Obwohl Bund und Länder viel Aufwand für Gesundheitsprävention im Alter betreiben, kommt gerade bei Migrantinnen und Migranten wenig davon an. In ihrer aktuellen Studie beschäftigen sich Prof. Gerhard Naegele und Dr. Elke Olbermann vom Institut für Gerontologie der Technischen Universität Dortmund daher mit der Frage, wie ältere Migranten so lange wie möglich fit und gesund bleiben können. Einige Ergebnisse werden in der aktuellen Ausgabe von mundo, dem Wissenschaftsmagazin der TU Dortmund, vorgestellt.
Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung haben Naegele und Olbermann Vorschläge für Gesundheitsprävention entwickelt, die auch Migranten anspricht. Dabei gilt es in erster Linie, sprachliche, soziale und kulturelle Verständigungsprobleme aus dem Weg zu räumen. Viele Migranten sind in ländlichen Gegenden aufgewachsen und kennen von zu Hause keine Vorsorgeprogramme. Zudem wird Krankheit in anderen Ländern auch anders wahrgenommen. In der Türkei zum Beispiel gehört sie zum Alter dazu und wird einfach akzeptiert.
Schon seit 2008 befragen Naegele und Olbermann in Duisburg und Mönchengladbach ältere Einwanderer zu ihrem Gesundheitsverhalten und haben dabei festgestellt: Grundsätzliches Interesse an Gesundheitsthemen und Bewegungsangeboten ist auf alle Fälle vorhanden. Allerdings besuchen Migranten keine Kurse „wenn sie davon in der Zeitung lesen oder ein Flugblatt in die Hand gedrückt bekommen. Sie müssen persönlich, am besten über eine Gruppe, angesprochen werden“, so Elke Olbermann.
Diese Art von Präventionsarbeit nennen Naegele und Olbermann „Setting-Ansatz“: Die geeignete Gelegenheit, ältere Migranten zu erreichen, ist an einem vertrauten Ort, den sie regelmäßig besuchen. In Duisburg erwies sich für die Forscher ein türkischer Seniorentreff als ideal. Die Mitglieder der Gruppe treffen sich außerdem regelmäßig zum Yoga, einige singen im Chor oder machen einen Schwimmkurs. Die befragten Teilnehmer dieses Seniorentreffs stechen im Vergleich zu anderen Befragten besonders hervor, sagt Elke Olbermann. „Sie sind sehr offen, haben ein größeres Selbstbewusstsein, sind aktiv und eigeninitiativ.“ Solche Gruppen öffnen Gesundheitsangeboten Tür und Tor. Bei einem Gymnastikkurs für muslimische Frauen stellten Olbermann und Naegele fest: Frauen, die bisher keine Gruppe besuchen, sind häufig über ihre Töchter zu erreichen. Oft sind sie die treibende Kraft, die die Mütter dazu veranlasst, etwas für die Gesundheit zu tun. Eines haben Migranten und Einheimische im Übrigen gemeinsam: Frauen sind eher ansprechbar als Männer, wenn es um die Gesundheit geht. Das Forschungsprojekt von Naegele und Olbermann ist der erste Versuch, die Wirkung von Präventionsangeboten auf ältere Migranten zu erheben und daraus Empfehlungen abzuleiten.
Mehr zur Gesundheitsprävention für ältere Migranten und weitere spannende Themen rund um das Thema „Von der Kohle zur Kultur“ bietet die aktuelle Ausgabe von mundo, das Wissenschaftsmagazin der TU Dortmund. mundo erscheint zwei Mal im Jahr mit einer Auflage von 5.000 Exemplaren. Das Magazin bietet jeweils unter einem Schwerpunktthema auch für Nicht-Fachleute einen Einblick in die Welt der Wissenschaft der Technischen Universität.
Download:
www.tu-dortmund.de/mundo
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Gerhard Naegele
TU Dortmund, Institut für Gerontologie
Telefon: 0231 / 728488-11
Mail: orka@post.tu-dortmund.de
Dr. Elke Olbermann
TU Dortmund, Institut für Gerontologie
Telefon: 0231 / 728488-29
Mail: elke.olbermann@tu-dortmund.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch
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