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02.11.2009 15:19

Wie Normen gerechtfertigt werden

Bernd Frye Marketing und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

    Zu den Referenten der Jahreskonferenz des Frankfurter Exzellenzclusters 'Die Herausbildung normativer Ordnungen' an der Goethe-Universität gehört auch Gunter Pleuger, ehemaliger deutscher Vertreter im Weltsicherheitsrat

    FRANKFURT. Wie entstehen Wertvorstellungen, Gesetze und ganze Staatsordnungen? Wie werden sie begründet, und warum haben Angehörige verschiedener Kulturen gegensätzliche, zu Konflikten führende Ansichten darüber, was gerecht ist? Vor allem auch mit diesen Fragen beschäftigt sich der Exzellenzcluster 'Die Herausbildung normativer Ordnungen' an der Goethe-Universität. Ein Leitbegriff dabei heißt 'Rechtfertigungsnarrative'. Gemeint sind Überlieferungen und Begründungsmuster auf deren Grundlage normative Ordnungen gerechtfertigt erscheinen oder zurückgewiesen werden. Den Rechtfertigungsnarrativen, ihren unterschiedlichen Dimensionen und ihrer Bedeutung zum Beispiel für die Menschenrechte und eine globale Wirtschaftspolitik widmet sich die zweite internationale Jahreskonferenz des Clusters am 13. und 14. November. Die öffentliche Veranstaltung auf dem Frankfurter Campus Westend trägt den Titel 'Rechtfertigungsnarrative - Legitimation und erzählende Verständigung'.

    Rechtfertigungsnarrative sind ein zentraler Untersuchungsgegenstand des Exzellenzclusters. Mit Hilfe des Begriffs soll insbesondere die historische Dimension von normativen Ordnungen erschlossen werden, die überlieferten Erzählungen, die sich zu Legitimationen sozialer Strukturen und Institutionen verdichten. Die Federführung der aktuellen Jahrestagung hat das Cluster-Forschungsfeld 2 'Geschichtlichkeit normativer Ordnungen'. Die Tagung gliedert sich in fünf Panels. Die Panels eins bis drei finden am 13. November statt. Gleich im ersten Panel geht es aus historischer Perspektive um - so der Titel - 'Rechtfertigungsnarrative in Übergangszeiten'. Anhand von Beispielen aus verschiedenen Epochen soll gezeigt werden, wie sich Rechtfertigungsnarrative mit der Zeit wandeln können.

    Zu den Rednern der Tagung gehört auch Dr. Gunter Pleuger, ehemaliger deutscher Vertreter im Weltsicherheitsrat und nun Präsident der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Pleuger, der als Diplomat auch an den Verhandlungen im Vorfeld des Irak-Krieges beteiligt war, referiert im zweiten, politikwissenschaftlich geprägten Panel, das unter der Überschrift 'Rechtfertigungsnarrative in Verhandlungsprozessen' steht. Das dritte Panel, mit dem der erste Veranstaltungstag endet, geht der Frage 'Menschenrechte als Rechtfertigungsnarrative?' nach. Einerseits - so die These - seien die Menschenrechte zu einem der wichtigsten und am weitesten verbreiteten Rechtfertigungsnarrativ geworden. Andererseits berufe man sich mittlerweile fast schon inflationär auf die Menschenrechte. Dies ließe befürchten, dass sie zu einer bloß rhetorischen Formel würden.

    Am 14. November beginnt der zweite Tag der Konferenz mit dem insgesamt vierten Panel. Es beschäftigt sich mit der 'Ästhetik von Rechtfertigungsnarrativen' und geht von der Überlegung aus, dass die Form, wie solche Narrative in Szene gesetzt oder vorgetragen werden, möglicherweise ebenso über die Akzeptanz einer Begründung entscheidet wie der Inhalt. Auf dem Programm dieses vierten Panels steht unter anderem ein Vortrag über die besondere ästhetische Struktur von Erzählungen in Filmen und deren legitimierende oder delegitimierende Funktion am Beispiel der Berichterstattung über den zweiten Irak-Krieg. Schließlich: Das fünfte und letzte Panel wirft einige Schlaglichter auf die Gründe des Wohlstandsgefälles zwischen Afrika und der restlichen Welt und auf mögliche Lösungen. Mit der Übertragung westlicher Wertvorstellungen allein scheint es jedenfalls nicht getan zu sein. So wird in einem der Vorträge dargestellt, wie beispielsweise im afrikanischen Malawi westliche Strategien im Kampf gegen Armut und Ungerechtigkeit an ihre Grenzen stoßen.

    Der Frankfurter geistes- und sozialwissenschaftliche Exzellenzcluster hat im Jahr 2008 seine Arbeit aufgenommen und auf dem Jahreskongress im November 2008 sein interdisziplinäres Programm erstmals einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt. Die beteiligten Wissenschaftler untersuchen die Thematik der Herausbildung normativer Ordnungen vor allem mit Blick auf die gegenwärtigen globalen Konflikte, wie sie sich etwa an der Verteilung knapper Ressourcen oder an den Folgen eines globalisierten Wirtschafts- und Finanzsystems entzünden. Das Forschungsnetzwerk wird im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder gefördert.

    Interessierte sind bei der Tagung herzlich willkommen. Um Online-Anmeldung wird gebeten.

    Ein Hinweis für die Medien: Bei der Vermittlung von Interviews sind wir Ihnen gerne behilflich. Namen und Lebensläufe der Referenten finden Sie unter der angegebenen Internetadresse.

    Informationen: Peter Siller, Exzellenzcluster 'Die Herausbildung normativer Ordnungen', Tel: 798-22015, peter.siller@normativeorders.net, http://www.normativeorders.net/jahreskonferenz.

    Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt am Main. 1914 von Frankfurter Bürgern gegründet, ist sie heute eine der zehn größten Universitäten Deutschlands. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein einzigartiges Maß an Eigenständigkeit. Rund um das historische Poelzig-Ensemble im Frankfurter Westend entsteht derzeit für rund 600 Millionen Euro der schönste Campus Deutschlands. Mit über 50 seit 2000 eingeworbenen Stiftungs- und Stiftungsgastprofessuren nimmt die Goethe-Universität den deutschen Spitzenplatz ein. In drei Forschungsrankings des CHE in Folge und in der Exzellenzinitiative zeigte sie sich als eine der forschungsstärksten Hochschulen.

    Herausgeber: Der Präsident
    Abteilung Marketing und Kommunikation,
    Postfach 11 19 32,? 60054 Frankfurt am Main
    Redaktion: Dr. Olaf Kaltenborn, Abteilungsleiter
    Telefon: (069) 798 - 2 39 35, Telefax (069) 798 - 2 85 30,
    E-Mail: kaltenborn@pvw.uni-frankfurt.de
    Internet: http://www.uni-frankfurt.de


    Weitere Informationen:

    http://www.normativeorders.net/jahreskonferenz - Programm und Möglichkeit zur Anmeldung


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Kulturwissenschaften, Philosophie / Ethik, Politik, Recht
    überregional
    Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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