Wie ein ungedeckter Scheck ...
...einlösbar durch Bildungsfonds und Kinderrente
Die Familie funktioniert ökonomisch betrachtet wie ein Unternehmen - doch dieses steckt seit langem in der Krise. Markt und Staat treten als Konkurrenten der privaten Haushalte auf und haben deren Marktstellung erheblich geschwächt. Den Nachweis erbringen jetzt die Professoren Notburga Ott und Martin Werding (Sozialpolitik und Sozialökonomie) im aktuellen Wissenschaftsmagazin RUBIN "Familie und demografischer Wandel" und bieten Modelle zur Rettung des "Unternehmens Familie" an.
RUBIN mit Bildern im Netz
Den vollständigen Beitrag mit Bildern zum Herunterladen finden Sie im Internet unter http://www.rub.de/rubin
Konkurrent "Markt"
Während eine Industriearbeiterin 1960 für einen Kühlschrank knapp 210 Stunden arbeiten musste, sind dafür im Jahr 2008 nicht einmal mehr 20 Arbeitsstunden nötig. Die ökonomische Entwicklung hat die Gewinne aus gemeinsamer Haushaltsführung reduziert, wenn das traditionelle Modell gelebt wird und nur ein Partner erwerbstätig ist. Dagegen bleibt das "Unternehmen Familie" Marktführer in Bezug auf Pflege von Familienangehörigen oder Kindererziehung. Kinderbetreuung durch Dritte ist tendenziell nicht kostengünstiger. Da sie im Lebenslauf jedoch einen immer geringeren Anteil hat (demografischer Wandel), heißt das aus ökonomischer Sicht, Familienphasen möglichst kurz zu halten und die Erwerbstätigkeit nicht zu unterbrechen, damit die Berufserfahrung nicht verloren geht.
Konkurrent "Staat"
Auch der Staat hat massiv in das Beziehungsgeflecht des "Unternehmens Familie" eingegriffen und verschiedene Funktionen der Familie auf die gesellschaftliche Ebene verlagert. Dazu gehören das Bildungssystem, familienpolitische Leistungen in Form finanzieller Unterstützung sowie die Sozialversicherungssysteme, die Krankheit und Alter absichern. Hinter dem "Kollektiven Generationenvertrag" steht die Idee, dass die gesamte Elterngeneration einer Gesellschaft gemeinschaftlich für die Humanvermögensbildung der nächsten Generation einsteht. Umgekehrt wird sie über die sozialen Sicherungssysteme als Ganzes von der Kindergeneration im Alter versorgt.
Beispiel Rente: Ohne Anreize keine Investitionen
Der Generationenvertrag bedarf erheblicher Investitionen. Doch das System erzeugt keine Anreize zu investieren - weder selbst für Nachwuchs zu sorgen, noch sich finanziell oder direkt an der Humanvermögensbildung der Kinder anderer Leute zu beteiligen. Schließlich braucht der Einzelne für seine Rente keine eigenen Kinder. Die Kindergeneration wird somit zum öffentlichen Gut, sie kommt über die gemeinschaftlich genutzten Sicherungssysteme allen Gesellschaftsmitgliedern zugute. Dabei wird jeder individuelle Rechtsanspruch auf eine Rente gegenstandslos, wenn immer weniger bereit sind, die Lasten der Kindererziehung zu tragen.
Rettungs-Modelle
Ist das "Unternehmen Familie" noch zu retten? Die Antwort von Werding und Ott lautet "Ja". Ein möglicher Weg ist für Prof. Notburga Ott die "Erziehungspartnerschaft" - eine institutionelle Unterstützung der Eltern, die über den traditionellen Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe weit hinausgehen müsste. Die Einführung einer sog. Kinderrente als ein Äquivalent auf kollektiver Ebene zum bestehenden Rentensystem stellt Prof. Martin Werding vor. Beide verweisen auch auf Investitionen ins Bildungssystem gerade mit Blick auf die OECD-Berichte und Statistiken (u.a. "PISA-Studie") oder die gegenwärtige hochschulpolitische Debatte.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Notburga Ott (Sozialpolitik und öffentliche Wirtschaft), Prof. Dr. Martin Werding (Sozialpolitik und Sozialökonomik), Tel.: 0234/32-28971, Notburga.Ott@rub.de, Martin.Werding@rub.de
Redaktion: Dr. Barbara Kruse
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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