Individuelle Förderung statt kostenlose Dienstleistung für alle
„Studiengebühren sind sozial gerecht und geboten“: Zu diesem Urteil kommen neun Professorinnen und Professoren der RUB-Fakultät für Wirtschaftswissenschaft, die das Thema einer gründlichen Analyse unterzogen haben. Einer der Hauptgründe für diesen Schluss ist, dass der Verzicht auf Studienbeiträge und die damit verbundene Finanzierung des Studiums durch die Gesamtgesellschaft alle benachteiligt, die zwar nicht studieren, aber dennoch für das Studium anderer zur Kasse gebeten werden.
Die Folge sei eine „Umverteilung von ‚unten‘ nach ‚oben‘, geben die Wirtschaftsspezialisten zu bedenken. Ihren Standpunkt legen sie in einem 13-seitigen Papier dar.
Gebührenfreiheit kommt vor allem gut situierten zugute
Das deutsche Bildungssystem hat eine hohe soziale Selektionswirkung: Es studieren mehr Kinder aus gut situierten Familien. Daran ändert allerdings auch die Gebührenfreiheit des Studiums nichts, wie die letzten 60 Jahre gezeigt haben. Allerdings subventioniert das komplett gebührenfreie und aus Steuergeldern bezahlte Studium somit stärker diejenigen, die ohnehin finanziell besser gestellt sind – eine Ungerechtigkeit, wie die Wirtschaftswissenschaftler unterstreichen. Auch durch ihre späteren Steuerzahlungen würden Akademiker ihre universitäre Ausbildung nicht vollständig zurückzahlen, erfreuen sich durchs Studium aber lebenslang höherer Einkommen als Menschen ohne akademischen Abschluss.
Staatlich subventioniertes Kreditsystem
„Wenn die sozial schwächeren Schichten unterstützt werden sollen, dann sollte diese Unterstützung beim Individuum ansetzen und nicht in der Bereitstellung einer kostenlosen Dienstleistung für alle“, so das Fazit der Experten. Ihr Lösungsvorschlag ist ein staatlich subventioniertes Studienkreditsystem. „Die Rückzahlung könnte z.B. vom Einkommen abhängig gemacht werden, wobei auch Freigrenzen eingeführt werden können, bei deren Unterschreitung eine Rückzahlung komplett entfällt“, schlagen die Forscher vor. Dadurch könnte man erreichen, dass ein Studium auch für Personen reizvoll wird, die befürchten, ihre Schulden später nicht zurückzahlen zu können.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Stefan Winter, Fakultät für Wirtschaftswissenschaft der Ruhr-Universität, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-28337, E-Mail: stefan.winter@rub.de
Redaktion: Meike Drießen
Merkmale dieser Pressemitteilung:
fachunabhängig
überregional
Wissenschaftspolitik
Deutsch
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