GIGA Focus Global (4/2010)
von Sandra Destradi und Andreas Mehler
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Am 18. Mai 2010 jährt sich die vollständige Niederlage der „Tamil Tigers“ in Sri Lanka. Der über 25 Jahre andauernde Bürgerkrieg endete mit einem militärischen Sieg der Regierungsarmee über die Rebellen. Diese Form der Kriegsbeendigung bestimmt fortwährend die innen- und außenpolitischen Perspektiven des Landes.
Analyse
Das äußerst blutige Ereignis in Sri Lanka ruft in Erinnerung, dass Kriege nicht nur durch Friedensverhandlungen beendet werden. Allerdings dürften militärische Niederlagen einer der Kriegsparteien oder ein „Siegfrieden“ wie in Sri Lanka inzwischen eine Ausnahme darstellen. Wann, wie und warum Kriege beendet werden, ist nicht einfach zu beantworten. In der wissenschaftlichen Diskussion werden zwar einige Parameter berücksichtigt; die sich wandelnde Praxis schafft aber stets neue Referenzpunkte.
— Wann Kriege als beendet gelten können, ist durchaus umstritten. Der formale Friedensschluss ist nur selten genau der Zeitpunkt, an dem die Feindseligkeiten eingestellt werden – dieser Zeitpunkt kann entweder deutlich zuvor oder deutlich danach eintreten. Wenn Feindseligkeiten erneut ausbrechen, bleibt oft unklar, ob es sich um die Fortsetzung desselben oder die Entstehung eines neuen Krieges handelt. Diese Frage ist aber für die Praxis – nicht zuletzt für internationale Vermittler – von entscheidender Relevanz.
— Kriege (insbesondere Bürgerkriege) können auf verschiedene Art und Weise beendet werden: a) durch den militärischen Sieg einer Seite, b) durch Friedensschlüsse nach einem militärischen Patt, c) durch Intervention Dritter und d) mittels Transformation in einen gewaltsamen Konflikt „niedriger Intensität“. Dabei erfolgt die Intervention Dritter oft mit dem Ziel, entweder einer Kriegspartei zum Sieg zu verhelfen oder einen Friedensschluss zu erzwingen und dann seine Befolgung zu garantieren.
— Kriege enden am häufigsten, wenn alle oder einzelne Kriegsparteien militärisch, materiell oder ideell nicht mehr in der Lage sind, ihren Widerstand aufrecht zu erhalten. Diese allgemeine Feststellung ist aber keineswegs an objektiven Kriterien zu messen. Die Hauptakteure entscheiden nach ihrer eigenen Wahrnehmung und Rationalität, wann diese Situation erreicht ist. Gerade „hoffnungslose“ Situationen können zu einer Verlängerung der Kampfhandlungen führen, wenn eine Konfliktpartei die letzten Reserven mobilisiert.
— Das Verstehen der oft widersprüchlichen Handlungslogiken kriegführender Parteien ist eine Voraussetzung dafür, dass internationale Vermittler die richtigen Schlüsse ziehen und nicht voreilig Lösungen anbieten, die sich schnell als wenig haltbar erweisen. Dies zeigen die Fälle Côte d’Ivoire, Nepal und Sri Lanka.
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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