Anlässlich der deutschen Übersetzung seines Werks „Ein säkulares Zeitalter“ (Suhrkamp Verlag) spricht Charles Taylor am 14. Juni 2010 auf Einladung des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen (KWI) über die Frage, welchen Weg säkulare Gesellschaften zukünftig einschlagen werden. Anschließend diskutiert er mit Otto Kallscheuer, Navid Kermani und Claus Leggewie. Am 15. Juni greift ein interdisziplinärer Workshop die Widersprüche auf, die Taylors Werk in allen Lagern hervorgerufen hat und fragt: Welche politischen Konsequenzen hat Taylors Diagnose für die Spielregeln religiöser Konflikte und die Anerkennung gegnerischer Überzeugungsgemeinschaften im Europa von heute und morgen?
Charles Taylor macht es den Lesern seiner Rekonstruktion der Moderne nicht immer leicht: „Ein Säkulares Zeitalter“ knüpft an Ergebnisse der Mentalitätsgeschichte, die Geschichtsphilosophie des 19. Jahrhunderts und an die soziologischen Modernisierungserzählungen des 20. Jahrhunderts an. Zudem entfaltet Taylor nicht nur eine philosophische Zeitdiagnose, er führt auch einen nicht immer explizit formulierten Dialog mit der Theologie: Dem Diktum von der wissenschaftlich-technischen „Entzauberung der Welt“ und anderen eingeschliffenen Säkularisierungstheorien setzt er die These entgegen, dass es die Religion selbst war, die das Säkulare hervorgebracht hat, und entfaltet eine komplexe Mentalitätsgeschichte des modernen Subjekts.
Seine Genealogie des modernen Subjekts entwickelt der kanadische Philosoph in zwei monumentalen Büchern: In Quellen des Selbst (1994) erkundete er die Voraussetzungen der intellektuellen und moralischen Autonomie des Individuums. Ein säkulares Zeitalter (2009) skizziert den Umbruch in den sozialen und kosmologischen Vorstellungswelten des Westens, die zum ersten Mal in der Weltgeschichte den Glauben an Gott zu einer bloßen Option unter anderen werden ließen. Mit den politischen Konsequenzen dieser Situation setzte sich Taylor in Multikulturalismus und die Politik der Anerkennung (1993) auseinander.
Charles Taylor, geboren 1931, war Professor für Soziale und Politische Theorie in Oxford, später für Politische Philosophie in Montreal, unter anderem Gastprofessor in Princeton, Jerusalem, Berkeley, Frankfurt und New York. 2007 und 2008 leitete er die Kommission zum politischen Umgang mit den kulturellen Differenzen im kanadischen Québec. Für sein Werk erhielt Taylor zahlreiche Preise.
Montag, 14. Juni 2010 (18:30 – 20 Uhr)
Öffentlicher Vortrag: Charles Taylor “Which Way for Secular Societies?“
Diskussion: Charles Taylor, Philosoph und Politologe, Montreal,
Navid Kermani, Orientalist und Schriftsteller, KWI Essen/Köln und
Otto Kallscheuer, Politologe und Philosoph, Berlin/Sassari
Moderator: Claus Leggewie, Direktor des KWI
Hinweis: Die Diskussion findet in deutscher und englischer Sprache statt. Charles Taylor versteht die deutsche Sprache sehr gut, wird aber selbst auf Englisch Rede und Antwort stehen.
Ort: Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI), Goethestraße 31, 45128 Essen
Dienstag, 15. Juni 2010 (9 – 13 Uhr)
Workshop: Das Unbehagen in der Säkularisierung. Kontroversen zu Charles Taylors „A Secular Age“
TeilnehmerInnen:
Charles Taylor, Philosoph und Politologe, Montreal, Manuel Borutta, Historiker, Köln/Paris, Otto Kallscheuer, Politologe und Philosoph, Berlin/Sassari, Volkhard Krech, Religionssoziologe, Bochum, Claus Leggewie, Politikwissenschaftler, KWI Essen, Georg Lohmann, Philosoph, Magdeburg, Detlev Pollack, Soziologe, Münster, Barbara Stollberg-Rilinger, Neuzeithistorikerin, Münster, Ulrich Willems, Politologe, Münster u.a.
Anmeldung: Bis zum 11. Juni bei Maria Klauwer, Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI),
Tel. 0201/7204-153, maria.klauwer@kwi-nrw.de
Ort: Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI), Goethestraße 31, 45128 Essen
Kontakt:
Magdalena Schaeffer, Pressesprecherin, Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI),
Tel. 0201 7204 -152, magdalena.schaeffer@kwi-nrw.de.
Weitere Informationen erhalten Sie im Internet unter
http://www.kulturwissenschaften.de/home/veranstaltung-299.html
http://www.kulturwissenschaften.de/home/veranstaltung-300.html
Über das Kulturwissenschaftliche Institut Essen (KWI):
Das Kulturwissenschaftliche Institut Essen (KWI) ist das Forschungskolleg der Universitätsallianz Metropole Ruhr (UAMR), zu der sich die Universitäten Bochum, Dortmund und Duisburg-Essen zusammengeschlossen haben. Seine Aufgabe ist die Förderung hervorragender interdisziplinärer Forschung in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften mit regionalen, nationalen und internationalen Partnern. Das KWI erforscht die Grundlagen der modernen Kultur praxisnah und mit Blick auf aktuelle relevante gesellschaftliche Fragen. Derzeit stehen die Themenfelder kollektive Erinnerung, kulturelle Vielfalt der Weltgesellschaft, soziale Verantwortung und kulturelle Aspekte des Klimawandels im Mittelpunkt. Mit seinen Veranstaltungen sucht das KWI den Dialog mit einer breiteren Öffentlichkeit, es unterhält enge Partnerschaften mit Kultureinrichtungen und Medien.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Kulturwissenschaften, Philosophie / Ethik, Politik, Religion
überregional
Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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