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14.10.2010 15:51

Ein Kind im Medizinstudium?

Jörg Portius Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Ulm

    Ein „perfekter“ Zeitpunkt mit vielen Schönheitsfehlern -
    Ergebnisse der ersten landesweiten Online-Befragung
    von Medizinstudierenden mit Kindern in Baden-Württemberg

    Für 63 Prozent der befragten Medizinstudierenden mit Kindern in Baden-Württemberg war die Familiengründung im Studium eine bewusste Entscheidung. Gleichzeitig haben deutlich über die Hälfte der Befragten massive Probleme, Medizinstudium und Familie zu vereinbaren. Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg hat die landesweite Studie zur Familienfreundlichkeit im Medizinstudium mit insgesamt 190.000,- Euro gefördert. Durchgeführt wurde sie von der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie der Universität Ulm unter der Leitung des Familienforschers Prof. Dr. Jörg M. Fegert. Heute wurden in Stuttgart die ersten Ergebnisse vorgestellt.

    Die Mehrheit der Studierenden mit Kindern hat sich für die Familiengründung im Studium entschieden, weil die Vereinbarkeit von Studium und Familie einfacher erscheint, als die spätere Vereinbarkeit von Arztberuf und Familie. Ein weiterer wichtiger Grund sind die Vorteile einer jungen Elternschaft. Dafür nehmen die Medizinstudierenden mit Kindern, die im Schnitt 29,6 Jahre und damit deutlich älter als der Durchschnitt sind, aber viele Nachteile während ihres Studiums in Kauf.

    Insgesamt gaben die 238 Medizinstudierenden, die sich an der Umfrage beteiligt haben, den untersuchten Universitäten Freiburg, Mannheim, Tübingen und Ulm für ihre Familienfreundlichkeit Durchschnittsschulnoten von 3,4. 61 Prozent von ihnen haben Probleme mit der Vereinbarkeit von Studium und Familie. Dabei führt der Aufbau des Medizinstudiums mit vielen Pflichtkursen, Veranstaltungen am Nachmittag sowie gebündelten Prüfungen am Semesterende am häufigsten zu Schwierigkeiten.
    Abhilfe könnten hier nach Ansicht der befragten Studierenden eine Flexibilisierung der Anwesenheitspflicht, das Angebot von Ersatzleistungen für Fehltermine und Veranstaltungsangebote am Vormittag schaffen. Als hilfreich beurteilen die Befragten auch eine individuelle Studienberatung sowie bessere Unterstützungsleistungen und Rahmenbedingungen.

    In Baden-Württemberg sind insgesamt 10.786 Studierende im Fach Humanmedizin eingeschrieben, 380 von ihnen wurden aufgrund der Studiengebührenbefreiung als Eltern identifiziert und angeschrieben, 238 von ihnen antworteten. Die Studienergebnisse liefern konkrete Daten, um die Familienfreundlichkeit im Medizinstudium gezielt zu verbessern und damit einem drohenden Ärztemangel zu begegnen.

    Die detaillierten Auswertungen werden morgen, Freitag, 15.10.2010, ab 9:00 im Rahmen der Tagung „Familienfreundlichkeit in der medizinischen Aus- und Weiterbildung“ in Stuttgart vorgestellt. Die Tagung beleuchtet seit heute best-practice-Beispiele aus Baden-Württemberg. Zudem erfahren die medizinischen Fakultäten Baden-Württembergs im November und Dezember jeweils vor Ort mehr über die Ergebnisse ihres Standorts. Weitere Informationen finden unter: www.meduki.de

    Kontakt: Dr. Hubert Liebhardt; Tel: +49 731 50 222 50; Mail: hubert.liebhardt@uni-ulm.de

    Literatur: Liebhardt, H.; Fegert J.M.: Medizinstudium mit Kind. Familienfreundliche Studienorganisation in der Medizinischen Ausbildung. Lengerich: Pabst, 2010.


    Bilder

    Prof. Dr. Jörg M. Fegert
    Prof. Dr. Jörg M. Fegert
    Foto: UK Ulm
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Medizin, Pädagogik / Bildung, Politik
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Prof. Dr. Jörg M. Fegert


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