idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
07.12.2009 15:30

Präventionsprogramm gegen Palliativsymptome startet

Meike Drießen Pressestelle
Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS)

    Rechtzeitige Integrative Schmerztherapie bei Krebs: Die meisten könnten zu Hause sterben

    Der interdisziplinäre Arbeitskreis Brandenburger Schmerztherapeuten (IABS) entwickelt zurzeit ein Präventionsprogramm gegen Palliativsymptome. "Eine präventive Symptomkontrolle ermöglicht Krebspatienten kurz nach und auch während der kausalen Krebstherapie ein hohes Maß an Lebensqualität und vermeidet einen künftigen chronischen Krebsschmerz", erklärt IABS-Präsident Dr. Knud Gastmeier, Sprecher des Regionalen Arbeitskreises Brandenburg der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS).

    Die so therapierten Patienten benötigen am Lebensende oft erst sehr spät eine Spezielle Ambulante Palliativversorgung und können in ca. 70 bis 80% der Fälle zu Hause oder nach einem deutlich kürzeren stationären Aufenthalt sterben als ohne die präventive Behandlung.

    Bedarf beginnt früher als angenommen

    Der Bedarf nach palliativmedizinischer Betreuung beginnt viel früher als landläufig angenommen: Nicht erst, wenn die Krankheit weit fortgeschritten ist, beeinträchtigt sie das Leben des Patienten stark. "Operationen, Angst, Depression zwingen den Patienten oft in eine Art zwanghafte Verspannung, die dazu führt, dass er unbeweglich wird, körperlich abbaut und sich sozial zurückzieht", erklärt Dr. Gastmeier. Eine frühzeitige interdisziplinäre Behandlung kann dagegen helfen und bedeutet sowohl einen großen Gewinn an Lebensqualität als auch eine Investition in die Zukunft des Patienten: Die meisten können zu Hause sterben oder müssen deutlich kürzer stationär behandelt werden als ohne die Behandlung. Plan der Brandenburger Schmerzspezialisten ist eine enge Zusammenarbeit mit Onkologen und anderen an der kausalen Krebstherapie Beteiligten, um diese zu sensibilisieren und ihre Patienten in die spezialisierte Praxis zu schicken, wo auch Physiotherapeuten und Psychotherapeuten parat stehen. "Das eigentliche Problem ist, dass die Onkologen gar keine Zeit haben, sich mit solchen Problemen ihrer Patienten zu befassen. Das werden wir tun", so Gastmeier.

    Unterversorgung ist unentschuldbar

    Anstoß zu dem Präventionsprogramm gab eine Umfrage, die die Brandenburger Schmerztherapeuten bei Patienten aller Arztpraxen in Brandenburg durchgeführt haben. "Nachdenklich hat uns besonders das Ergebnis gestimmt, dass immer noch nicht alle Krebsschmerzpatienten ein regelmäßig einzunehmendes Schmerzmittel erhielten und noch weniger Patienten ein Bedarfsschmerzmittel zur Verfügung stand", so Dr. Gastmeier. Dabei befanden sich 80 % der befragten Krebsschmerzpatienten noch im fünfjährigen Nachsorgeintervall unter fachärztlicher Kontrolle. "Auch scheint auch die leitliniengerechte Krebsschmerztherapie von der Krebsart und nicht vom Krebsschmerz abzuhängen!", wundert sich Gastmeier. "Das führt zu einer deutlichen Unterversorgung von Krebsschmerzpatienten und ist heute nicht mehr entschuldbar."

    Brandenburger Versorgung ist vorbildling

    Dieser Situation soll das Präventionsprogramm gegen Palliativsymptome entgegentreten. Ein solch konzertiertes Therapiekonzept ist deutschlandweit einmalig. Für die erfolgreiche Umsetzung ist eine interdisziplinäre Kooperation notwendig. Die Schmerztherapeuten in Brandenburg können dabei auf langjährige Erfahrungen zurückgreifen. "Das derzeit hohe Maß der palliativmedizinischen Versorgung von etwa 60% der Regionen in Brandenburg wäre ohne die langjährige Vorarbeit der Schmerztherapeuten nicht so möglich gewesen", unterstreicht Dr. Gastmeier. Durch kontinuierliche Fortbildung und konsequente Umsetzung der Leitlinien zur Krebsschmerztherapie tritt Brandenburg der "Problemschmerz" nur noch bei 4 % der Krebspatienten auf.

    Aktionstag 10. März 2010

    Um die palliativmedizinische Versorgung weiter zu optimieren fordern die Schmerztherapeuten jetzt alle auf, die Entwicklung des Präventionsprogramms des IABS-Netzt gegen Palliativsymptome zu unterstützen, es gemeinsam zu entwickeln und möglichst kurzfristig in Brandenburg umzusetzen. Weiterhin haben die Mitglieder in Abstimmung mit dem Arbeitskreis Tumorschmerz der DGSS beschlossen am 10. März 2010 wieder einen Aktionstag zum Thema "Krebsschmerz" an verschiedenen Stellen im Land Brandenburg durchzuführen. Alle Kolleginnen und Kollegen sind aufgerufen, sich daran zu beteiligen.

    Details zur Umfrage: http://www.IABS-Netz.de

    Ansprechpartner

    Dr. Knud Gastmeier, Präsident IABS-Netz e.V., Karl-Marx-Straße 42, 14482 Potsdam, Tel. 0331-743070, AOZ-Potsdam@t-online.de, Knud.gastmeier@t-online.de

    Geschäftsstelle IABS, Dr. Boris Herkner, Stendaler Straße 26, 15234 Frankfurt (Oder), 03335/684210, e-Mail: iabs@web.de


    Weitere Informationen:

    http://www.dgss.org/index.php?id=54 - Arbeitskreis Tumorschmerz der DGSS


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).