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07.09.2010 09:29

Social Business: UW/H-Doktorand startet Sprachkurs-Plattform im Internet

Kay Gropp Pressestelle
Private Universität Witten/Herdecke gGmbH

    Tobias Lorenz vermittelt deutschen Sprachschülern muttersprachliche Lehrer aus Entwicklungsländern und tut damit Gutes

    Das Konstrukt klingt recht einfach: Muttersprachler aus Afrika und Lateinamerika erteilen deutschen Sprachschülern Unterricht in Französisch oder Spanisch. Dafür erhalten sie einen landestypisch überdurchschnittlichen Lohn. Weil der im Vergleich zu deutschen Verhältnissen aber immer noch relativ niedrig ist, lohnt sich das auch für die deutschen Schüler. Die können auf diesem Wege zudem nicht nur sprachliche Fähigkeiten erwerben, sondern auch interkulturellen Austausch hautnah mitgestalten. Kommuniziert wird nämlich von Angesicht zu Angesicht - per Skype, einer Art Internetvideotelefon.

    Ausgedacht hat sich diese Fair Trade-Sprachschule Tobias Lorenz, Doktorand an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft der Universität Witten/Herdecke. Profit möchte er mit diesem Modell nicht machen. Glovico (global video conference) ist gedacht als Social Business, das sich irgendwann selbst tragen, aber keine Gewinne erwirtschaften soll. Das Startkapital von 10.000 Euro hat Lorenz selbst aufgebracht, für das weitere Wachstum sucht er noch Investoren. "Bis die Investitionen abgezahlt sind, dauert es bestimmt zwei Jahre", sagt der Gründer. "Danach entstehende Profite werden nicht ausgeschüttet, sondern in soziale Projekte reinvestiert." Genau dieses Konstrukt macht ein Social Business aus. Und genau das schätzt er an seiner Arbeit: "Ich habe gespürt, dass man als Sozialunternehmer eine andere Form des Glücks aus seiner Arbeit zieht: Es geht nicht darum, reich zu werden, sondern glücklich zu sein mit dem, was man tut." Doch nicht nur deshalb macht ihm die Arbeit in diesem Bereich großen Spaß. Lorenz: "Ich habe festgestellt, dass im sozial-unternehmerischen Sektor die spannenderen Köpfe unterwegs sind, echte Persönlichkeiten, die Visionen umsetzen wollen. Und die kritisch sind."

    So sei er häufig mit dem Vorwurf konfrontiert gewesen, mit den Lehrern nur jene Menschen zu unterstützen, die sich bereits einen gewissen Status und damit relativen Wohlstand erarbeitet haben. Schließlich benötigt jeder Lehrer ein Headset, einen Internetanschluss und die nötigen sprachlichen Fähigkeiten, um Unterrichtsstunden geben zu können. "Wir planen aber, mithilfe eines Mikrokreditprogramms auch ärmere Lehrer für das Unternehmen zu gewinnen", so Lorenz.

    Wichtig sei es in jedem Fall, eine gute Qualität des Sprachunterrichts zu gewährleisten. Dazu führt Glovico mit den potenziellen Lehrern Auswahlgespräche via Skype. "Dabei achten wir auf Professionalität der Kommunikation im Vorfeld sowie Internetverbindung und Persönlichkeit des Lehrers. Didaktische Vorkenntnisse spielen keine Rolle. Im Spanischen arbeiten wir jedoch zum Großteil mit ausgebildeten Sprachlehrern zusammen, die auch ‚offline' Unterricht geben." Lediglich die Französischlehrer verfügen über keine Didaktikausbildung. "Afrika hinkt in dieser Hinsicht leider auch hinter Lateinamerika her", sagt Lorenz. Diesen Nachteil versucht Glovico durch ein "teacher training" abzufangen, das eine pensionierte Französischlehrerin den Lehrern aus Afrika bietet. Lorenz: "Hauptsächlich bauen wir zur Qualitätssicherung jedoch auf unseren Web 2.0-Ratingmechanismus, bei dem Schüler nach der Stunde ihren Lehrer hinsichtlich Pünktlichkeit, Akzent, Kompetenz, Freundlichkeit und Verbindungsqualität bewerten können. Dadurch wird ein kollektives Gedächtnis über die Lehrer aufgebaut. Mittelfristig wollen wir selbst auch stärker an der Curriculumsentwicklung arbeiten."

    Darüber hinaus hat Lorenz für sein Fair Trade 2.0-Modell noch weitere Visionen. Neben einem ersten Piloten in Englisch mit einer Lehrerin von den Philippinen möchte er noch weitere Sprachen anbieten. Als nächstes Portugiesisch, das von Lehrern aus Brasilien und Mosambique unterrichtet werden soll. An einem Hamburger Gymnasium startet zudem im Herbst ein Projekt, in dem der Französischunterricht durch Videokonferenzen mit Muttersprachlern aus Afrika bereichert wird. Lorenz: "Wir haben noch viel vor und möchten unsere Vision, die Unternehmertum mit sozialem Wandel verbindet, weiter ausbauen."

    Nähere Informationen zum Thema erhalten Sie unter http://glovico.org/ oder von Tobias Lorenz unter tobias.lorenz@glovico.org. Die Telefonnummer von Herrn Lorenz können Sie zudem in der Pressestelle der UW/H erfragen unter: 02302 / 926-849.


    Bilder

    Zwei der Glovico-Lehrer
    Zwei der Glovico-Lehrer
    UW/H
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    Tobias Lorenz
    Tobias Lorenz
    UW/H
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Sprache / Literatur, Wirtschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, wissenschaftliche Weiterbildung
    Deutsch


     

    Zwei der Glovico-Lehrer


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