Weitere acht junge Wirtschafts-, Sozial- und Rechtswissenschaftler werden von der VolkswagenStiftung mit rund 4,4 Millionen Euro unterstützt
Besonders Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler bereichern die Forschungslandschaft mit frischen und kreativen Ideen, sie haben aber vor der Umsetzung eigener Projekte meist große Hürden zu überwinden. Für komplexe Vorhaben, in denen etwa neue Methoden eingesetzt werden und Kooperationen jenseits üblicher Fächerkombinationen vorgesehen sind, fehlt oft der finanzielle Spielraum und damit die Möglichkeit der Realisierung.
Mit den Schumpeter-Fellowships eröffnet die VolkswagenStiftung für den exzellenten Nachwuchs in den Wirtschafts-, Sozial- und Rechtswissenschaften solche Freiräume: Junge Postdocs können bis zu fünf Jahre lang eigenverantwortlich das von ihnen gewählte Thema erforschen und für ihr Fachgebiet Neuland erschließen. In den beiden vorangegangenen Entscheidungsrunden haben bereits elf Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler mit herausragender Promotion ein Schumpeter-Fellowship bewilligt bekommen.
Die VolkswagenStiftung stellt nun rund 4,4 Millionen Euro für acht weitere Fellowships aus den Fachrichtungen Rechtswissenschaften, Soziologie, Politikwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Erziehungswissenschaften und Psychologie bereit:
1. Dr. Diana Raufelder vom Institut für Erziehungswissenschaft der Technischen Universität Berlin wird das Thema: "Die Bedeutung sozio-emotionaler Faktoren im schulischen Lernprozess unter Berücksichtigung neurobiologischer Prozesse" bearbeiten, gefördert mit 508.100 EUR.
2. Dr. Vladislav Valentinov vom Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO) in Halle (Saale) wird mit 548.000 Euro gefördert; sein Thema: "Third sector organizations in rural development: a theoretical and empirical analysis".
3. Dr. Johannes Hewig vom Institut für Psychologie der Universität Jena unterstützt die Stiftung mit 521.300 Euro bei seinem Vorhaben "Psychologische Einflussfaktoren bei ökonomischen Entscheidungen".
4. Dr. András Jakab vom Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht in Heidelberg wird sich - von der Stiftung gefördert mit 499.300 EUR - dem Thema "Constitutional Reasoning in Europe. A Linguistic Turn in Comparative Constitutional Law" widmen.
5. Dr. Florian Möslein von der Juristischen Fakultät der Humboldt-Universität Berlin wird zum Thema: "Contract Governance - Ordnung und Steuerung von Markt und Vertrag" arbeiten; bewilligt wurden dafür 539.100 Euro.
6. Dr. Petra Böhnke vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung erhält für ihr Vorhaben "Soziales Kapital im Lebenslauf. Beschäftigungsrisiken und ökonomische Unsicherheit in ihren Auswirkungen auf soziale Netzwerke und bürgerschaftliches Engagement" eine Förderung von 599.500 Euro.
7. Dr. Daniel Flemes vom GIGA German Institute of Global and Area Studies in Hamburg wird bei der Bearbeitung seines Themas "Contested Leadership from Interregional Perspective - Power Politics in South America, South Asia and sub-Saharan Africa" mit 599.900 Euro gefördert.
8. Dr. Tanja Betz von der Arbeitsstelle Kinder- und Jugendpolitik des Deutschen Jugendinstituts e. V. in München widmet sich dem Vorhaben: "Leitbilder 'guter Kindheit' und ungleiches Kinderleben - Bildung, Betreuung und Erziehung aus der Perspektive der Politik, der Professionellen in Kindertageseinrichtungen und Grundschulen, der Eltern und der Kinder" - unterstützt mit 578.000 Euro.
Im Folgenden werden zwei der Vorhaben näher vorgestellt.
Zu 1. Mit vier Schülertypen zum Lernerfolg
Große Klassen, überforderte Lehrkräfte und alltägliche Reibereien mit Mitschülern - all das kann das Lernen massiv beeinträchtigen. Inwieweit die sozialen Beziehungen und Emotionen im "Lebensraum Schule" zu Erfolg oder Misserfolg beitragen, hängt aber auch vom Typ des Schülers ab. Manche werden in ihren Lernprozessen vorrangig von der Qualität des Verhältnisses zum Lehrer beeinflusst, andere stärker durch das Klassenklima - also das Verhältnis zu den Mitschülern - und wieder andere durch beide Faktoren gleichermaßen. Der Lernerfolg einer vierten Gruppe scheint dagegen völlig unabhängig vom sozialen Umfeld zu sein.
Dr. Diana Raufelder von der Technischen Universität Berlin wird dieses Konzept im Rahmen ihres Projekts "Die Bedeutung sozio-emotionaler Faktoren im schulischen Lernprozess unter Berücksichtigung neurobiologischer Prozesse" auf den Prüfstand stellen. Die junge Wissenschaftlerin verknüpft dabei Methoden aus der Pädagogischen Psychologie, den Neurowissenschaften und der Kulturanthropologie.
Im psychologischen Projektteil werden Fragebogenerhebungen bei Schülern und Lehrern aller Schultypen in Berlin und Brandenburg durchgeführt. Zunächst sollen 900 Schüler zwischen 13 und 15 Jahren sowie 200 Lehrer befragt und die Daten mittels Cluster-Analyse ausgewertet werden. Im neurowissenschaftlichen Teilprojekt sind kernspintomographische Messungen bei 50 Schülern geplant, die die unterschiedlichen Lerntypen repräsentieren; in Experimenten sollen die neuronalen Grundlagen der stimmungsabhängigen, kognitiven Flexibilität untersucht werden. Dabei kooperiert Diana Raufelder mit einem Forscherteam der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité in Berlin. Im kulturanthropologischen Abschnitt werden schließlich mithilfe leitfadengestützter qualitativer Interviews "schulkulturelle" Bedingungen und deren Einfluss auf die verschiedenen Lerntypen erschlossen.
Die Ergebnisse dieser umfassenden Analyse sollen dazu genutzt werden, Lehrkräfte künftig durch Trainingsprogramme gezielter auf die unterschiedlichen Schülertypen vorzubereiten und so den Lernerfolg zu vergrößern.
Kontakt
Dr. Diana Raufelder
Telefon: 030 314 - 73227
E-Mail: diana.raufelder@tu-berlin.de
Zu 2. Der Dritte Sektor auf dem Land
In vielen Teilen der Welt wird die ländliche Entwicklung durch Dritte-Sektor-Organisationen unterstützt, wie etwa NGOs, bäuerliche Interessenverbände, Selbsthilfegruppen, ländliche Partnerschaften und Genossenschaften. Ihr Beitrag zur Entwicklung ländlicher Räume ist zwar anerkannt, aber es fehlt bisher an einer ökonomischen Theorie des Dritten Sektors, die diesen Besonderheiten gerecht wird.
Im Rahmen seines Schumpeter-Fellowship möchte Dr. Vladislav Valentinov vom Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO) in Halle (Saale) mit seinen Forschungen zu "Third sector organizations in rural development: a theoretical and empirical analysis" diese Lücke schließen. Der gebürtige Ukrainer, der seit 2003 in Halle lebt und arbeitet, will mit einem Projektteam klären, warum Dritte-Sektor-Organisationen in städtischen und ländlichen Räumen anders strukturiert sind und unterschiedlich agieren. Dabei gehen die Wissenschaftler von der These aus, dass Gegebenheiten ländlicher Räume wie etwa eine geringe Bevölkerungsdichte und eine schwache Infrastruktur strukturbedingte Transaktionskosten bei wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Aktivitäten verursachen; profitorientierte Unternehmen können sich nicht ausreichend engagieren, es entstehen Handlungs- und Bedeutungsspielräume für Organisationen des Dritten Sektors.
Dr. Vladislav Valentinov wird im Rahmen des Projekts nicht nur seine Theorie einer empirischen Überprüfung unterziehen, sondern auch auf Basis der erhobenen Daten alternative ökonomische Theorien des Dritten Sektors im ländlichen Raum untersuchen.
Kontakt
Dr. Vladislav Valentinov
Telefon: 0345 2928228
E-Mail: valentinov@iamo.de
Kontakt
VolkswagenStiftung
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: 0511 8381 - 380
E-Mail: presse@volkswagenstiftung.de
Förderung
Prof. Dr. Hagen Hof
Telefon: 0511 8381 - 256
E-Mail: hof@volkswagenstiftung.de
Der Text der Presseinformation steht im Internet zur Verfügung unter http://www.volkswagenstiftung.de/service/presse.html?datum=20100225.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Pädagogik / Bildung, Politik, Psychologie, Recht, Wirtschaft
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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