Vom TV-Duell zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Vize-Kanzler Frank-Walter Steinmeier konnte vor allem der SPD-Kandidat profitieren. Dies zeigt eine Experimentalstudie der Universitäten Koblenz-Landau, Hohenheim und Mannheim. An fünf Standorten - Landau, Stuttgart, Mannheim, Kaiserslautern und Jena - verfolgten rund 450 Personen das TV-Duell und bewerteten die Politiker live. Direkt vor und direkt nach der Debatte wurden sie unter anderem zu ihren Einstellungen gegenüber den beiden Kanzlerkandidaten befragt.
Steinmeier konnte durch die Debatte erhebliche Imagegewinne verbuchen. Es gelang ihm, sich auf einem elf Skalenpunkte umfassenden Skalometer um 0,7 Skalenpunkte zu verbessern. Besonders deutlich legte Steinmeier unter parteipolitisch unabhängigen Wähler zu (+0,9), aber auch in den eigenen Reihen und im schwarz-gelben Lager stieg sein Ansehen durch seinen Debattenauftritt signifikant (+0,6 bzw. +0,7). Die Bewertung von Angela Merkel veränderte sich hingegen nicht.
Die Verbesserung Steinmeiers hinsichtlich seiner Globalbewertung dürfte vor allem darauf zurückzuführen sein, dass er während des Duells einen sympathischen Eindruck vermitteln konnte. 36 Prozent der Untersuchungsteilnehmer bezeichneten ihn vor der Sendung als sympathisch, nach der Sendung waren es 51 Prozent. Merkel konnte hier ihr bereits vor der Sendung hohes Ansehen nicht weiter steigern (59 bzw. 60 Prozent). Aber auch entlang anderer Dimensionen legte der SPD-Kandidat zu. So wurde er vor dem Duell von 32 Prozent der Untersuchungsteilnehmer als wirtschaftskompetent bezeichnet. Nach dem Duell waren es 39 Prozent. Merkel konnte sich von 45 auf 56 Prozent verbessern. Zudem wurde ihm nach dem Duell mehr Führungsstärke bescheinigt (46 vs. 54 Prozent). Die Kanzlerin konnte hingegen ihr ohnehin hohes Maß an zugeschriebener Führungskraft nicht wesentlich steigern (67 vs. 70 Prozent).
Das TV-Duell verursachte auch Verschiebungen bei der Kanzlerpräferenz. Rund 15 Prozent der Versuchspersonen änderten ihre Kanzlerpräferenz aufgrund der Eindrücke, die sie aus der 90-minütigen Diskussion gewonnen hatten. Das bessere Ende hatte auch hier Steinmeier, dem es zwar genauso wenig wie Merkel gelang, Anhänger aus dem gegnerischen Lager für sich zu gewinnen, der aber etwa doppelt so viele Unentschiedene wie die Kanzlerin von sich überzeugen konnte.
Einen besonders starken Eindruck hinterließ der SPD-Kanzlerkandidat mit seinen Aussagen zur Kontrolle des Bankensektors, zu Mindestlöhnen und mit seiner Position zur Atomenergie. Während er allerdings bei den beiden erstgenannten Themen nicht nur im eigenen Lager Zustimmung erhielt, sondern auch beim politischen Gegner, polarisierte Steinmeiner mit seinem energiepolitischen Statement. Auch Merkel hatte ihre besten Momente, als sie die Regulierung der Finanzmärkte, die Limitierung von Managergehältern und die soziale Verantwortung des Staates thematisierte. Hier gelang es ihr ebenfalls, Parteilager übergreifend Zustimmung zu erhalten.
Zur Methode: Mehr als 450 Bürgerinnen und Bürger waren eingeladen, das Fernsehduell an den Universitäten Koblenz-Landau, Stuttgart, Mannheim, Kaiserslautern und Jena live zu verfolgen. Während der Debatte konnten sie Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier entweder mit Drehreglern oder mit Push-Button permanent bewerten oder mit Hilfe von Fragebögen ihre Bewertung abgeben. Diese Untersuchung wird in Kooperation von den Universitäten Koblenz-Landau, Hohenheim und Mannheim durchgeführt. Sie ist Teil des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projektes "German Longitudinal Election Study". Ziel der Studie ist es, die Wahrnehmungsprozesse und die Urteilsbildung von Wählerinnen und Wählern zu erforschen.
Ansprechpartner:
Prof. Thorsten Faas
Juniorprofessur für Politikwissenschaft, insbesondere Wählerverhalten
Universität Mannheim
E-Mail: thorsten.faas@uni-mannheim.de
Tel. 0621-1812065
Dr. Jürgen Maier
Vertretungsprofessor für Politische Kommunikation
Prof. Dr. Michaela Maier
Professorin für angewandte Kommunikationspsychologie
Universität Koblenz-Landau
E-Mail: maierj@uni-landau.de
Tel. 0177-7865824
Prof. Dr. Frank Brettschneider
Kommunikationswissenschaftler und Wahlforscher
Universität Hohenheim
E-Mail: brettschneider@web.de
Tel. 0711-45924030
Tel. 0151-24047907
Mittelwerte der Echtzeitmessung an den Standorten Landau, Jena, Hohenheim
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Politik, Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch
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