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05.10.2010 14:31

Frankfurter Buchmesse: Verschwundene Kinder in Argentinien

Petra Giegerich Kommunikation und Presse
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

    32 Studierende aus Germersheim übersetzen anspruchsvolle Dokumentation ins Deutsche – Präsentation beim Schwerpunkt Argentinien der Frankfurter Buchmesse

    Unter der Militärdiktatur sind in Argentinien zwischen 1976 und 1983 etwa 500 Kinder ihren Familien geraubt worden und dann in einer fremden Umgebung aufgewachsen. 100 haben in der Zwischenzeit die Wahrheit über ihre Herkunft erfahren, von den anderen fehlt noch immer jede Spur. In dem Buch „Paula, du bist Laura!“ erzählen acht der einst geraubten Kinder die erschütternde Geschichte ihres Lebens. Studierende des Fachbereichs Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft in Germersheim haben diese Dokumentation vom Spanischen ins Deutsche übersetzt. Der Christoph Links Verlag publizierte das Buch und wird es nun auf der Frankfurter Buchmesse präsentieren. Die Buchpremiere findet am Freitag, 8. Oktober 2010, um 20 Uhr im Haus am Dom, Domplatz 3, in Frankfurt statt. Die Öffentlichkeit ist hierzu herzlich eingeladen.

    „Übersetzung aus dem argentinischen Spanisch durch Studierende der Johannes Gutenberg-Universität Mainz unter der Leitung von Verónica Abrego und Eva Katrin Müller“ steht unter dem Titel auf der dritten Seite des Buches. „Paula, du bist Laura!“ ist ein erschütterndes Dokument der Verbrechen während der argentinischen Militärdiktatur. Nachdem sie ihre Eltern verschleppt oder getötet hatten, brachten die Militärs die Kinder dieser Regimegegner teilweise in fremden Familien, die der Diktatur nahestanden, unter, setzten sie aus oder gaben sie zur Adoption frei. Die Organisation der „Großmütter der Plaza de Mayo“ sammelte und dokumentierte jedoch die annähernd 500 Fälle der verschwundenen und vermissten Kinder und Enkelkinder. Heute können dank moderner Methoden Genvergleich angestellt werden, die auch nach Jahrzehnten noch eine Identifizierung ermöglichen. Acht Einzelschicksale hat die Journalistin Analía Argento recherchiert und dokumentiert, dazu Gespräche mit Betroffenen geführt und Geschehnisse in den geheimen Haftlagern Argentiniens rekonstruiert.

    „Es war eine tolle Chance, aber auch eine sehr große Herausforderung, dass wir das Buch übersetzen konnten“, erklärt Dr. Eva Katrin Müller. Gemeinsam mit Verónica Abrego hat sie das Germersheimer Übersetzungsprojekt im Wintersemester 2009/10 geleitet. 32 fortgeschrittene Spanisch-Studentinnen und -Studenten haben dazu nicht nur die sprachliche Übersetzungsarbeit geleistet, sondern sich intensiv in die Landeskunde, die argentinische Geschichte und die Thematik der Militärdiktatur eingearbeitet, um die Geschehnisse auch für deutschsprachige Leserinnen und Leser transparent darzustellen. Dieses Wissen ist in ein Glossar eingeflossen, das wichtige Namen und Begriffe erklärt, wie beispielsweise „ABO“, die Abkürzung für drei berüchtigte Folterlager in Buenos Aires.

    „Es war für alle Beteiligten unheimlich anstrengend, aber die Rückmeldungen sind sehr positiv und ich würde das sofort wieder machen“, fasst Projektleiterin Eva Katrin Müller die Erfahrungen zusammen. Wegen des hohen Aufwands sind Übersetzungen von kompletten Büchern im „normalen“ Unterricht für angehende Übersetzer eigentlich nicht vorgesehen. Dass die Studierenden in diesem Fall mit einem echten Übersetzungsauftrag konfrontiert wurden, für dessen Erfüllung Fristen und Vorgaben des externen Auftraggebers eingehalten werden mussten, bedeutete einerseits starken Erfolgsdruck, erhöhte andererseits die Motivation jedoch sehr.

    Denn belohnt wird der große Aufwand, der ehrenamtlich erfolgt ist, nicht nur durch ein gedrucktes Buch, in dem sämtliche Beteiligten namentlich erwähnt sind. Mit einer freien Eintrittskarte können die studentischen Übersetzer „ihr“ Buch auch auf der Frankfurter Buchmesse besichtigen, wo es im Programm des Ehrengastes 2010 Argentinien aufgeführt wird. Und sie werden die Gelegenheit haben, die Autorin des Buches persönlich kennen zu lernen, die anlässlich der Buchmesse nach Frankfurt kommen wird. „Außerdem hat uns das argentinische Übersetzerförderprogramm SUR eine Unterstützung von mindestens 2.000 Euro in Aussicht gestellt“, freut sich Projektleiterin Müller. Dieses Geld, das ist beschlossene Sache, werden die Germersheimer den Großmüttern der Plaza de Mayo für die weitere Suche nach den vermissten Kindern spenden.

    Veröffentlichung:
    Analía Argento
    Paula, du bist Laura! Geraubte Kinder in Argentinien
    Ch. Links Verlag, Berlin 2010, 248 Seiten, 17 Abb.(s/w),
    ISBN: 978-3-86153-593-5

    Weitere Informationen:
    Dr. Eva Katrin Müller, Akad. Rätin
    Johannes Gutenberg-Universität Mainz
    Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft
    Abteilung Spanische und Portugiesische Sprache und Kultur
    An der Hochschule 2
    D-76726 Germersheim
    Tel 07274/508-35248
    Fax 07274/508-35444
    E-Mail: mueleva@uni-mainz.de


    Weitere Informationen:

    http://www.fb06.uni-mainz.de
    http://www.buchmesse.de/imperia/celum/documents/Ehrengast%20Argentinien%202010%2...
    http://www.christoph-links-verlag.de/index.cfm?inhalt=detail&nav_id=1&ti...


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Kulturwissenschaften, Pädagogik / Bildung, Politik, Sprache / Literatur
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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