idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
22.02.2010 12:20

Was sind die Dienste der Natur wert?

Franz August Emde Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesamt für Naturschutz

    Expertentagung will Dienstleistungen der Natur ökonomisch werten

    Bonn, 22. Februar 2010: Die Einsicht, dass Natur, biologische Vielfalt und Ökosysteme ein natürliches Kapital darstellen, das die menschliche Gesellschaft mit einem steten Fluss an Leistungen und "Optionen" (wie Nahrung, Wasser, Klimaregulation, genetischem Potenzial) versorgt, prägt zunehmend die Umweltpolitik. Wie aber lassen sich diese vielfältigen Leistungen der Natur erfassen und v. a. auch ökonomisch bewerten? Wie umweltpolitisch tragfähig ist das Konzept der "Ökosystemdienstleistungen"? Diesen Fragen geht ein gemeinsamer Workshop nach, den das Bundesamt für Naturschutz (BfN) gemeinsam mit dem österreichischen Umwelt-bundesamt und dem Schweizer Bundesamt für Umwelt auf der Internationalen Naturschutzaka-demie des BfN auf der Insel Vilm veranstaltet. Die drei Institutionen möchten ihre laufenden und zukünftigen Forschungsaktivitäten zur Bewertung dieser vielfältigen Leistungen abgleichen und streben eine verstärkte Forschungskooperation an. "Wir möchten gemeinsam Wege finden, unser Naturkapital zu bewerten, denn es sind oft die ökonomischen Gründe zum Schutz der Natur, die bei Politik und Wirtschaft leichter Gehör finden", erläuterte die BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel die Zielsetzung der Tagung.

    Die internationale Studie "The Economics of Ecosystems and Biodiversity" (TEEB) hatte vor knapp einem Jahr in einem ersten Zwischenbericht vorgerechnet, dass der Rückgang der Ökosystemleistungen und der biologischen Vielfalt beim derzeitigen Trend bis 2050 zu einem Verlust von ca. 7% des weltweiten Volkseinkommens führt. Ein großer Teil davon ergibt sich durch die Verstärkung des Klimawandels, ausgelöst durch die anhaltende Zerstörung der Regenwälder. In einem neuen Bericht, der gerade vorgelegt wurde, fordern die Autoren die Staaten der Welt auf, detaillierte nationale Abschätzungen durchzuführen, um die eigenen Politiker von der Notwendigkeit eines verstärkten Schutzes der biologischen Vielfalt zu überzeu-gen. "Wir wollen jetzt auch für die drei am Workshop beteiligten Länder überzeugende wirtschaftliche Argumente zusammentragen", erklärte Beate Jessel.

    In Deutschland kam eine vom BfN geförderte Studie zu dem Ergebnis, dass die bisher durchgeführten 30 km2 Wiedervernässung im Rahmen des Moorschutzprogramms Mecklenburg-Vorpommerns aus Klimaschutzsicht einen Gegenwert von jährlich 30 Millionen. Euro besitzen. Die Kosten von 0 bis 12 Euro pro Tonne CO2-Äquivalenten lagen bei den Maßnahmen deutlich unter den sonst üblichen Kosten zur Klimagasminderung.
    Eine weitere vom BfN in Auftrag gegebene Studie zu den ökonomischen Wirkungen von Deichrückverlegungen quantifizierte den Wert, den 35.000 Hektar wiedergewonnene natürliche Überflutungsfläche an der Elbe auf jährlich 37 Millionen Euro. Damit würde der Nährstoffeintrag in die Nordsee verringert, was dringend nötig ist.
    "Sicher, man kann den Wert der Natur an sich nicht ermitteln, es gilt aber, solche Einzelbausteine systematisch zusammenzutragen und länderübergreifend zu vergleichen. Wir hoffen auf die Unterstützung Österreichs und der Schweiz, wo ähnliche Überlegungen bestehen. Denn die Erfassung der Ökosystemleistungen und ihre ökonomische Bewertung steht trotz erheblicher Fortschritte noch immer vor einer Vielzahl methodischer Probleme. Eine Bündelung des Fachwis-sens ist deshalb ein Muss", so Beate Jessel. "Es ist unser langfristiges Ziel, Naturkapital und dessen Verlust genauso wie Menschen gemachtes Kapital in die ökonomische Gesamtrechnung zu integrieren. Denn - so auch die TEEB-Autoren - das, was gemessen und bewertet wird, hat oft die besseren Aussichten auch ausreichend erhalten zu werden", sagte Beate Jessel.

    Hinweis:
    Die UNO hat 2010 zum Internationalen Jahr der Biodiversität erklärt. Damit bietet sich allen Akteuren in Bund, Ländern, Gemeinden, Wirtschaft sowie NGOs, Wissenschaft und weiteren Interessierten die Gelegenheit, während einer Phase erhöhter Aufmerksamkeit, miteinander in einen Dialog über Biodiversität zu treten. Weitere Information unter www.kalender.biologischevielfalt.de
    Das Bundesumweltministerium (BMU) und das Bundesamt für Naturschutz (BfN) rufen zu einem Wandertag am Tag der biologischen Vielfalt (Pfingstsamstag, den 22.5.2010) auf. Motto: Gemeinsam wandern - Deutschlands Vielfalt erleben! Weitere Information unter www.wandertag.biologischevielfalt.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Gesellschaft, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Kooperationen, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).