"Die Deckung des eigenen Fachkräftebedarfs bleibt das dominierende Ausbildungsmotiv der Betriebe. Diese gehen jedoch stärker als in der Vergangenheit dazu über, ihre Ausbildung effizienter zu organisieren. Damit wird die Berufsausbildung mehr denn je für viele Betriebe zu einer lohnenden Investition, auch wenn sie zunächst Kosten verursacht." Dies erklärte Prof. Dr. Reinhold Weiß, Ständiger Vertreter des Präsidenten und Forschungsdirektor des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zur Eröffnung der BIBB-Fachtagung "Die Ausbildungsentscheidung von Betrieben: Ökonomische Forschungsansätze und Analysen" in Bonn.
Im Vergleich der Jahre 2000 und 2007, so Prof. Weiß, seien nach Untersuchungen des BIBB die Gesamtkosten der Betriebe für die Ausbildung deutlich gesunken. "Die Betriebe organisieren ihre Ausbildung kostengünstiger und setzen die Auszubildenden früher und häufiger für produktive Tätigkeiten ein."
Im Jahr 2007 betrugen die Bruttokosten der Betriebe für jeden Auszubildenden im Durchschnitt 15.288 Euro pro Jahr. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen BIBB-Befragung von 3.000 Betrieben in Deutschland. Von diesen Kosten sind die von den Auszubildenden durch produktive Leistungen erbrachten Erträge abzuziehen. 2007 lag dieser Wert bei 11.692 Euro pro Jahr, so dass unter dem Strich für die Betriebe Nettokosten in Höhe von jährlich 3.596 Euro anfielen. Je nach Region und Branche können diese Werte sehr unterschiedlich ausfallen. Während die Bruttokosten der Betriebe im Vergleich der Jahre 2000 und 2007 um rund 10 Prozent stiegen, erhöhten sich die durch produktive Leistungen der Auszubildenden erbrachten Erträge im selben Zeitraum um knapp 50 %. Die Nettokosten der Betriebe reduzierten sich dadurch innerhalb von sieben Jahren um rund 40 % von 6.033 Euro im Jahr 2000 auf 3.596 Euro im Jahr 2007.
Besonders stark gestiegen sind dabei die Erträge der Auszubildenden in den ersten beiden Ausbildungsjahren. "Dies zeigt", so Prof. Weiß, "dass die Unternehmen die Auszubildenden viel stärker als in der Vergangenheit und vom Beginn der Ausbildung an in die realen be-trieblichen Arbeitsprozesse einbeziehen. 62 Prozent der ausbildenden Betriebe haben derartigen Maßnahmen vorgenommen beziehungsweise eingeführt, weitere 10 Prozent planen dies."
Weitere Analysen ergeben, dass viele Betriebe nach wie vor ein hohes Interesse an der Übernahme der selbst ausgebildeten Jugendlichen haben. So ist die Übernahmequote den BIBB-Untersuchungen zufolge mit rund 57 % in den Jahren 2000 und 2007 stabil geblieben. Dies ist nach Angaben von Prof. Weiß "ein Beleg dafür, dass die Betriebe weiterhin ein großes Interesse an der Qualifizierung ihrer eigenen künftigen Fachkräfte haben und sich der Herausforderungen, die der demografische Wandel in Deutschland mit sich bringt, bewusst sind".
Rund 130 Berufsbildungsexpertinnen und -experten aus dem In- und Ausland nehmen am 23. und 24. September im BIBB in Bonn an der internationalen Fachtagung teil. Die Veranstaltung bildet den Abschluss des BIBB-Forschungsprojektes "Kosten und Nutzen der betrieblichen Berufsausbildung". Vorgestellt und diskutiert werden neben den BIBB-Projektergebnissen auch neue internationale Forschungsarbeiten aus Großbritannien, der Schweiz und den Nie-derlanden. Dabei stehen Fragen wie "welche Faktoren beeinflussen die betriebliche Ausbildungsbereitschaft?" und "wie kann man die Rahmenbedingungen so gestalten, dass sich die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe erhöht?" im Mittelpunkt.
Die Ergebnisse der Fachtagung werden Anfang Oktober im Internetangebot des BIBB unter http://www.bibb.de/de/15806.htm dokumentiert.
Auskünfte erteilen:
Harald Pfeifer, Tel.: 0228 / 107-1335; E-Mail: harald.pfeifer@bibb.de
Felix Wenzelmann, Tel.: 0228 / 107-1327; E-Mail: wenzelmann@bibb.de
Bei Abdruck Belegexemplar erbeten.
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Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
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