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07.10.2010 09:45

Anpassung der steuerlichen FuE Förderung in Frankreich

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

    Die Steuerguthaben für Forschungsvorhaben, die sogenannten "Crédit d'impôt recherche" (CIR) wurden 1983 eingeführt und 2008 gesetzlich verändert [1]. Aufgrund der Wirtschaftskrise und der neuen Reform schnellten die Kosten für die CIR in die Höhe [2]. Um dieser Verteuerung entgegenzuwirken, hat die französische Regierung eine Sanierung des Staatshaushalts eingeleitet.

    Der Premierminister hatte jedoch bereits am 30. August betont, dass alle staatlichen Förderungen, die die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und die Schaffung von Arbeitsplätzen begünstigen, nicht davon betroffen sein werden.
    Ziel der Regierung ist es, die Steuerschlupflöcher von 10 Milliarden Euro zu stopfen. Der Bericht der Generalinspektion für Finanzen (IGF) zeigt in dieser Hinsicht große Sparpotentiale auf. Die IGF setzt sich zur Stabilisierung des CIR für drei Empfehlungen ein:
    - Streichung des erweiterten Kredits für Neueinsteiger
    - Streichung der Steuergutschriften für die Textilindustrie ("crédit d'impôt collection")
    - Verpflichtung zu interner Forschungsarbeit

    Diese Vorschläge sind nicht im Haushaltsplan 2011 verankert, können jedoch durch einen Änderungsantrag aufgenommen werden. Die erste Empfehlung würde dem Staat Einsparungen von 200 Millionen Euro verschaffen, die Zweite weitere 100 Millionen Euro.

    Die Parlamentsabgeordneten befürchten die laufende Erhöhung der Kosten (4 Milliarden Euro in diesem Jahr und circa 6 Milliarden im Jahr 2012) und die Freigiebigkeit gegenüber den Großkonzernen (die 50 größten Unternehmen profitierten 2010 von einem Drittel der Subventionen im Vergleich zu 25% im Jahr 2007). Den Parlamentsabgeordneten reichen diese Sparmaßnahmen nicht aus – sie planen Einsparungen von 1 Milliarde Euro. Die IGF empfiehlt eine weitere Alternative: eine veränderte Kostenkalkulation. Derzeit schätzt die Regierung die Personalausgaben im Bereich Forschung auf 75%. Die IGF empfiehlt diese Ausgaben auf 50% zu senken, was einer Einsparung von 420 Millionen Euro entspräche.

    Die Wirtschaftsministerin Christine Lagarde verteidigte bei ihrem Besuch der Forschungslabore von Alcatel im Opticsvalley (Villarceaux, Essone) das CIR. Die Labore erhielten im vergangenen Jahr dank des CIR eine Steuerrückzahlung von 82 Millionen Euro. Nach Meinung von Philippe Camus, Leiter der Labore, ist dieses Instrument das Einzige, das die Kostenunterschiede zu Deutschland, den USA und Kanada ausgleicht. Laut der IGF ist die Stabilität dieser Steuergutschrift entscheidend, insbesondere für ausländische Unternehmen. Das CIR ist das wichtigste Instrument, um private Investitionen in die FuE zu erhöhen - Frankreich liegt unter dem OECD-Durchschnitt, besonders im Vergleich zu Deutschland, Japan und den USA.

    Einstellung wissenschaftlicher Experten

    Das Ministerium für Hochschulbildung und Forschung sucht derzeit externe Experten, die zur Bewertung des wissenschaftlichen und technologischen Charakters von Projekten beitragen sollen, die von Unternehmen zur Beantragung eines CIR eingereicht werden.

    Entsprechend seinen Kompetenzen soll der Experte:
    - Anträge auf ein CIR und
    - Anträge für junge innovative Unternehmen (Jeunes entreprises innovantes J.E.I.) begutachten

    Es handelt sich bei dieser Stelle um eine Nebentätigkeit und muss vom Hauptarbeitgeber befürwortet werden. Für die Stelle sind folgende Erfahrungen und Kompetenzen erforderlich:
    - Erfahrung im Bereich Forschung, Gutachterfähigkeiten in den relevanten Bereichen,
    - die Arbeit umfasst potentiell alle Wissenschaftsbereiche,
    - besonders großer Bedarf herrscht im Bereich der IKT,
    - Interesse für die FuE in Unternehmen

    [1] Die Reform von 2008:
    Zur Vereinfachung wird das CIR nach den jährlichen Kosten für F&E (Personal- und Leistungsaufwand, extern vergebene FuE-Leistungen) berechnet und nicht mehr nach der Progression der Kosten. Das Steuerguthaben deckt bis zu 30% dieses Aufwandes ab, wobei die Gesamtsumme max. 100 Millionen Euro betragen kann und bis zu 5 % über diesen Betrag hinaus. Den Unternehmen, die zum ersten Mal diese Steuervorteile geltend machen, wird im ersten Jahr ein Steuerguthaben von 50 % und im zweiten Jahr ein Steuerguthaben von 40 % angerechnet.
    [2] "Steuerguthaben für Forschungsvorhaben werden für Frankreich immer teurer", Wissenschaft-Frankreich 177 - 17/02/2010
    http://www.wissenschaft-frankreich.de/publikationen/wissenschaft_frankreich/numm...
    [3] Der Bericht der Generalinspektion für Finanzen (IGF): (auf Französisch)
    http://www.lesechos.fr/medias/2010/0916//020792156865_print.pdf

    Quellen:
    - "Dépense de R&D : le CIR préservé", Artikel aus Innovation le journal - 01.09.2010
    http://www.innovationlejournal.fr/spip.php?article5970
    - "Crédit d'impôt recherche : la riposte de Bercy au Parlement", Artikel aus Les Echos - 16.09.2010 http://www.lesechos.fr/economie-politique/france/actu/020790666794.htm
    - "Crédît impôt recherche : le MESR recrute des experts scientifiques externes" Pressemitteilung des Ministeriums für Hochschulbildung und Forschung - 17.09.2010
    http://www.enseignementsup-recherche.gouv.fr/cid53179/cir-le-m.e.s.r.-recrute-de...

    Redakteur: Etienne Balli, etienne.balli@diplomatie.gouv.fr


    Weitere Informationen:

    http://www.wissenschaft-frankreich.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Politik
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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