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17.02.2011 10:03

Vergessene Gewalt. Tagung zur drittgrößten faschistischen Bewegung Europas

Alexander Dworzak Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement
Universität Wien

    Rechtsextreme Massenbewegungen haben das europäische 20. Jahrhundert entscheidend geprägt. Doch nur wenig ist über die bedeutendste faschistische Gruppierung der Zwischenkriegszeit außerhalb Deutschlands und Italiens bekannt, die rumänische "Legion Erzengel Michael". Von 23. bis 25. Februar 2011 widmen sich – erstmals vereint – WissenschafterInnen aus mehreren Staaten dieser Periode bei der Tagung "'Vergessene Gewalt'. Die 'Legion Erzengel Michael' im Rumänien der Jahre 1918/27 bis 1938" am Campus der Universität Wien.

    Ständig präsent sind die medialen Debatten über rechtspopulistische Bewegungen und die "Neue Rechte" in West- und Osteuropa, während die Analyse der geschichtlichen Wurzeln oft zu kurz kommt. Weder der breiten Öffentlichkeit bekannt, noch vertieft erforscht ist die rumänische Legion Erzengel Michael (Legiunea Arhanghelul Mihail). "Dabei ist die Legion nach dem Nationalsozialismus und dem Duce-Regime Mussolinis die vermutlich bedeutendste faschistische Massenbewegung der Zwischenkriegszeit", erklärt Oliver Schmitt, Vorstand des Instituts für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien.

    Von der Splittergruppe zur Massenbewegung

    Gegründet wurde die Legion im Juli 1927 von Corneliu Zelea Codreanu, der sie bis zu seiner Ermordung 1938 maßgeblich prägte. "Aus einer radikalen Splittergruppe unter Führung des charismatischen, quasi-religiös verehrten "Căpitans", entwickelte sich während der Weltwirtschaftskrise in den dreißiger Jahren eine Massenbewegung. Sie erfasste breite Gesellschaftsschichten mit ihrer gewaltbereiten, antisemitischen, antikommunistischen und christlich-mystizistischen Ideologie, die durch eine Revolution einen 'Neuen Menschen' schaffen wollte", so Schmitt. 1937 wurde die Legion mit 15,5 Prozent der Stimmen bei den rumänischen Parlamentswahlen drittstärkste Partei, König Carol II. verhinderte jedoch eine Regierungsbeteiligung. Im Februar 1938 löste der König die Regierung auf und übernahm als Diktator selbst die Macht.

    Neue Zugänge erschließen

    In der internationalen Faschismusforschung wird auf die Legion zwar immer wieder Bezug genommen, doch systematisiertes Wissen, das auf breiten Archivforschungen beruht, fehlt in vielen Bereichen. Erst in den vergangenen Jahren haben sich insbesondere jüngere HistorikerInnen dem Thema mit neuen Fragestellungen und Verfahren gewidmet. Die von 23. bis 25. Februar 2011 am Campus der Universität Wien stattfindende Tagung führt erstmals ForscherInnen aus Rumänien, Ungarn, den USA, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Österreich zusammen. Organisiert wird die Konferenz vom Institut für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien gemeinsam mit dem Historischen Institut der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen und ist in die Struktur der Forschungsplattform "Wiener Osteuropaforum" der Universität Wien eingebettet.

    Inhaltlich spannen die WissenschafterInnen einen breiten Themenbogen: So referiert Armin Heinen, Professor an der RWTH Aachen, über die "Wahlmaschine – Wahlkampf und Wählerschaft der Legion". Radu Dinu (Universität Leipzig) spricht zum Thema "The 'Practice' of Anti-Semitic Violence in Interwar Romania" sowie Roland Clark (University of Pittsburgh) über "The Ladies of the Legion: Women in Romanian Fascist Communities". Oliver Schmitt analysiert in seinem Vortrag "Zum Kampf, Arbeiter!" die legionäre Mobilisierung im Arbeitermilieu.

    Internationale Tagung "'Vergessene Gewalt'. Die 'Legion Erzengel Michael' im Rumänien der Jahre 1918/27 bis 1938"
    Zeit: Mittwoch, 23. bis Freitag, 25. Februar 2011
    Ort: Campus der Universität Wien, Hörsaal des Instituts für Osteuropäische Geschichte (1090 Wien, Spitalgasse 2, Hof 3)

    Über das Wiener Osteuropaforum

    Das 2009 ins Leben gerufene "Wiener Osteuropaforum" bündelt geistes-, kultur- und sozialwissenschaftliche Kompetenz an der Universität Wien. Über 100 WissenschafterInnen aus sechs Fakultäten und elf Fachrichtungen vereinen hier ihre Expertise zu Ost-, Ostmittel-, Südosteuropa und dem Baltikum.
    Webseite http://www.osteuropaforum.at

    Wissenschaftlicher Kontakt
    Hansfrieder Vogel, M.A.
    Forschungsplattform Wiener Osteuropaforum
    Universität Wien
    1090 Wien, Spitalgasse 2, Hof 3 (Campus)
    T +43-1-4277-230 01
    hansfrieder.vogel@univie.ac.at

    Rückfragehinweis
    Mag. Alexander Dworzak
    Öffentlichkeitsarbeit
    Universität Wien
    1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1
    T +43-1-4277-175 31
    M +43-664-602 77-175 31
    alexander.dworzak@univie.ac.at


    Weitere Informationen:

    http://univie.ac.at/175 - Presseportal der Universität Wien mit Bildern in printtauglicher Auflösung
    http://medienportal.univie.ac.at/uploads/tx_ttmedienportal/files/Legion_Programm... - Konferenzprogramm (PDF)


    Bilder

    Wahlplakat aus dem Jahr 1937
    Wahlplakat aus dem Jahr 1937
    (Foto: Rumänische Staatsarchive)
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    Corneliu Z. Codreanu auf einem Wahlplakat 1937
    Corneliu Z. Codreanu auf einem Wahlplakat 1937
    (Foto: Rumänische Staatsarchive)
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Wahlplakat aus dem Jahr 1937


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    Corneliu Z. Codreanu auf einem Wahlplakat 1937


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