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27.10.2010 16:46

Melvin J. Lasky - „Der Amerikaner mit der Pfeife“

Luise Dirscherl Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

    Kultureller kalter Krieger und begnadeter Netzwerker

    Der amerikanische Publizist Melvin J. Lasky gehört zu den herausragenden Persönlichkeiten des kulturellen Kalten Kriegs, in dem er als Journalist, begnadeter Netzwerker und vehementer Antikommunist eine zentrale Rolle spielte. Kein anderer amerikanischer Journalist war in Westeuropa zu Zeiten des Kalten Kriegs so präsent und so gut mit den Geistesgrößen der Zeit vernetzt wie er. Laskys Bibliothek und Korrespondenz befinden sich in dem Mitte 2009 gegründeten Lasky-Center for Transatlantic Studies (LMU), das heute mit einem Festakt und einer Podiumsdiskussion feierlich eröffnet wird.

    Der Kalte Krieg hatte immer auch eine kulturelle Komponente, bei der es darum ging, für die kulturellen und ideellen Werte des jeweiligen Systems zu werben. Als Herausgeber der von der US-Regierung finanzierten westdeutschen Zeitschrift Der Monat (ab 1948) und als Chefredakteur des wichtigsten Kulturmagazins des Kalten Kriegs Encounter (ab 1958) war Lasky eine zentrale Persönlichkeit der westeuropäischen geistigen Elite, die er entscheidend prägte. Den deutschen Fernsehzuschauern war der Journalist vor allem als pfeifenrauchender Gast im Internationalen Frühschoppen bekannt.

    „Obwohl Lasky oft in Biographien und Sekundärliteratur erwähnt wird – durchaus auch als umstrittene Person – gibt es über ihn selbst und sein Leben bisher keine Literatur“, sagt Dr. Maren Roth, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lasky Center. Diese Lücke soll nun geschlossen werden: Die Aufsatzsammlung "Cold War Politics" ist die erste Produktion des Lasky-Centers und enthält Beiträge zu verschiedenen Aspekten von Laskys Leben. Roth selbst arbeitet an einer Biographie Laskys und zeichnet seine persönliche Entwicklung vom jüdischen Trotzkisten zum intellektuellen Antikommunisten und Kulturkrieger nach. Die Katalogisierung seiner Bibliothek und seiner Korrespondenz als Grundlage weiterer Studien ist nun abgeschlossen und gibt einen ersten Eindruck von der „geistigen Weltkarte“ Laskys. „Es gibt zwar durchaus einige hochwertige Erstausgaben, aber zum Großteil sind die einzelnen Bücher nicht besonders wertvoll. Trotzdem sind sie als Ganzes sehr interessant, denn sie helfen, Laskys intellektuelle Entwicklung nachzuverfolgen“, erklärt Roth.

    Laskys über mehrere Jahrzehnte dokumentierter Schriftwechsel mit fast allen Geistesgrößen der Zeit offenbaren die weitläufigen Interessen und Verbindungen des Journalisten. Die circa 3500 Briefe zeigen Lasky als begnadeten Netzwerker – eine Rolle, die ihm von früh an besonders entsprach. Ein wichtiger Bruch in Laskys Biographie war seine Verstrickung in eine Affäre, bei der 1967 amerikanische Zeitungen aufdeckten, dass der von Lasky als Chefredakteur betreute Encounter von der CIA finanziert worden war. „Ab wann Lasky wie viel gewusst hat, kann aber noch nicht abschließend geklärt werden“, erklärt Roth.

    Laskys Bibliothek spiegelt die intellektuelle Welt des Kalten Kriegs wieder, aber in ihrer spezifischen Mischung aus Literatur, Politik, Philosophie und Geschichte auch die breit gefächerten Interessen ihres Besitzers. Die Auswahl der Bücher zeigt beispielsweise sein nie erlahmendes Interesse für das Thema Revolution sowie seine Liebe zur Literatur und zur Literaturwissenschaft – Lasky war Schöngeist und Kalter Krieger in Personalunion. Der russischen Kultur stand er mit aufrichtigem Interesse gegenüber. Insgesamt ist in Laskys Bibliothek „ein einzigartiger historischer Moment eingefroren, der kurze Moment der unmittelbaren Nachkriegsjahre“, wie der Historiker Professor Michael Kimmage in seinem Beitrag zur Aufsatzsammlung schreibt.

    Das Lasky Center for Transatlantic Studies
    Das Lasky Center for Transatlantic Studies baut auf dem Nachlass des amerikanischen Journalisten Melvin J. Lasky auf. Die Gründung des Zentrums geht auf eine großzügige Schenkung durch Laskys Witwe, die Berliner Schriftstellerin Helga Hegewisch, zurück. Seine Bibliothek, die sich seit 2009 in München befindet, bietet eine Vielzahl an Quellen — gerade für die Erforschung der kulturellen Seiten des Kalten Kriegs. Neben der wissenschaftlichen Auswertung der Bibliothek entstehen am Lasky Center derzeit drei größere Studien wie etwa eine Biografie von Melvin J. Lasky und eine Monographie zu amerikanischen Europakonstruktionen in der Nachkriegszeit. Außerdem unterstützt das Center transatlantische Konferenzen, Workshops und Summer Schools und verleiht den Edmund Spevack Award, um ausgewählte Projekte von Doktoranden und Postdoktoranden zu fördern.

    Ansprechpartner:
    Dr. Charlotte Lerg
    Amerika-Institut
    Tel.: 089 / 2180 3980
    Fax: 089 / 2180 16523
    E-Mail: lerg@lrz.uni-muenchen.de

    Dr. Maren Roth
    Amerika-Institut
    Tel.: 089 / 2180 17705
    Fax: 089 / 2180 16523
    E-Mail: maren.roth@lrz.uni-muenchen.de

    Weitere Informationen:
    www.laskycenter.amerikanistik.lmu.de

    Programm des Festakts:
    http://www.amerikanistik.uni-muenchen.de/files/lasky_eroeffnung.pdf


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Politik
    überregional
    Forschungsprojekte, Organisatorisches
    Deutsch


     

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