idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
04.01.2011 16:08

Vom Molekül zum Objekt

Dr. Renate Hoer Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

    Größte synthetische Struktur mit molekularer Präzision

    Schon immer versucht die Organische Chemie, die Biologie nachzuahmen. Während sich bereits viele Moleküle herstellen lassen, die Biomoleküle in ihrer Struktur und Funktion nachahmen, ist es noch immer eine Herausforderung, Größe und Form großer Biomoleküle zu erreichen. Ein internationales Team um A. Dieter Schlüter von der ETH Zürich stellt nun ein verästeltes Polymer vor, das in seiner Größe und zylindrischen Form dem Tabakmosaikvirus ähnelt. Wie die Forscher in der Zeitschrift Angewandte Chemie berichten, handelt es sich dabei um das bisher größte synthetische Makromolekül mit definierter Form und definiertem atomaren Aufbau.

    Die größten künstlichen Strukturen mit einer definierten Anordnung ihrer Atome waren bisher Polystyrol-Polymere mit einer Molekülmasse von etwa 40 Mio Dalton. Das entspricht aber lediglich einem kleinen Bruchteil der Masse großer DNA-Moleküle. Ein großes künstliches Molekül herzustellen, das überdies noch mit einer definierten Form aufwarten kann, ist um ein Vielfaches schwieriger. Für die Biologie ist es dagegen Routine. Selbst der einfachste Organismus verfügt über gut definierte Formen, beispielweise das stäbchenförmige Tabakmosaikvirus. Für Chemiker ist es ein Vorbild: ein massives molekulares Ensemble mit einer perfekten Kontrolle der chemischen Struktur, Funktion, Größe und molekularen Form.

    Schlüter und seine Kollegen präsentieren nun ein verzweigtes Polymer, das sich in seiner Größe und Form dem Tabakmosaikvirus annähert. Die aufwändige Synthese, die unter anderem 170.000 bindungsbildende Reaktionen an einem einzigen Molekül verlangt, führte zu einem strukturell definierten, linearen Makromolekül mit einem Durchmesser von etwa 10 nm und einer Molekülmasse von 200 Mio Dalton. Damit erreicht es eine vergleichbare Molmasse, einen Querschnitt und die zylindrische Form wie besagter Tabakmosaikvirus.

    Das neue Riesenmolekül ist ein so genanntes dendronisiertes Polymer: Es besteht aus einem linearen Rückgrat mit hochverzweigten, regelrecht verästelten Seitenketten. „Dies ist das bisher größte bekannte synthetische Makromolekül mit definierter chemischer Struktur und definierter Form,“ so Schlüter. „Unser Ansatz ist ein erster Schritt zur Herstellung molekularer Objekte.“ Als Objekt wird ein Gebilde angesehen, wenn es seine Form, unabhängig von seiner jeweiligen Umgebung, beibehält und wenn man sein Inneres von der äußeren Umgebung unterscheiden kann und es dazwischen eine eindeutige Grenzfläche gibt. Es gibt zwar bereits viele künstliche Nanoobjekte, aber diese bestehen nicht aus einem einzigen Molekül, sondern aus Aggregaten mehrer bis vieler einzelner Moleküle.

    Angewandte Chemie: Presseinfo 48/2010

    Autor: A. Dieter Schlüter, ETH Zürich (Switzerland), http://www.polychem.mat.ethz.ch/people/head/dieters

    Angewandte Chemie, Permalink to the article: http://dx.doi.org/10.1002/ange.201005164

    Angewandte Chemie, Postfach 101161, 69451 Weinheim, Germany


    Weitere Informationen:

    http://presse.angewandte.de


    Bilder

    Verästeltes Polymer, das dem Tabakmosaikvirus ähnelt
    Verästeltes Polymer, das dem Tabakmosaikvirus ähnelt

    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Chemie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Verästeltes Polymer, das dem Tabakmosaikvirus ähnelt


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).