Auf dem 2. Symposium „Human Rights and Science“ der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina in Straßburg haben sich Wissenschaftler, Vertreter von Menschenrechtsorganisationen und Delegierte europäischer Wissenschaftsakademien über Menschenrechtsverletzungen in der Wissenschaft ausgetauscht. Den Schwerpunkt des öffentlichen Symposiums bildeten ethische Fragestellungen im Bereich der Biowissenschaften.
Forscherinnen und Forscher sehen sich regelmäßig mit menschenrechtlichen Fragestellungen konfrontiert. Zum einen sind sie in einigen Ländern – auch in europäischen – immer wieder staatlichen Repressionen ausgesetzt, wenn sie ihre Meinung frei äußern und an gesellschaftlichen Missständen öffentlich Kritik üben. Zum anderen müssen sie sich selbst oft die Frage nach Menschenrechtsverletzung durch die eigene Arbeit stellen, so zum Beispiel, wenn es um medizinethische Fragestellungen geht. Vor diesem Hintergrund trafen am 8. und 9. September 2011 in Straßburg im Palais d’Europe auf Einladung des Human Rights Committees (HRC) der Leopoldina zum zweiten Mal Wissenschaftler, Vertreter von Menschenrechtsinstitutionen und Delegierte europäischer Wissenschafts-Akademien zusammen, um sich über weltweite Verletzungen von Menschenrechten in der Wissenschaft und an Wissenschaftlern und Studierenden auszutauschen.
Prof. Dr. Hans-Peter Zenner, Präsidiumsmitglied der Leopoldina und Vorsitzender des Human Rights Committees, betonte die Notwendigkeit, mit allen Akteuren in diesem Feld, wie insbesondere der European Federation of National Academies of Sciences and Humanities (ALLEA), die Koordination der jeweiligen Menschenrechtsaktivitäten voranzutreiben. Neben den Berichten europäischer Wissenschaftsakademien standen auch Beiträge zu den Aktivitäten des Europarates im Bereich der Bioethik und zur Arbeit des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte auf der Tagesordnung. Als besonderes Beispiel wurde der Menschenrechtsbericht der weißrussischen Akademie der Wissenschaften thematisiert.
Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hat ihr Human Rights Committee im Jahr 2001 gegründet. Seit Juli 2003 ist das HRC Mitglied im “International Human Rights Network of Academies and Scholarly Societies” (IHRN), dem derzeit rund 70 Akademien und Gelehrtengesellschaften aus allen Kontinenten angehören. Das IHRN und die einzelnen Mitgliedsakademien setzen sich weltweit für verfolgte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein und mahnen in entsprechenden Noten an die zuständigen Regierungen oder durch Gefängnisbesuche die Einhaltung der Menschenrechte an. Hafterleichterungen und Freilassungen konnten dadurch erreicht werden. Darüber hinaus schärfen sie durch Symposien und Publikationen das Bewusstsein für Menschenrechtsfragen im wissenschaftlichen Bereich und unterstützen die Aktivitäten anderer Menschenrechts-Organisationen. Da weder die Aktivitäten des IHRN noch die vielen Verstöße gegen die Menschenrechte bei Akademikern in der allgemeinen Öffentlichkeit oder gar bei akademischen Institutionen selbst wirklich bekannt sind, organisiert die Leopoldina regelmäßig Veranstaltungen, um über Menschenrechtsnormen und -institutionen zu informieren sowie um Themen mit speziellem Europabezug zu erörtern.
Kontakt: Dr. Marina Koch-Krumrei, Leiterin der Abteilung Internationale Beziehungen, Tel.: 0345 / 472 39-830, E-Mail: marina.koch-krumrei@leopoldina.org
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Politik, Recht
überregional
Wissenschaftliche Tagungen, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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