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14.09.2011 13:22

Rattenweibchen brauchen Freiraum für die Liebe. Paarungsbedingungen bestimmen Gefühle nach dem Sex

Alexander Schlaak Referat II/2, Kommunikation
Universität Regensburg

    Ein Forscherteam der Universität Regensburg um Prof. Dr. Inga Neumann und Kewir Nyuyki vom Institut für Zoologie konnte nachweisen, dass das körperliche und seelische Wohlbefinden nach einer Paarung bei weiblichen Laborratten von den Paarungsbedingungen abhängt. Neumann und Nyuyki zeigten, dass Sex bei Rattenweibchen nur dann beruhigend und stressreduzierend wirkt, wenn sie sich nach der Kopulation zurückziehen können, ohne dass ihnen das Männchen folgen kann, und sie damit eine selbstbestimmte Kontrolle über die Paarungsfrequenz haben.

    Sex hat zahlreiche positive Effekte auf die psychologische und physiologische Verfassung von Menschen und Tieren. So stellt sich beim Menschen nach dem Koitus ein Gefühl der Gelassenheit und Entspannung ein. Denn Sex aktiviert im Gehirn den Botenstoff Oxytocin, der nicht nur das Sexualverhalten reguliert, sondern zudem das subjektive Stressempfinden sowie Angst- und Furchtreaktionen dämpft. Auch bei Laborratten konnte die Gruppe um Neumann vor kurzem beobachten, dass das messbare Angstverhalten von männlichen Nagern nach sexueller Aktivität noch bis zu vier Stunden verringert ist. Vor diesem Hintergrund gingen die Forscher nun der Frage nach, welche Zusammenhänge zwischen Sex, Stress bzw. Angst sowie Oxytocin bei weiblichen Laborratten bestehen.

    Bei weiblichen Nagern besteht Paarungsbereitschaft nur während des sogenannten Östrus, einem Zyklusstadium mit hohem Östrogen-Spiegel. In dieser Phase ist das Angstverhalten des Weibchens reduziert; offensichtlich eine wichtige Voraussetzung, um einem oft sehr viel größeren und stärkeren Männchen die körperliche Annäherung zu erlauben, ohne gleich davon zu laufen.

    Allerdings zeigten die paarungsbereiten Rattenweibchen im Rahmen der Untersuchungen der Regensburger Forscher ein wiederum erhöhtes Angstverhalten nach dem Sex, wenn sie in einem Käfig gepaart wurden, der für sie kein Entrinnen zuließ. Dem gegenüber verminderte sich der Stress für die Weibchen bzw. deren Angst, sofern sie sich in einem 2-Kammer-Käfig paarten, der einen Rückzug des Weibchens vom größeren Männchen nach der Kopulation erlaubte. Nur unter der Bedingung, dass die Rattenweibchen die Paarungsfrequenz selbst bestimmen konnten und nur zum Männchen gehen, wenn sie paarungsbereit sind, stieg die Freisetzung des stressreduzierenden Botenstoffes Oxytocin im Hypothalamus (Zwischenhirn) an.

    Die Studie zeigt eindrucksvoll, dass das körperliche Wohlbefinden bei Rattenweibchen nach der Paarung von den Umwelt- und Paarungsbedingungen und insbesondere von der Möglichkeit der Selbstbestimmung der sexuellen Aktivität abhängt. Die Ergebnisse der Regensburger Forscher sind vor kurzem in der international renommierten Fachzeitschrift „PLoS ONE“ unter dem Titel „Yes, I Am Ready Now: Differential Effects of Paced versus Unpaced Mating on Anxiety and Central Oxytocin Release in Female Rats“ erschienen (DOI: 10.1371/journal.pone.0023599).

    Ansprechpartnerin für Medienvertreter:
    Prof. Dr. Inga Neumann
    Universität Regensburg
    Institut für Zoologie
    Tel.: 0941 943-3055
    Inga.Neumann@biologie.uni-regensburg.de


    Bilder

    Ein Rattenpärchen in einem 2-Kammer-Käfig, wobei die Barriere zwischen den Kammern die Flucht des Weibchens – aber nicht des größeren Männchens – in die zweite Kammer erlaubt.
    Ein Rattenpärchen in einem 2-Kammer-Käfig, wobei die Barriere zwischen den Kammern die Flucht des We ...
    Foto: Universität Regensburg
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Tier / Land / Forst
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Ein Rattenpärchen in einem 2-Kammer-Käfig, wobei die Barriere zwischen den Kammern die Flucht des Weibchens – aber nicht des größeren Männchens – in die zweite Kammer erlaubt.


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