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19.04.2010 12:23

"Auto-Neurostimulation" bei Chronischem Schmerz - Neuer "Schmerzschrittmacher" passt sich selbstständig der Körperhaltung an

Christoph Wanko Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Uniklinik Köln

    Mit der Methode der Neurostimulation ist es möglich, Chronische Schmerzen zu
    behandeln, die in die Beine ausstrahlen. Hierbei werden Nerven über Elektroden
    stimuliert, um so den Schmerz zu lindern. Das Problem bisher: verändert der
    Patient seine Körperhaltung (Liegen, Stehen, Sitzen) muss er den elektrischen
    Impuls jeweils selbst anpassen. Ein neuer Neuromodulator erkennt nun die
    Körperhaltung des Patienten und passt die Stimulation automatisch an. Dieser
    neue "Schmerzschrittmacher" wird erstmals an der Uniklinik Köln eingesetzt.

    Schmerz ist eine Folge elektrischer Reizübertragung im Körper. Von der
    Schmerzquelle wird der Reiz über die Rückenmarksnerven an das Gehirn geleitet,
    wo er als Schmerz wahrgenommen wird.

    Von Chronischem Schmerz spricht man, wenn dieser über sechs Monate ständig oder
    immer wiederkehrend auftritt. Verschiedene Verletzungen und Krankheiten können
    ihn auslösen, zum Beispiel Nervenverletzungen oder Krebs. Häufig sind Rücken und
    Beine betroffen. Bleibt der Chronische Schmerz unbehandelt, kann er sich zu
    einer eigenständigen Krankheit entwickeln, unabhängig davon, ob die eigentliche
    Ursache noch besteht oder nicht. Betroffene Patienten sind dadurch physisch und
    emotional stark beeinträchtigt.

    Die Neurostimulation reduziert Chronische Schmerzen durch elektrische Impulse in
    der Nähe des Rückenmarks - ähnlich der Technik der Tiefen Hirnstimulation. Die
    elektrische Stimulation überlagert den Schmerz, der im Rückenmark entsteht und
    ins Bein ausstrahlt. "Hier setzen wir mit der Neurostimulation an",
    erläutert Dr. Thorsten Riethmann, Stellvertretender Fachbereichsleiter
    Funktionelle Neurochirurgie. "Durch die Elektroden wird die Weiterleidung des
    Schmerzes in das Gehirn des Patienten gehemmt. Der Patient empfindet ein
    angenehmes Kribbeln dort, wo er zuvor den Schmerz gespürt hat."

    Eine Umfrage bei Patienten mit implantiertem Neurostimulationssystem ergab, dass
    71 Prozent der Patienten bei Änderungen der Körperhaltung eine unangenehme oder
    verminderte Stimulation verspüren. Darauf müssen die Patienten bisher mit einer
    Änderung der Stimulationseinstellungen auf ihrem Programmiergerät reagieren.
    Mehr als 60 Prozent passen die Stimulation mindestens einmal am Tag an.

    Der "RestoreSensor" ist der erste Neurostimulator, der die Änderung der
    Körperhaltung des Patienten erkennen und aktiv darauf reagieren kann. Ein
    Bewegungssensor erkennt automatisch, in welcher Position sich der Patient
    befindet. Ändert der Patient seine Körperhaltung, stellt er die für ihn
    angenehme Stimulationsstärke einmalig ein. Das System "lernt", welche
    Einstellungen der Patient für die jeweilige Position bevorzugt und wählt bei der
    nächsten Änderung der Körperhaltung automatisch die passenden Einstellungen aus.

    "Die Patienten können sich so freier bewegen als vorher. Der Alltag mit der
    Neurostimulation wird unkomplizierter", sagt Riethmann.
    Diese neue Form des "Schmerzschrittmachers" eignet sich vor allem für
    neuropatischen Schmerz. Beispiele sind Schmerzausstrahlungen ins Bein nach
    Rückenoperationen, Schmerzen nach Herpes Zoster oder bei CRPS (Morbus Sudeck).
    "Außerdem können wir den neuen Neurostimulator bei anhaltenden Rückenschmerzen
    verwenden oder nach bereits erfolgten Rückenoperationen - zum Beispiel einem
    Bandscheibenvorfall - wenn alle anderen Therapien bereits versagt haben",
    erklärt Dr. Athanasios Koulousakis, Fachbereichsleiter Funktionelle
    Neurochirurgie.

    Nach vorheriger Anmeldung bei der Pressestelle der Uniklinik Köln kann eine
    begrenzte Anzahl von Journalisten an der Implantation des neuen Neurostimulators
    am Dienstag den 20.04.2010 teilnehmen. Anmeldung unter: 0221 478-88757


    Für Rückfragen:

    Dr. Athanasios Koulousakis
    Fachbereichsleiter Funktionelle Neurochirurgie
    Klinik für Stereotaxie und Funktionelle Neurochirurgie
    Telefon: 0221 478-4483
    E-Mail: athanasios.koulousakis@uk-koeln.de

    Dr. Thorsten Riethmann
    Stellvertretender Fachbereichsleiter Funktionelle Neurochirurgie
    Klinik für Stereotaxie und Funktionelle Neurochirurgie
    Telefon: 0221 478-97256
    E-Mail: thorsten.riethmann@uk-koeln.de

    Christoph Wanko
    Pressesprecher Uniklinik Köln
    Stabsabteilung Kommunikation
    Telefon: 0221 478-5548
    E-Mail:pressestelle@uk-koeln.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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