Neugestaltung der weltweit bedeutenden Sammlung
Am heutigen 2. November 2011 wird die Paläontologische Sammlung der Universität Tübingen feierlich wiedereröffnet. In den neu gestalteten Ausstellungsräumen werden 3000 Objekte für die Öffentlichkeit zugänglich machen. Die Neugestaltung des Museums ist untrennbar verbunden mit der seit 2009 bestehenden Kooperation der Universität Tübingen mit der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Die 18 Monate dauernden Umbau- und Konzeptionsarbeiten wurden maßgeblich durch die Senckenberg Gesellschaft gefördert.
Wichtige Grundsätze bei der Umgestaltung waren eine nachhaltige Energiebilanz, das Motto ‚mehr Licht‘, höhere Übersichtlichkeit und bessere Information durch Struktur und Design der Erläuterungen sowie schließlich die Erhaltung der historischen Strukturen.
In punkto Nachhaltigkeit ist die Paläontologische Sammlung mit ihrer Energie-Bilanz nun das erste „Grüne Museum“ Deutschlands. Das gesamte Beleuchtungssystem wurde auf effiziente und modernste LED-Systeme umgestellt. Dies bringt nicht nur eine Energieersparnis von 90 Prozent, sondern auch eine Amortisierung der Investitionen nach etwa neun Monaten. Die verwendeten neuartigen LED-Systeme erbringen zudem ein für museale Zwecke deutlich harmonischeres, effizientes und weniger gestreutes Licht. Darüber hinaus wird für manche Exponate eine schädliche UV-Strahlung vollständig ausgeschlossen und insbesondere in geschlossenen Vitrinen die Hitzeentwicklung minimiert. Dies alles steht für das Motto ‚mehr Licht‘, das auch durch bauliche Maßnahmen unterstützt wird. So wurde im ‚Plateosaurier-Saal‘ ein seit Jahrzehnten verschlossenes Fenster wieder geöffnet und dadurch eine natürliche Lichtquelle gewonnen, welche die wertvollen Objekte deutlich besser zur Geltung bringt. Der Parkettboden wurde rekonstruiert und geschliffen und ‚schluckt‘ nun weniger Licht. Das Museum erhielt außerdem eine durchgehend weiße Wandfarbe anstelle der bisherigen steingrauen Verkleidungen.
All diese Maßnahmen führen auch zu ‚mehr Übersichtlichkeit‘. Dazu trägt die Konzentration auf wenigere und damit aussagekräftigere Objekte bei. Insgesamt führte die farbliche Neugestaltung der Vitrinen-Innenräume und die inhaltliche und graphische Neukonzeption der Texttafeln zu einer besseren Information.
Der Erhalt historischer Strukturen ist Ziel einer bewusst historisierenden Präsentation („Museum im Museum“), um den Charakter der berühmten Sammlung zu bewahren. So lässt der Stratigraphische Saal nicht nur die Geschichte des Lebens in den letzten drei Milliarden Jahren Revue passieren, sondern erinnert auch an den Tübinger Forscher Friedrich August Quenstedt. Historische Geräte und Inventarbücher dokumentieren hier gleichzeitig Wissenschaftsgeschichte. Der Saal wurde nach Stellplänen von 1903 als Naturalienkabinett eingerichtet. Die Sammlung verfolgt einen doppelten Bildungsauftrag: Für die interessierte Öffentlichkeit ist sie eine museale Einrichtung, die die Wurzeln des Faches in der europäischen Aufklärung sichtbar werden lässt, in der universitären Ausbildung ist sie für Studierende der Biologie und Geologie ein dreidimensionales Lehrbuch.
Zur Geschichte der Sammlung und der Paläontologie in Tübingen
Die Paläontologische Sammlung der Universität Tübingen gehört mit ihren fast eine Million Objekten zu den größten und bedeutendsten Universitätssammlungen in Europa und genießt weltweite Bekanntheit. Zu ihren Highlights gehören neben zahlreichen Meeressauriern eine einzigartige Präsentation von säugerähnlichen Reptilien, zwei Skelette des schwäbischen Dinosauriers Plateosaurus, eine Gruppe von Höhlenbären und zahlreiche herausragende Funde aus Baden-Württemberg.
Tübingen gehört seit dem frühen 18. Jahrhundert zu den klassischen Standorten der Paläontologie in Europa. Ihr maßgeblicher Vertreter im 19. Jahrhundert war Friedrich August Quenstedt, einer der weltweit führenden Paläontologen dieser Zeit. Auf seine Forschungstätigkeit geht ein Großteil der Sammlung zurück. Weltweit entscheidende Impulse zur Fortentwicklung der Paläontologie als Wissenschaft über die Evolution von Organismen und Ökosystemen kamen im 20. Jahrhundert von Tübinger Paläontologen wie Friedrich Freiherr von Huene, Otto Heinrich Schindewolf und Adolf Seilacher. Die Universität Tübingen nimmt damit seit mindestens 175 Jahren innerhalb des Faches weltweit eine Spitzenstellung ein. Innerhalb Deutschlands ist die Paläontologie in Tübingen mit fünf Lehrstühlen der zahlenmäßig stärkste Standort.
Kontakt:
Prof. Dr. Madelaine Böhme
Universität Tübingen
Fachbereich Geowissenschaften
Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeoecology (HEP)
Sigwartstraße 10
72074 Tübingen
Tel.: +49 (0)7071- 29 73191
madelaine.boehme@senckenberg.de
Bildmaterial senden wir auf Anforderung hochaufgelöst zu (07071-2977851 oder
bildarchiv@uni-tuebingen.de) (s. pdf).
Fotos: Jan Münster, Universität Tübingen
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Geowissenschaften, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Pädagogik / Bildung
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Studium und Lehre
Deutsch
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