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07.10.2009 12:34

Westmedien brachten die Berliner Mauer zum Einsturz

Christoph Herbort-von Loeper M.A. Geschäftsstelle, Büro Berlin
Leibniz-Gemeinschaft

    Durch die irrtümliche Meldung, die Grenze sei bereits offen, sorgten die Westmedien erst dafür, dass zehntausende DDR-Bürger zur Mauer strömten und sie dadurch zum Einsturz brachten. Für den Potsdamer Historiker Hans-Hermann Hertle waren die Medien unbeabsichtigt die wahren Helden des 9.November.

    Die Westmedien, besonders die "Tagesthemen" haben einen wesentlichen Anteil daran, dass die Berliner Mauer in den späten Abendstunden des 9. November 1989 fiel. Diese These vertritt der Historiker Hans-Hermann Hertle vom Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam der Leibniz-Gemeinschaft in der aktuellen Ausgabe des Leibniz-Journals. Der Fall der Mauer sei damit das erste welthistorische Ereignis, das als Folge seiner vorauseilenden Verkündung in Fernsehen und Hörfunk eintrat.
    Hertles These basiert auf einer neuen Rekonstruktion der zeitlichen Abläufe der Entwicklungen des 9. Novembers. Ausgangspunkt ist die berühmte Pressekonferenz, auf der das Mitglied des Zentralkomitees der SED, Günter Schabowski, irrtümlich "sofort und unverzüglich" in Kraft tretende neue Reiseregelungen für DDR-Bürger verkündete. Diese hätten ursprünglich erst am kommenden Tag und nach vorheriger Antragstellung in Kraft treten sollen. Im Anschluss an die Pressekonferenz sei es zwischen verschiedenen Nachrichtenagenturen zu einem Deutungswettlauf der Ankündigungen Schabowskis gekommen, der darin gipfelte, dass Tagesthemen-Moderator Hanns Joachim Friedrichs die Sendung mit den Worten "Die Tore in der Mauer stehen weit offen" anmoderierte. Dies führte bei den Fernsehzuschauern zu der Illusion, die Grenzübergänge seien bereits offen. In Folge der Tagesthemen - und nicht bereits nach Schabowskis Pressekonferenz knapp vier Stunden zuvor - seien dann zehntausende DDR-Bürger zu den geschlossenen Grenzübergängen geströmt. Deren Bewacher hätten schließlich angesichts des Drucks der Massen die Übergänge öffnen müssen. Hertles Schlussfolgerung daraus lautet: "Eine Fiktion der Medien ergriff die Massen und wurde dadurch Realität". In der Folge dieser Ereignisse sei die DDR-Führung nie mehr Herr der Lage gewesen.

    Das Interview im Wortlaut finden Sie im Heft 3/2009 des Leibniz-Journals, das im Internet als PDF-Dokument unter http://www.leibniz-gemeinschaft.de/journal verfügbar ist.
    Das Heft steht diesmal unter dem Schwerpunktthema "1989 - 2009 Zwei Welten begegnen sich", u.a. mit einem Gastkommentar des ehemaligen Bundesforschungsministers Prof. Dr. Heinz Riesenhuber, einem Artikel über die Sprache der Wende und ein Resümee zur Entwicklung der ostdeutschen Wirtschaft.

    Eine ausführliche Rekonstruktion der Vorgeschichte und Hintergründe der Ereignisse des 9. November hat Hans-Hermann Hertle in seinem im Ch. Links Verlag erschienenen Buch "Chronik des Mauerfalls. Die dramatischen Ereignisse um den 9. November 1989" (11. erweiterte Auflage 2009) vorgelegt.

    Kontakt:
    Dr. Hans-Hermann Hertle
    Tel.: 0331/28991-31
    E-Mail: hertle@zzf-pdm.de

    Pressekontakt Leibniz-Gemeinschaft
    Christoph Herbort-von Loeper M.A.
    Schützenstraße 6a
    10117 Berlin
    Tel.: + 49 (0) 30 20 60 49-48
    Fax: + 49 (0) 30 20 60 49-55
    Mobil: 0174 / 310 81 74
    E-Mail: herbort@leibniz-gemeinschaft.de

    Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören 86 außeruniversitäre Forschungsinstitute und Infrastruktureinrichtungen für die Wissenschaft sowie drei assoziierte Mitglieder. Leibniz-Institute bearbeiten gesamt-gesellschaftlich relevante Fragestellungen strategisch und themenorientiert. Dabei bedienen sie sich verschiedener Forschungstypen wie Grundlagen-, Groß- und anwendungsorientierter Forschung. Sie legen neben der Forschung Wert auf wissenschaftliche Dienstleistungen sowie Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Die Institute beschäftigen mehr als 14.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sie werden gemeinsam von Bund und Ländern finanziert. Ihr Gesamtetat beträgt etwa 1,2 Milliarden Euro, wovon ca. 230 Millionen Euro aus Drittmitteln stammen.


    Weitere Informationen:

    http://www.leibniz-gemeinschaft.de/journal - Das Wissenschaftsmagazin der Leibniz-Gemeinschaft
    http://www.zzf-pdm.de - Internetauftritt des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Politik
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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