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29.09.2010 14:04

Zwischen Bildungsforschung und Schulalltag: Warum gute Konzepte in der Praxis scheitern

Petra Giegerich Kommunikation und Presse
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

    Das Verbundprojekt EviS untersucht, wie Erkenntnisse der Bildungsforschung besser in der Praxis umgesetzt werden können – BMBF-Förderung in Höhe von 560.000 Euro

    Wissenschaftliche Erkenntnisse und Verbesserungsvorschläge lassen sich nicht immer problemlos in die Praxis umsetzen. Dies gilt auch für das Schulwesen, wo bildungspolitische Zielsetzungen oft genug im Sande verlaufen. Warum das so ist und inwieweit wissenschaftlich gewonnene Erkenntnisse überhaupt für die Schulentwicklung genutzt werden können, untersucht ein neues Forschungsprojekt, das an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und der Universität Duisburg-Essen beheimatet ist. Das Projektteam ist hierbei interdisziplinär zusammengesetzt. In Mainz wird die Projektverantwortliche Prof. Dr. Olga Zlatkin-Troitschanskaia vom Lehrstuhl Wirtschaftspädagogik von Prof. Dr. Christian Dormann und Junior-Prof. Dr. Carmen Binnewies aus der Psychologie sowie dem Soziologen Prof. Dr. Peter Preisendörfer und der Qualitätssicherung Dr. Uwe Schmidt begleitet. Auf Duisburg-Essener Seite sind die Bildungswissenschaftler Prof. Dr. Isabell van Ackeren (Projektverantwortliche Duisburg-Essen) und Prof. Dr. Marten Clausen am Verbund beteiligt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Verbundprojekt während drei Jahren mit 560.000 Euro.

    Für ein möglichst repräsentatives Bild in Rheinland-Pfalz werden 2.000 Lehrkräfte und Schulleitungen an insgesamt 150 allgemein- und berufsbildenden Schulen zu ihrem Wissen und ihren Einstellungen zu Steuerungsmaßnahmen im Bildungssystem wie beispielsweise Evaluationen befragt, ebenso zu ihrem Umgang mit neuen Erkenntnissen aus diesen Maßnahmen. Auf Schulebene werden zentrale organisationale Faktoren erhoben, die hier begünstigend oder hemmend wirken können. Dahinter steht die Beobachtung, dass das Konzept der sogenannten Evidenzbasierung bzw. „evidenzbasiertes Handeln" zwar auch im Bildungswesen zunehmend beachtet, jedoch nicht ohne Weiteres umgesetzt wird. „Bei dem Konzept geht es darum, dass systematisch gesammelte Informationen aus der Wissenschaft und aus aktuellen Steuerungsmaßnahmen wie Evaluationen oder Vergleichsuntersuchungen für die praktische Arbeit in den Schulen genutzt werden“, erläutert Olga Zlatkin-Troitschanskaia. Wie erste Befunde zeigen, kann man nicht davon ausgehen, dass sich empirische Erkenntnisse umstandslos in erfolgreiches evidenzbasiertes Handeln umsetzen lassen. „Bildungspolitisch intendierte Effekte lassen sich oftmals weder vollständig noch kurzfristig herbeiführen. Vielmehr gibt es zuverlässige Hinweise, dass persönliche Dispositionen und Handlungsroutinen der Akteure im Schulwesen, organisationale Strukturen, Kulturen und Kontextfaktoren sowie nicht zuletzt auch die Struktur des zur Verfügung stehenden Wissens die Realisierung bildungspolitisch angestrebter Ziele in der administrativen und pädagogischen Praxis erschweren“, schreiben die Projektverantwortlichen in ihrem Forschungsantrag an das Bundesministerium.

    „Was passiert eigentlich mit den Berichten der Schulinspektion oder mit anderen relevanten Informationen zur Schulentwicklung? Kommt dies überhaupt bei den Lehrern an?“, umreißt Christian Dormann vom Psychologischen Institut die Fragestellungen beispielhaft. „Und können die Lehrerinnen und Lehrer ihre Erkenntnisse aus Lehrerfortbildungen überhaupt in der Schule anwenden? Woran liegt es, dass der Transfer von wissenschaftlichen Fortbildungen in die Praxis so oft nur ansatzweise gelingt?“ Das Projekt setzt auf verschiedenen Ebenen an: insbesondere auf der Schul- und Individualebene bei Lehrkräften und Schulleitungen, ebenso auch bei Lehramtsstudierenden und Referendaren. Acht Schulen werden in einem Teilprojekt einer näheren Betrachtung unterzogen. Projektstart ist am 1. Oktober 2010. Für das Zentrum für Bildungs- und Hochschulforschung an der JGU stellt der neue Verbund eine willkommene Stärkung des Forschungsschwerpunkts „Steuerung von Bildungsinstitutionen" dar.

    Kontakt:
    Christoph Rosenbusch M.A.
    Zentrum für Qualitätssicherung und -entwicklung
    Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU)
    55099 Mainz
    Tel. +49 6131 39-27021
    E-Mail: christoph.rosenbusch@zq.uni-mainz.de


    Weitere Informationen:

    http://Webpräsenz des Forschungsverbunds EviS:
    http://www.wipaed.uni-mainz.de/evis
    http://www.rlp-forschung.de/public/people/Olga_Zlatkin-Troitschanskaia/research_...


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Politik, Psychologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsprojekte, Kooperationen
    Deutsch


     

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