: 030-531437930, busse@dgn-berlin.org


    Weitere Informationen:

    http://www.dgn.org


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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