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27.04.2011 15:23

Informationstechnologie in der Sozialwirtschaft: Lücken beim Datenschutz

Dipl.-Journ. Constantin Schulte Strathaus Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt

    Wie nutzen soziale Einrichtungen Informationstechnologie für ihre Arbeit und welche branchenspezifischen Softwareprodukte gibt es am Markt? Dies untersucht seit 2008 die Arbeitsstelle für Sozialinformatik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) in ihrem jährlich neu aufgelegten „IT-Report für die Sozialwirtschaft“, der jetzt neu erschienen ist. Soziale Organisationen können so ihre eigenen Investitionen in Technik, Software, Personal oder IT-Sicherheit mit den Werten der Gesamtbranche vergleichen.

    Nach einem Sonderheft zur Wertschöpfung der IT im Jahr 2010 greift der nun erschienene vierte IT-Report erneut das Untersuchungsdesign der ersten beiden Ausgaben von 2008 und 2009 auf und zeichnet so Entwicklungslinien über einen Zeitraum von vier Jahren nach. Dabei präsentiert sich die Branche in vielen Punkten erstaunlich konstant. So blieb etwa die wichtige Kennzahl des Anteils der IT-Kosten am Gesamtumsatz der sozialen Einrichtungen über alle drei Untersuchungsperioden stabil bei einem Wert von einem Prozent. Die Aufwendungen für IT verteilen sich dabei zu je etwa einem Drittel auf Personal, IT-Infrastruktur und Anwendungssysteme.

    Da vermehrt kleinere Einrichtungen an der aktuellen Befragung teilnahmen, näherte sich die Stichprobe im Vergleich zu den Vorjahren weiter an die Realität der Sozialwirtschaft an. Während große Träger oft über eine professionell geführte IT-Abteilung verfügen, ist die Technikbetreuung bei Diensten mit weniger als 500 Mitarbeitern oft nur als „One-Man-Show“ oder Nebenjob organisiert. Deutliche Auswirkungen hat dies etwa beim Datenschutz: der Anteil der Organisationen, die hier bedenkliche Lücken aufweisen, hat sich im Vergleich zu den früheren Untersuchungen spürbar erhöht. So gaben 2011 immerhin 20 Prozent der sozialen Einrichtungen an, dass sie – entgegen der gesetzlichen Verpflichtung – keinen Datenschutzbeauftragten bestellt haben und mehr als die Hälfte nutzen keine standardisierten Sicherheitsnormen, um die hochsensiblen Daten der Betreuten auf ihren Rechnern vor Missbrauch zu schützen.

    Weiterhin wurde noch deutlicher als bisher sichtbar, wie breit die eingesetzten Fachsoftware-Systeme innerhalb der Branche streuen. Klare Marktführer können lediglich im Bereich der großen Komplexträger identifiziert werden, bei den mittleren und kleineren Einrichtungen wird eine Vielzahl unterschiedlichster Systeme vieler oft kleiner und kleinster Hersteller genutzt. Hier spiegelt sich wohl die regionale, organisatorische und fachliche Zersplitterung der Sozialwirtschaft ebenso wieder wie fehlendes Wissen über Kriterien und Methoden für die Auswahl von Fachsoftware. Erstmals untersuchte die Studie angesichts des viel beschworenen Fachkräftemangels die Personalgewinnung im IT-Bereich. Die Hälfte der Einrichtungen, die neue IT-Mitarbeiter suchten, meldeten hier Probleme. An erster Stelle stand dabei das Gehaltsniveau, gefolgt von ungeeigneter oder zu niedriger Qualifikation.

    Der Blick auf die Seite der IT-Anbieter zeigte ebenso eine recht stabile Situation. Nach wie vor sind die Mehrzahl der über 60 antwortenden Anbieter Klein- oder Kleinstunternehmen, nur sehr wenige schaffen den Sprung über die 100-Mitarbeiter- bzw. 10-Millionen-Umsatzmarke. Spektakuläre Übernahmen oder Firmenpleiten waren im Berichtszeitraum nicht zu verzeichnen. Doch wie die jüngsten Berechnungen der Autoren Prof. Helmut Kreidenweis und Prof. Dr. Bernd Halfar zeigen, leidet dieses Segment der Software-Branche an einem Produktivitätsproblem: Der durchschnittliche Jahresumsatz pro Mitarbeiter sank seit der ersten Studie im Jahr 2008 auf nunmehr 65.000 Euro. Dennoch zeigt das Stimmungsbarometer unter den Firmen nach oben. Als Zukunftsthemen werden Cloud Computing, webbasierte Software, Mobile Lösungen und Interoperabilität genannt. Doch die Mühlen der Sozialbranche mahlen langsam, mit spürbaren Quantensprüngen in Technik oder Funktionalität ist in naher Zukunft kaum zu rechnen.

    Der IT-Report für die Sozialwirtschaft 2011 kann zum Preis von 50 Euro zzgl. Versand bezogen werden über: Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, Fakultät für Soziale Arbeit, Arbeitsstelle für Sozialinformatik (Tel. 0 84 21/93-14 72; Fax: 0 84 21/93-22 64; christine.vetter@ku-eichstaett.de).

    Hinweis an Medienvertreter: Für Fragen rund um den IT-Report steht Ihnen Professor Helmut Kreidenweis (helmut.kreidenweis@ku-eichstaett.de) bzw. Prof. Dr. Bernd Halfar zur Verfügung. Weitere Informationen zur Arbeitsstelle Sozialinformatik finden Sie unter http://www.sozialinformatik.de.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Pädagogik / Bildung
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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