Die schon 2002 und 2005 erfolgreiche "Zauberformel" von Thomas Gschwend (Mannheim) und Helmut Norpoth (Stony Brook) sieht Union und FDP als Sieger.
2002 und 2005 standen Prof. Thomas Gschwend von der Universität Mannheim und sein Kollege Prof. Helmut Norpoth von der Universität Stony Brook (New York) mit ihrer Prognose zur Bundestagswahl ziemlich allein da: Anders als sämtliche Meinungsforschungsinstitute hatten sie keine Mehrheit für Schwarz-Gelb prognostiziert - und der Wähler gab ihnen letztlich recht. Mit ihrem in den Medien seitdem oft auch als "Zauberformel" bezeichneten statistischen Modell sagten Gschwend und Norpoth das Ergebnis der Bundestagswahl 2002 bis auf den Zehntelprozentpunkt exakt voraus. Und auch 2005 prognostizierten sie als erste eine Große Koalition.
"Anders als 2002 und 2005 stimmen wir diesmal in der Tendenz mit den Umfrageinstituten überein", sagt Thomas Gschwend, Professor für quantitative sozialwissenschaftliche Methoden und Projektleiter am Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES): "Es wird für Schwarz-Gelb reichen."
Das deutsch-amerikanische Forscherteam berechnet für die Wunschkoalition der Bundes¬kanzlerin, eine Koalition aus CDU/CSU und FDP, einen Stimmenanteil von 52,9 Prozent. Anders als die Meinungsforschungsinstitute verlassen sich Gschwend und Norpoth nicht auf umfragegestützte Momentaufnahmen der politischen Stimmung, sondern auf ein eigenes wahlstatistisches Modell: "Wir haben uns gefragt: Was können wir aus den zurückliegenden Bundestagswahlen lernen? Gibt es da Gesetzmäßigkeiten, Konstanten und Indikatoren, die die Umfrageforschung vernachlässigt? Und die gab es in der Tat", erklärt Gschwend.
Das Modell der beiden Politikwissenschaftler bezieht drei Faktoren ein: Erstens den langfristigen Wählerrückhalt der Regierungsparteien - gemessen als durchschnittlicher Wahlerfolg bei den vorangegangenen drei Bundestagswahlen. Dazu kommt zweitens der mittelfristig wirksame Abnutzungsprozess der Regierung im Amt - gemessen an der Zahl der Amtsperioden. Drittens bezieht das Modell die durchschnittliche Popularität des amtierenden Kanzlers oder der Kanzlerin ein - gemessen durch entsprechende Werte in Umfragen im Zeitraum von ein und zwei Monaten vor der Bundestagswahl. Mit Hilfe statistischer Analyseverfahren berechnen Thomas Gschwend und Helmut Norpoth, wie das Zusammenwirken dieser drei Faktoren zu gewichten ist und wie sie sich auf die Stimmabgabe auswirken.
Für alle bisherigen Bundestagswahlen traf diese Berechnung den Stimmanteil der Regierungskoalition äußerst exakt. Die kommende Wahl stellt für Gschwend und Norpoth allerdings einen Sonderfall dar: "Die amtierende große Koalition sieht sich selbst lediglich als Notlösung, nachdem 2005 keines der politischen Lager eine Regierungsmehrheit auf sich vereinen konnte. Daher haben wir unsere Berechnungen auf die von der Kanzlerin präferierte schwarz-gelbe Koalition konzentriert und deren Stimmanteil ermittelt." Die Formel von Gschwend und Norpoth lautet für die Bundestagswahl 2009 in voller Länge:
Prognose für Schwarz-Gelb = - 5,6 + 0,75*(PAR) + 0,38*(KAN) - 1,53*(AMT)
"PAR" steht dabei für den langfristigen Wählerrückhalt der Regierungsparteien (Mittel der Stimmenanteile bei den letzten drei Bundestagswahlen), "KAN" für die Kanzler¬unterstützung (unter Ausschluss von Unentschlossenen) und "AMT" für den Abnutzungs¬effekt (Anzahl der Amtsperioden der Regierung).
Zwei der drei Faktoren sind schon lange bekannt. Die Bundeskanzlerin tritt zum ersten Mal zur Wiederwahl an und hat damit mit einer geringen Abnutzung im Amt zu kämpfen und Schwarz-Gelb kann sich auf einen langfristigen Wählerrückhalt von 44,1 Prozent verlassen. Hinzu kommen die Popularitätswerte von Angela Merkel von 71 Prozent (Juli-August im Schnitt). Diese Werte der ersten Kanzlerin in der Geschichte der Bundesrepublik sind im Vergleich zu denen ihres Herausforderers Frank-Walter Steinmeier von der SPD auf einem historischen Hoch. Sie untermauern damit eine Vorhersage, die Gschwend und Norpoth schon im Juli in der Financial Times Deutschland veröffentlicht hatten. Alles in allem ergibt sich für den 27. September 2009 ein Zweitstimmenanteil von 52,9 Prozent für Schwarz-Gelb.
Prof. Thomas Gschwend ist Professor für quantitative sozialwissenschaftliche Methoden und forscht am Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung. Das MZES ist das größte Forschungsinstitut der Universität Mannheim, die bundesweit zu den renommiertesten Hochschulen im Bereich der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften zählt.
Prof. Helmut Norpoth ist Professor für Politikwissenschaft an der Stony Brook University, New York, die insbesondere im Bereich der Wahl- und Einstellungsforschung zu den führenden politikwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen der USA gehört.
Kontakt und weitere Informationen (Prof. Norpoth spricht deutsch):
Prof. Helmut Norpoth
Department of Political Science
Stony Brook University
Stony Brook, N.Y. 11794-4392
Telefon: +1-631-632-7640
Telefax: +1-631-632-4116
Helmut.Norpoth@StonyBrook.edu
Nikolaus Hollermeier
Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES)
Direktorat / Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: +49-621-181-2839
Telefax: +49-621-181-2866
nikolaus.hollermeier@mzes.uni-mannheim.de
http://www.mzes.uni-mannheim.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Politik
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
Deutsch
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