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16.06.2011 11:11

Gesundheit als Eckpfeiler des Wohlstands der Welt/ Bill Gates kommt zur Eröffnung nach Lindau

Christian Rapp Communication and Organisation
Kuratorium für die Tagungen der Nobelpreisträger in Lindau e.V.

    570 Nachwuchswissenschaftler und 24 Nobelpreisträger kommen vom 26. Juni bis 1. Juli am Bodensee zur 61. Tagung der Nobelpreisträger zusammen, um Fortschritte der medizinischen Forschung zu diskutieren, sich inspirieren zu lassen und Netzwerke zu knüpfen. Global Health wird dann ein Schlüsselthema des Treffens sein. Bill Gates kommt zur Eröffnung nach Lindau.

    570 Nachwuchswissenschaftler und 24 Nobelpreisträger kommen vom 26. Juni bis 1. Juli am Bodensee zusammen, um Fortschritte der medizinischen Forschung zu diskutieren, sich inspirieren zu lassen und Netzwerke zu knüpfen. Mit Teilnehmern aus 80 Ländern ist das Lindauer Nobelpreisträgertreffen in diesem Jahr internationaler denn je. Viele Nachwuchswissenschaftler kommen aus Entwicklungsländern, die unter einer enormen Krankheitslast leiden. Deshalb liegt es nahe, das Treffen erstmals mit dem Thema „Global Health“ zu verknüpfen.

    Junge Forscher werden in Lindau auch Harald zur Hausen begegnen, der die humanen Papillomviren (HPV) als Auslöser des Gebärmutterhalskrebses identifiziert hat, wofür er 2008 mit dem Medizinnobelpreis ausgezeichnet wurde. 80 Prozent der Frauen, die jährlich an Gebärmutterhalskrebs sterben, stammen aus Entwicklungsländern. Harald zur Hausen engagiert sich deshalb dort für die Prävention dieser Krebsart: „In Pilotprojekten der Union for International Cancer Control (UICC), zum Beispiel in Tansania, haben wir in Abstimmung mit den örtlichen Gesundheitsbehörden HPV-Impfprogramme eingeleitet,“ so zur Hausen.

    Zur Eröffnung der 61. Nobelpreisträgertagung (26. Juni ab 15 Uhr) wird Microsoft-Gründer Bill Gates nach Lindau kommen. Die Stiftung Lindauer Nobelpreisträgertreffen am Bodensee wird ihn in ihren Ehrensenat aufnehmen. Im Rahmen der Eröffnung führt er ein Podiumsgespräch mit jungen Wissenschaftlern. Die von ihm und seiner Ehefrau Melinda getragene Stiftung unterstützt seit 1994 Projekte zur Verbesserung der Weltgesundheit. „Ich glaube, dass wir die Gelegenheit haben, eine neue Zukunft zu schaffen, in der die weltweite Gesundheit zum Eckpfeiler des globalen Wohlstands wird,“ begründet Gates sein Engagement. Zum Abschluss des Nobelpreisträgertreffens auf der Insel Mainau steht das Thema Global Health bei einer Podiumsdiskussion zwischen fünf prominenten Vertretern aus Wissenschaft und Politik erneut im Fokus.

    Teufelskreis von Armut und Krankheit durchbrechen

    Die Infektionskrankheiten Malaria, AIDS und Tuberkulose bedrohen vor allem die Menschen in den Entwicklungsländern. Darüber hinaus leiden dort mehr als eine Milliarde Menschen an tropischen Armutskrankheiten wie der Flussblindheit, der Schlafkrankheit oder dem Denguefieber, die vorwiegend parasitär bedingt sind. In der entwickelten Welt kommen diese Krankheiten kaum vor, weshalb ihre Bekämpfung lange vernachlässigt wurde.

    In der Folge des Erdgipfels von Rio de Janeiro 1992 setzte sich aber allmählich die Einsicht durch, dass eine nachhaltige Entwicklung der Erde nur möglich ist, wenn es gelingt, den Teufelskreis von Armut und Krankheit in den Entwicklungsländern zu durchbrechen. Deren Einwohnern den Zugang zu einer medizinischen Grundversorgung zu öffnen, wurde zu einer globalen politischen Priorität, die in den 2000 verabschiedeten Millennium-Zielen der Vereinten Nationen bekräftigt wurde. Unter Führung der WHO bildeten sich zahlreiche Public-Private-Partnerships, in denen Regierungen, Nicht-Regierungs-organisationen, internationale Behörden, private Stiftungen und Pharmaunternehmen zusammenarbeiten, um tropische Armutskrankheiten gezielt zu bekämpfen. 2008 wurden schon fast 670 Millionen Menschen mit Medikamenten gegen die einst vernachlässigten Krankheiten behandelt. Die WHO hegt deshalb die Hoffnung, dass manche dieser Krankheiten bis 2020 vollständig eliminiert werden.

    Erste Erfolge durch konzertierte Hilfe

    Die internationale Zusammenarbeit zeigt auch im Kampf gegen AIDS, Tuberkulose und Malaria Wirkung: Die Zahl der HIV-Infektionen und AIDS-Todesfälle hat sich während des vergangenen Jahrzehnts um rund 20 Prozent verringert. Auf zwei Patienten, die behandelt werden, kommen aber immer noch fünf Menschen, die sich neu infizieren. 63 Prozent aller Betroffenen im subsaharischen Afrika haben noch immer keinen Zugang zu Medikamenten. Zudem weiß die Mehrzahl der jungen Menschen in den Entwicklungsländern nicht genug über AIDS, um sich davor schützen zu können.

    Jeder vierte Todesfall unter den immungeschwächten AIDS-Patienten wird durch eine Tuberkulose verursacht, die durch multiresistente Erreger in manchen Entwicklungsländern besonders gefährlich geworden ist. Dennoch konnten 2008 bereits 86 Prozent aller Tuberkulosepatienten erfolgreich behandelt werden.

    In 25 Ländern wurde die Zahl der Malariaerkrankungen seit 2000 halbiert. Das ist einerseits auf den Schutz vor Ansteckung durch imprägnierte Moskitonetze – allein im subsaharischen Afrika wurden 289 Millionen Stück verteilt – und Insektensprays innerhalb der Wohnungen zurückzuführen; andererseits auf eine bessere Diagnostik und medikamentöse Behandlung. Große Hoffnungen werden auf eine mögliche Schutzimpfung vor Malaria gesetzt. Ein erster Impfstoff befindet sich in klinischer Prüfung und soll bei positivem Ausgang 2015 zur Verfügung stehen.

    Das Jahrzehnt der Impfstoffe

    An der Entwicklung dieses Impfstoffs ist auch die Gates Foundation beteiligt. Mit einer Spende von 750 Millionen US-Dollar unterstützte sie 2000 die Gründung der Global Alliance for Vaccines und Immunization (GAVI). Am Montag (13. Juni) gab die Stiftung bekannt, GAVI mit einer weiteren Spende von einer Milliarde US-Dollar zu unterstützen. Die Public-Private-Partnership hat sich zum Ziel gesetzt, allen Kindern in den Entwicklungsländern jene Impfungen zugänglich zu machen, die für ihre Altersgenossen in der entwickelten Welt selbstverständlich sind. Sie unterstützt Entwicklungsländer bei den Verhandlungen mit Impfstoffherstellern und fördert die Entwicklung neuer Impfstoffe gegen Lungenentzündung, Hirnhautentzündung und Durchfallerkrankungen. Bereits vor einem Jahr hatte Bill Gates beim Davoser Weltwirtschaftsforum ein „Jahrzehnt der Impfstoffe“ ausgerufen und seine Stiftung darauf verpflichtet, bis 2020 zehn Milliarden US-Dollar in die Erforschung, Entwicklung und Verbreitung von Impfstoffen zu investieren: „Sie sind das wirksamste und kostengünstigste Gesundheitsmittel, das je erfunden wurde.“

    Gefahr durch nicht-übertragbare Krankheiten wächst

    Harald zur Hausen ist ein Teilnehmer der Diskussion, bei der zum Abschluss des Nobelpreisträgertreffens auf der Insel Mainau (1. Juli ab 11.00 Uhr) die Perspektiven der Weltgesundheit erörtert werden. Seine Gesprächspartner sind Unni Karunakara, Präsident der internationalen Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen", die 1999 den Friedensnobelpreis erhielt; Hans Rosling, Professor für Internationale Gesundheit am Karolinska Institut in Stockholm; James W. Vaupel, Direktor des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung in Rostock und Georg Schütte, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung. Die fünf Experten werden auch die zunehmende Bedrohung der Weltgesundheit durch nicht-übertragbare Krankheiten in den Blick nehmen, die zum großen Teil vermeidbar wären, weil sie oft auf einen ungesunden Lebensstil zurückzuführen sind. Dazu zählen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronische Lungenkrankheiten, Krebs und Diabetes. Sie verursachen schon heute fast zwei Drittel der weltweiten Todesfälle. Ihre Häufigkeit steigt an – die Entwicklungsländer sind von diesem Anstieg am härtesten betroffen. Die WHO fordert deshalb dringend verstärkte Aufklärung und Prävention. Für einige Länder, die gleichzeitig mit Infektionskrankheiten zu kämpfen hätten, erklärte jüngst WHO-Generaldirektorin Margaret Chan, bedeute der Vormarsch der chronischen nicht-übertragbaren Krankheiten nämlich „eine drohende Katastrophe: für die Gesundheit, für die Gesellschaft, und vor allem für die Volkswirtschaften.“

    Originalzitate:
    „I believe we have the opportunity to make a new future in which global health ist he cornerstone of global prosperity.“ (Bill Gates, 17. Mai 2011)
    „They are the most effective and cost-effective health tool ever invented.“
    (Gates Foundation, 2011 Annual Letter from Bill Gates, S.9)
    „For some countries, it is no exaggeration to describe the situation as an impending disaster; a disaster for health, for society, and most of all for national economies." (Margaret Chan, 27. April 2011)

    Eröffnung und Akkreditierung:
    Die Eröffnung der 61. Nobelpreisträgertagung findet am 26. Juni 2011 ab 15 Uhr in der Inselhalle Lindau statt. Sie wird live auf www.lindau-nobel.org übertragen. Akkreditierungen sind hier möglich: http://www.lindau-nobel.org/Accreditation.AxCMS?ActiveID=1224

    Programm:
    Das Programm der 61. Tagung der Nobelpreisträger: http://tinyurl.com/3gadrpu

    Der Abstract zum Vortrag „Infections in the Etiology of Human Cancers”
    von Nobelpreisträger Harald zur Hausen: http://tinyurl.com/6bd9gdq


    Weitere Informationen:

    http://www.lindau.nature.com interaktive - Online-Community der 61. Nobelpreisträgertagung
    http://www.lindau-nobel.org/PublicMeetingProgram.AxCMS?Meeting=279 - Programm der 61. Nobelpreisträgertagung
    http://www.twitter.com/lindaunobel - Twitter-Account der Nobelpreisträgertagungen


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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