Von wegen "Brücken bauen - Versöhnung leben". Frauenkirche und Kathedrale zeugen noch heute von einem Glaubensstreit, der im Dresden des 18. Jahrhunderts tobte. Er wurde mit allen Mitteln geführt - auch mit steinernen
Am 21. Mai 1726 versetzt ein brutaler Mord die Residenzstadt Dresden in Aufruhr. Hermann Joachim Hahn, Diakon an der Kreuzkirche, saß gerade mit der Familie beim Mittagessen, als ihn ein junger Mann zu sprechen wünschte, den er einstmals zum Luthertum bekehrt hatte. Dieser versuchte den stadtbekannten Prediger zu erwürgen und erstach ihn schließlich. Die Dresdner gerieten ob des Mordes in Aufruhr; sie waren überzeugt, dass die Tat von Katholiken geplant worden war. Am nächsten Morgen formte sich ein Mob, der "tobend und rasend... die Catholicken gäntzlich zu vertilgen beschlossen" hatte, wie es ein anonymer Zeitgenosse berichtet.
Religiöse Spannungen waren nach dem Übertritt August des Starken in Sachsen an der Tagesordnung; so beschreibt es Dr. Ulrich Rosseaux, Mitarbeiter am Lehrstuhl für Sächsische Landesgeschichte der TU Dresden. "Die wenigen sächsischen Katholiken, Kaufleute und Flüchtlinge aus Italien, Polen und anderen katholischen Ländern, wurden von den alteingesessenen Protestanten oft mit Argwohn betrachtet. Im Gegensatz zur Frauenkirche, die der Stadtrat mit Spenden der Dresdner Bürger ab 1726 am Neumarkt errichtete, entstand die Kathedrale der heiligsten Dreifaltigkeit, die Katholische Hofkirche, am wenig prestigeträchtigen Rand der damaligen Stadt. Katholische Prozessionen konnten nur im Kircheninneren in einem eigens dafür errichteten Umgang durchgeführt werden," erklärt Rosseaux. "Wäre damals etwa ein Fronleichnamszug durch die Stadt gelaufen, hätte es Mord und Totschlag gegeben!"
Vom 11. bis 13. März widmet sich nun eine öffentliche Tagung dem Thema der religiösen Pluralisierung in Sachsen. Unter dem Titel "Konfession und Konflikt" haben die Veranstalter, der Sonderforschungsbereich "Transzendenz und Gemeinsinn" an der TU Dresden gemeinsam mit der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen, Wissenschaftler aus Deutschland und Österreich in die Landeshauptstadt eingeladen. Tagungsort ist das Haus der Kathedrale (Schloßstr. 24). Über die Ermordung des Predigers Hahn referiert Dr. Mathis Leibetseder (Potsdam) am Freitag, den 12. März, um 9.45 Uhr; Dr. Ulrich Rosseauxs Vortrag zu Frauenkirche und Hofkirche findet am selben Tag um 15:45 Uhr statt. Gekrönt wird die fachübergreifende Konferenz von einem Konzert mit katholischer und evangelischer Kirchenmusik in der Dreikönigskirche (12. März, 20 Uhr).
Informationen für Journalisten: Claudia Müller, Tel. 0351 463-35806, Claudia.Mueller@tu-dresden.de, Das Tagungsprogramm finden Sie unter http://tinyurl.com/konfession
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Religion
überregional
Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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