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08.01.2010 19:30

Neujahrsempfang der Leibniz Universität Hannover: Klare Worte zu Bologna

Dr. Stefanie Beier Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz Universität Hannover

    Präsident Prof. Erich Barke fordert mehr Vertrauen seitens der Politik

    Ausblick statt Rückschau: Beim Neujahrsempfang der Leibniz Universität Hannover hat der Präsident Prof. Erich Barke klare Worte zum Thema Bologna gefunden. "Universitäten sind viel mehr als ein Durchlauferhitzer für studierwillige Abiturienten, sie sind mehr als ein Ausbildungsbetrieb für unsere Wirtschaftsunternehmen, sie sind auch anders als Fachhochschulen", sagte Professor Barke. In diesem Zusammenhang forderte der Präsident weniger Kontrolle und mehr Vertrauen seitens der Politik.

    Zuvor hatte sich Professor Barke ausführlich mit der Problematik des Reformprozesses befasst. Ursprünglich sei das Ziel von Bologna gewesen, ein System leicht verständlicher und vergleichbarer Abschlüsse zu schaffen und das Hochschulausbildungssystem in zwei Studienzyklen zu gliedern. Außerdem sollte die Vergabe von Leistungspunkten dazu beitragen, Studienleistungen leichter anzuerkennen, um so die Mobilität der Studierenden zu hören. Damit solle die europäische Zusammenarbeit bei der Qualitätssicherung gefördert werden. Das System sei Standard in vielen Ländern der Erde und habe sich dort bewährt, sagte der Präsident.

    Die Reform sei von politischer Seite aus angestoßen worden, um den Anteil von Fachhochschul- und Universitätsabsolventen zu steigern, ohne jedoch wesentlich mehr Geld für das Bildungssystem auszugeben. Die Folge sei die Einführung eines neuen Studienabschlusses, des Bachelors, gewesen, mit dem die Studierenden nach drei oder vier Jahren Hochschule bereits einen Abschluss vorweisen können.
    Das verkürzte Studium gehe allerdings zu Lasten von Inhalten. Insbesondere bei den Ingenieurinnen und Ingenieuren dürfe niemand erwarten, dass ein Bachelor nach sechs Semestern dieselben Grundlagen und Anwendungskenntnisse habe wie ein Diplomingenieur nach zehn Semestern, sagte Professor Barke. Der Abschluss tauge bislang eher als Zwischenstation auf dem Weg zum Master und sei nicht wirklich berufsqualifizierend angelegt.

    Bei Fächern wie Philosophie oder Soziologie sei insbesondere die Forderung nach einer Berufsbefähigung nur schwer umsetzbar, erklärte der Präsident. Ein Mehr an Prüfungen und damit verbunden ein Mehr an Stress belasten viele angehende Akademikerinnen und Akademiker. Hinzu kommt der verdichtete Lehrplan, der den akademischen Freiraum und die akademische Freiheit beseitige. Die damit verbundene Verschulung sei insbesondere in den Geisteswissenschaften zumindest fragwürdig. Auch die Abbrecherquoten hätten sich in den vergangenen Jahren nicht verringert. Ein größerer Rückgang der Abbrecherquoten ließe sich möglicherweise nur über Eingangstests oder eine Niveauabsenkung erreichen.

    Kritik äußerte Professor Barke auch an der vorgeschriebenen Studienhöchstdauer von fünf Jahren. Diese sei international völlig unüblich. Doch nicht nur die Studierenden litten unter den Folgen der Reform. Auch das Hochschulpersonal habe mit einer massiven Mehrbelastung zu kämpfen.
    Abschließend forderte der Präsident eine klare Definition von Sinn, Dauer und Inhalten der Bachelorstudiengänge sowie eine Flexibilisierung des Bachelor/Master-Gesamtkonzeptes. Wissenschaftsminister Lutz Stratmann habe kürzlich gesagt, die Politik müsse "die Zügel wieder stärker in die Hand nehmen". "Das Gegenteil ist richtig", stellte Professor Barke klar. "Die Hochschulen brauchen weniger Kontrolle. Sie brauchen mehr Vertrauen durch die Politik und weniger Restriktionen."
    Professor Barke rief alle Beteiligten aus Politik, Ministerien und Hochschulen auf, gemeinsam an der Lösung der aufgezeigten Probleme zu arbeiten. Dabei schloss er ausdrücklich die protestierenden Studierenden ein.
    Im Anschluss an seine Rede verlieh der Präsident zum zweiten Mal nach 2009 den Preis für exzellente Lehre.
    Preis für exzellente Lehre geht an Prof. Roland Schwarze

    Dass Rechtswissenschaften spannend und facettenreich sind, beweisen die Veranstaltungen von Prof. Roland Schwarze. Die Leibniz Universität Hannover hat den Juristen jetzt mit dem Preis für exzellente Lehre ausgezeichnet. Mit den besten Lehrveranstaltungsbewertungen der Juristischen Fakultät, einem humorvollen Vortragsstil, der Fälle lebendig und anschaulich darstellt, demonstriert Professor Schwarze, dass Lehre auch in einem eher als "trocken" bewerteten Fach Spaß machen kann. Ein weiterer Grund für die Auszeichnung war auch das von Professor Schwarze mit konzipierte Repetitorium HannES, das sich explizit an Examenskandidatinnen und -kandidaten richtet.

    Die Auswahl ist der Lehrkommission, die vom Senat mit der Wahl des Preisträgers betraut ist, nicht leicht gefallen. Unter den 20 Vorschlägen waren mehrere Kandidaten, die für den Preis in Frage gekommen wären. Kriterien für die Entscheidung war, wie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Studierenden betreuen und ob sie bei besonderen Projekten mitarbeiten. Besonderen Wert legte die Kommission auf innovative Elemente in der Lehre sowie den Bezug zwischen Theorie und Praxis in den Lehrveranstaltungen.

    Mehr über Professor Schwarze im Internet unter http://lehrstuhl-roland-schwarze.de/

    Der Neujahrsempfang wurde ermöglicht mit freundlicher Unterstützung der Deutschen Messe AG und VW Nutzfahrzeuge.

    Hinweis an die Redaktion:
    Für weitere Informationen steht Ihnen Jessica Lumme, stellvertretende Pressesprecherin der Leibniz Universität, unter Telefon 0511 762 5355 oder per E-Mail unter lumme@pressestelle.uni-hannover.de gern zur Verfügung.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Politik
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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